Palma de Mallorca und ich – ein Update nach 3 1/2 Jahren

Palma und ich – ein update nach 3 ½ Jahren

Na mal ehrlich, eigentlich könnte ich ein update meiner Lebens- und Arbeitssituation wöchentlich schreiben. Hätte möglicherweise viel Resonanz im Internet, würde mich aber nicht satt und die Wohnung nicht warm machen im Winter. Übrigens verzeichnet mein Blog mittlerweile über 9000 „Klicks“ (so sagt man, glaube ich) im Monat. Für nen Doc auf Malle ganz schön viel. Dennoch verbringe ich die wenigste Zeit am PC, sondern mit den Menschen, die mir ihr Vertrauen schenken.

Jetzt sind drei und ein halbes Jahr vorbei, dass ich auf der schönsten Insel der Welt (wobei ich die meisten Inseln weltweit ja noch nicht einmal kenne) lebe und arbeite. Und wieder ist es an der Zeit, ein Resümee, ein Fazit zu ziehen –

1. War meine Entscheidung richtig, mit Deutschland „zu brechen“, meine sehr gut angesehene und lukrative Praxis dort zu verkaufen, die vielen netten Patienten zu verlassen, um ein neues Leben mit fast 50 Jahren aufzubauen?

2. Mit all den Risiken? Wirtschaftlich, emotional, zukunftsbezogen?

3. War es überhaupt nötig, das zu tun? Ich hatte doch gute Freunde. Warum dann also?

4. Und als Wichtigstes: Was habe ich gewonnen? Mehr Zufriedenheit? Freiheit? Liebe? „Glück“?

Sehr komplex, diese Themen. Da könnte ich lange drüber scheiben. Habe mir deshalb eine Woche Urlaub genommen:-)

 

Ich will einfach mal vorne, also bei Punkt eins anfangen. 

Die Entscheidung Deutschland zu verlassen ist aus heutiger Sicht, also nach knapp vier Jahren, sehr weitsichtig und wohl überlegt getroffen. Dass es weitsichtig war, dämmerst mir aber erst seit den letzten 2 Jahren immer mehr.

Beispiel: Frag mich: Macht dir die Arbeit Spaß? Willst du das weiter machen? Bist du erfüllt? – Bekommst du meine Antworten: Super, tolle Arbeit. Genial, da viele Möglichkeiten bestehen, mein über Jahrzehnte angelerntes und erfahrenes Wissen anzuwenden, es nicht verkümmern zu lassen. Ich fühle mich jeden Tag erneut herausgefordert ohne überfordert zu sein – eine geniale Balance in der Berufswelt! Und gerade mit jetzt 51 Jahren ist mir das noch viel wichtiger, weil meine Prioritäten sich in den Richtungen Berufs- und Lebenszufriedenheit konzentrieren. Geld ist nicht unwichtig, verliert aber immens an Reiz, wenn die Lebenszufriedenheit im Allgemeinen stimmt.

Stelle einem in Deutschland niedergelassenen Arzt die gleichen Fragen: Macht dir die Arbeit Spaß? Willst du das weiter machen? Bist du erfüllt? Ich kenne KEINEN, der momentan alle Fragen mit einem klaren „JA“ beantworten würde. Nicht ohne Grund verarmen viele ländliche Gebiete an Ärzten. Es ist so ätzend, sich vorwiegend um Bürokratie und nicht mehr um Menschen kümmern zu müssen. Viele Ärzte landen in einem Erschöpfungssyndrom (burn out).

Also zu Punkt 1 zurück: Es hat sich für mich absolut gelohnt, gerade auch kurz vor dem 50ten Lebensjahr. Das ich Patienten in Deutschland deshalb verlassen musste fiel mir sehr schwer, habe ich aber dadurch kompensiert, dass ich eine taffe und gut Nachfolgerin gefunden habe! Weiter so Suzan!

Zu Punkt 2: Mit all den Risiken? Wirtschaftlich, emotional, zukunftsbezogen?

Tja, das war einer harter Brocken, eine dicke Kröte. Insbesondere die wirtschaftliche Unsicherheit. Natürlich ist es ein Risiko in einem fremden Land ein neues Geschäft, eine ärztliche Praxis zu eröffnen, besonders wenn man vier Kinder in der Ausbildung hat. Aber was soll ich groß rumlamentieren – es hat doch geklappt! Der Erfolg gibt mir recht! Meine Kinder können weiter studieren, keiner nagt am Hungertuch.


In den nächsten Tagen schreibe ich an „Palma und ich“ weiter.

Bis dahin sonnige Inselgrüße

Doc Peter

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *