Die Laborwerte von Herrn Krause sind in Ordnung.
„Und wie geht’s ihm?“ frage ich Schwester Paula.
„Unverändert!“ sagt sie.
„Und das heißt?“
„Klarer Fall von Demissio-Syndrom!“
„Was ist denn das?“ fragt Jenny.
Zeit für eine kleine Unterrichtsstunde? Ich räuspere mich.
„Also, Demissio ist lateinisch und bedeutet…“
„Entlassung!“ sagt Jenny, „Ich bin doch nicht blöd!“
„Okay. Und Leute wie Herr Krause…“
„…haben plötzlich alle möglichen Wehwehchen sobald klar ist, dass sie entlassen werden sollen. Ist doch auch nichts Neues!“
„Du wolltest es ja wissen!“
Jenny rollt die Augen.
„Was ich wissen wollte ist…. warum ist das so? Warum wollen Leute wie Herr Krause nicht nach Hause gehen? So schön ist es bei uns doch schließlich auch nicht…“
Tja, das ist eine gute Frage… so schön ist es auf Zimmer fünfzehn wirklich nicht, vor allem mit Herrn Chromsky als Bettnachbarn… und ich wage kaum daran zu denken, wie es wohl bei Herrn Krause zu Hause aussehen mag… aber jetzt geht er erstmal in die Kurzzeitpflege. Und zwar heute noch! Pronto!
Ich gehe aufs Zimmer um ihm die frohe Botschaft zu überbringen und als ich seine Hand drücke ist mir klar, dass der Abschied nicht von Dauer sein wird…