Gestern haderte ich mal wieder mit mir ob ich nicht doch lieber Medizin studiert hätte, da schrieb die kleine Aufschneiderin mir im Twitter ich solle darüber doch einen“Was wäre wenn“ Artikel schreiben. Und nach kurzem Nachdenken fand ich die Idee garnicht schlecht. Viele von uns haben einen Beruf den sie gerne ausüben würden, also warum nicht mal den anderen erzählen wie man sich einen Tag im Traumjob so vorstellt? Und herausfinden was genau man eigentlich über den vermeindlichen Traumjob weiß. Sollte jemand in seinem Traumjob arbeiten , dann kann er oder sie auch gern seinen Albtraumjob beschreiben
Ich mache mal den Anfang und beschreibe meinen Tag als Ärztin
Ein wenig Klischee und Idealisierung sehe man mir bitte nach …ich bekomm ja immer nur Bruchstücke mit und schließlich will man beim Traumjob ja nicht ans negative denken
Montag morgens halb 8 in einem Krankenhaus auf dem Land. Frau Dr. Kranke Schwester schlürt auf die Station und zieht sich im Arztzimmer um. Als ich auf den Flur trete spricht mich direkt Schwester Katja an…tausend Sachen die nach dem Wochenende geklärt werden müssen. Aber nichts davon klingt lebensbedrohlich, also erstmal zur Frühbesprechung. Dort besprechen wir… irgendwas, ich hab keine Ahnung. Dann zurück auf die Station, Kaffee holen und erstmal auf den neuesten Stand gebracht werden. Welche Patienten sind neu , was war am Wochenende? Dann dem Pflegepersonal die Kurven abringen und Visite machen. Die meisten Patienten frühstücken gerade , einige sind bei Untersuchungen, also geht es relativ schnell. Zwischendurch kommt immer mal jemand vom Pflegepersonal und fragt dieses und jenes. Noch schnell zwei Viggos (Venenverweilkanüle, die lustigen bunten „Nadeln“ im Arm für Infusionen) legen, naja schnell ist relativ, und dann ins Arztzimmer.
Was ich da nun mache? Gute Frage. Ich tippe jetzt mal darauf das ich Befunde durchsehe, Briefe diktiere, Anrufe annehme, mich mit Kodierung herumschlage und Untersuchungen hinterher telefoniere.
Hmm was mache ich als Ärztin sonst noch? Mit meinen Kollegen sprechen, Anordnungen in die Kurven schreiben, Frühstückspause machen. Dann wieder im Arztzimmer am PC herumwerkeln. Telefonate und Gespräche mit Angehörigen führen, Vormittags in der schlecht besetzten Funktionsabteilung Untersuchungen machen. Dabei immer wieder Telefonate von Station annehmen weil Fragen sind. Mittags wieder auf Station aufschlagen. Mittagspause machen. Dann ist wieder eine Besprechung von 13 bis 14 Uhr. Ich vermute mal wir besprechen die Befunde der OP’s oder größeren Untersuchungen wie Herzkatheter und ähnlichem.
Wieder auf Station erstmal Kaffee trinken und dann wieder Befunde sichten. Gespräche mit Angehörigen und mit Patienten die meinen es sei keine Visite gewesen *seufz*
Wenn Wochenmitte wäre hätte ich Nachmittags noch Oberarztvisite. Da kann ich dann das Pflegepersonal ärgern in dem ich alles was ich morgens angesetzt habe wieder ändere
Was mache ich den Rest des Nachmittags? Hmm vielleicht hänge ich EK’s an. Mache ein Punktion. Und weiter Papierkram, Gespräche, Telefonate. Mehr Kaffee…
Und dann pünktlich (haha) um 17.00 Uhr ziehe ich mich um. Auf dem Weg durchs Dienstzimmer fängt mich jemand vom Pflegepersonal ab und ich muss noch Marcumar ansetzten Und dann gehe ich nach Hause.
So, das ist eine Mischung aus meinen Beobachtungen, Vermutungen und Vorurteilen über den Job der Arztes. Wie man sieht eindeutig gefärbt von der Arbeit auf einer internistischen Station. Wenn ich wirklich Medizin studieren würde wäre ich allerdings nicht Internistin geworden. Und auch keine Chirurgin. Mich würde die Anästhesie reizen. Aber da ich leider nicht viel im OP gearbeitet habe kann ich dazu absolut keinen Tagesablauf schreiben.
Jetzt gebe ich das ganze frei und hoffe auf eure Kommentare. Was sehe ich falsch? Was habe ich vergessen? Wo trügt der Schein? Was ist Klischee?
Ich freue mich auf Kommentare und hoffe das der ein oder andere sich beteiligt und seinen Tag im Traumjob beschreibt.