Morgens um acht ist die Welt wieder in Ordnung.
Mit gekonnter Routine habe ich die Namen der neu aufgenommenen Patienten der vergangenden Nacht heruntergerattert und bin nur einmal kurz ins Stocken geraten.
„Stroop Balthasar? – äh… gegen ärztlichen Rat wieder gegangen!“
Oberarzt Heimbach nickt wortlos.
Dann rauf auf Station, noch ein wenig aufräumen. Eigentlich wird erwartet, dass man nach dem Dienst noch eine komplette Visite macht und wenn man Sarah heißt, dann tut man nicht nur das, sondern schreibt anschließend noch siebenundzwanzig Entlassbriefe und führt achtzehn Sonographien und fünf Belastungs-EKG’s durch. Wenn man Benno heißt…. dann hat man seine Sachen etwas besser organisiert und bewegt sich um halb elf am Pförtner vorbei in Richtung Ausgang.
Die Vormittagshitze schlägt mir entgegen. Warum habe ich Idiot eigentlich eine Jacke an? Schnell ausgezogen und in den Rucksack gesteckt. Stattdessen die Sonnenbrille aufgesetzt. Vierundzwanzig Stunden lang habe ich nur funzeliges Neonlicht gesehen. Und nein, ich bin nicht müde, sondern hellwach… hyper-wach, wenn man das so sagen darf, man fühlt sich als ob man neben sich steht wie ein Statist in einem Film, in dem man eigentlich gar nicht mitspielt…
Jetzt ins Bett gehen? Schlafen?
Nicht an diesem strahlendblauen Frühlingsmorgen!
Langsam gehe ich dirch die Straßen. Um diese Zeit ist slbst Bad Dingenskirchen wunderschön… Ich erreiche den Marktplatz und nehme an einem der Tische draußen vor Gepettos Cafe Platz.
Gepetto weiß genau, was ich jetzt brauche.
„Wie immer?“ fragt er und ich nicke wortlos.
Rücke meine Sonnenbrille zurecht. Schiebe den Schirm meiner Mütze tief ins Gesicht.
Und dann steht ein duftender dreifacher Espresso vor mir.
Ob Balthasar sich noch hier irgendo herumtreibt? Aber ich wollte ja nicht mehr an ihn denken. Nee, heute nicht.