Menschen mit Reizdarmsyndrom (RDS) wurden gefragt, ihren Stimmungszustand mit einer Farbe in Verbindung zu bringen. Die, die eine positive Farbe wählten, hatten eine neunmal höhere Wahrscheinlichkeit, auf Hypnotherapie anzusprechen als jene, die eine negative Farbe oder überhaupt keine Farbe angaben. Forscher veröffentlichten diese Beobachtungen (Link zur Studie) im Journal BMC Complementary and Alternative Medicine. Sie vermuten jetzt, dass dieser Vorgang eine gute Möglichkeit ist, ein Ansprechen auf die Behandlung vorherzusagen.
Peter Whorwell arbeitete mit seiner Gruppe von Forschern an der Universität Manchester, Großbritannien. Um die Studie auszuführen, benutzten sie eine Farbskala, das sogenannte “Manchester Farben-Rad”, das den Probanden erlaubte, Farben zu wählen, die zuvor als positiv, neutral oder negativ vordefiniert worden waren.
Die Forschergruppe selbst setzt Hypnose gegen das Reizdarmsyndrom schon seit mehr als 20 Jahren ein. Ihre Erfahrung zeigt, dass etwa zwei Drittel der Patienten auf die Behandlung ansprechen. Dabei hat sich aber herausgestellt, dass ein Patient mehr als 12 einstündige Behandlungen absolvieren muss, bevor man definitiv beurteilen kann, ob die Behandlung anschlägt oder nicht. Dies ist natürlich ein teures “Vergnügen” für alle die Patienten, die nach diesen 12 Stunden feststellen müssen, dass die Behandlung für sie keinen Sinn macht. Von daher macht es Sinn, wenn man in der Lage wäre, einigermaßen sicher das Ansprechen auf die Behandlung voraussagen zu können.
Die Wirkung dieses Experiments erklären die Forscher folgendermaßen: Wenn ein Patient in der Lage ist, seinen Gemütszustand in Form einer positiven Farbe zu beschreiben, dann ist dies ein Zeichen für eine aktive Vorstellungskraft, was wiederum eine wichtige Komponente für hypnotische Fähigkeiten darstellt. So wird die Hypnotherapie, die Prof. Whorwell und sein Team einsetzen, auch “darmfokussierte Hypnotherapie” genannt. Diese Technik zielt darauf ab, dem Patienten die Kontrolle über ihren Darm zu geben. Es hat sich im Laufe der Zeit gezeigt, dass eine Folge an Behandlungssitzungen bei vielen Patienten in der Lage war, die gastrointestinale Funktion zu verändern.
Fazit: In dieser Studie ging es nicht um die Frage, ob Hypnosetherapie in der Lage ist, gastrointestinale Beschwerden zu beeinflussen. Man weiß schon seit mehr als 20 Jahren, dass dies bei zwei Drittel der Patienten mit Reizdarm möglich ist. Es ging vielmehr darum, herauszufinden, wie man die 30 Prozent der Therapieversager voraussagen kann, damit teuere und nutzlose Behandlungssitzungen vermieden werden.
Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, dass auch in der alternativen Medizin keine Legoland-Verhältnisse herrschen und die Therapeuten sich mit Therapieversagern befassen müssen. Der Unterschied zur Schulmedizin allerdings scheint zu sein, dass man hier nach Lösungen sucht, die, wie in diesem Falle, dem Patienten helfen, kein teures Geld unnötigerweise für nicht wirksame Therapien auszugeben.
Und wie würde die profitorientierte Schulmedizin die Situation angehen?
Die würde aus dem medizinischen Nachteil einen finanziellen Vorteil machen. Sie würde dem Patienten erklären, dass man nach nur 12 Stunden noch keine Effekte erwarten kann und dass er noch 12 oder 24 Stunden draufsetzen muss. Für mich ist die Studie von Whorwell nicht nur ein Zeugnis für die Effektivität der Hypnotherapie bei Reizdarmsyndrom, sondern auch für die Ehrlichkeit, mit der hier mit den Patienten umgegangen wird.
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