Warten auf die Therapie

„Ach, Herr Doktor…“ stöhnt Frau Gerber und schaut aus dem Fenster.
Ich bemühe mich, so fröhlich wie möglich zu klingen, so gut das halt geht am Montagmorgen.
„Ja, was ist denn heute los mit Ihnen?“
„…is halt so langweilig…“
„Ja?“
„…passiert ja nix hier im Krankenhaus… Tag für Tag dasselbe…“
„Hmmm.“
„…und im Fernsehen auch immer nur derselbe Mist…“
„Da hamse Recht!“
„…irgendwann will man das auch nicht mehr sehn…“
„Ja, dann besorgen Sie sich doch mal ein gutes Buch! Was halten Sie davon?“
„…meine Nichte hat mir da gestern eins mitgebracht…“
„Ein Buch? Oh, das ist ja toll!“
„…gar nicht toll. Langweilig…“
„Was is’n das?“
„Ja, son Arztroman halt…“
„Ist doch super!“
„Nee, langweilig…“
„Warum?“
„Is doch immer dasselbe… am Ende kriegense sich und sonst ist nix passiert…“
„Was lesense denn sonst so?“
„Ja, Krimis und so.. oder spannende Bücher halt…“
„Jaaaaa…“
„Was grinsen Sie denn so, Herr Doktor?“
„Ich glaub, ich hätte da was für Sie!“
„Echt?“
„Ja, dauert aber noch’n bisschen…“
„Wie meinen Sie das?“
„Son Buch halt. Ist aber noch nicht ganz fertig…“
„Was jetzt?“
„Kommt demnächst. Übernächste Woche oder so. Tolles Buch, sag ich Ihnen! Ganz was Besonderes!“
„Und was steht da drin?“
„Verrate ich nicht. Müssense schon selber lesen. Und noch ein ganz kleines bisschen Geduld!“

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