Beruf Landarzt – besser geht’s nicht (5)

Meine graphischen Darstellungen der hausärztlichen Entwicklung in den Dörfern A-D war für Laien nicht sehr übersichtlich.
Deswegen gibt es hier noch einmal eine zusammenfassende Erklärung:

1. der fiktive Beobachtungszeitraum betraf die Jahre von 1995 – 2011
2. die Ausgangslage der ärztlichen Situation 1995: 4 Dörfer 5 Hausärzte mit einem in diesem Bereich damals als normal zu betrachtenden Arbeitsaufwand zwischen 40 – 60 Stunden die Woche, dazu wechselweise Notdienst am Wochenende. Unter der Woche war/ist jeder Arzt für seine Patienten selbst zuständig. Urlaubszeiten wurden unter den hausärztlichen Kollegen weitgehend abgesprochen. Die Einigung lautete, jeweils einmal 2 Wochen und einmal 3 Wochen im Jahr wollte man sich gegenseitig vertreten.
3. die Ausgangslage der Patientenzahlen 1995: 4 Dörfer mit rein rechnerisch 78 umliegenden Gemeinden, wobei nicht erlaubt ist, die angegebenen umliegenden Ortschaften einfach zu addieren. Die Grenzen der hausärztlichen Versorgung sind überlappend, so dass sich die Herkunft der Patienten durchaus überschneidet, bzw. einige der umliegenden Ortschaften auch durch die Ärzte in den beiden Kleinstädten im Nordosten und im Süden versorgt werden.
4. Nach und nach werden die hausärztlichen Praxen aufgegeben, manche erst nachdem versucht wurde, mit reduzierten Patientenzahlen zurechtzukommen. Diese Entwicklung führt zu einer erheblichen Überbelastung der verbleibenden Hausärzte.
5. Ende 2011 wird nur noch ein Hausarzt in Dorf A von den ehemals 5 Hausärzten übrig sein. Dieser hat allerdings bereits angekündigt hat, dass er diese Situation nur noch ein Jahr durchhält. Er will mit Anfang sechzig im Sommer 2012 seine Praxis ebenfalls schließen. Nachfolger gibt es in allen 5 Fällen nicht.
6. Im Jahr 2011 werden noch 2.400 + 800 = 3.200 Patienten pro Quartal in den Dörfern A und C direkt versorgt. Die restlichen 2.800 (vormals 6.000 Patienten insgesamt) sind wohl in der hausärztliche Versorgung der nahe liegenden Kleinstädte untergekommen.
7. In der südlichen Kleinstadt kommt es durch die Altersentwicklung der Hausärzte ebenfalls zu Engpässen.
8. Es ist klar, dass es durch diese Situation im gesamten Umkreis keine Niederlassungsbeschränkung für Hausärzte existiert. Auf Deutsch: Wer will kann sich niederlassen. Nur es will keiner.
9.Durch die Entwicklung von 1995 – 2011 in diesem Beispiel ist klar erkennbar, dass sich der Landarztmangel selbst verstärkt. Denn: Je mehr Landarztpraxen einer Umgebung keinen Nachfolger finden, umso stärker wird die Arbeitsbelastung der verbleibenden Kollegen und umso unattraktiver werden die verbleibenden Praxen für potentielle Nachfolger. Wer sich als Jungarzt beispielsweise entschließt, sich im Jahr 2012 als Nachfolger des verbliebenen Arztes niederzulassen, ist verraten und verkauft. Kinder braucht er nicht zeugen, er wird sie eh nicht sehen. Falls er verheiratet ist, kann er sich prophylaktisch scheiden lassen. Denn er wird auch für die Ehe keine Zeit haben. Für Frauen, die zumindest zeitweise wegen Mutterschutz ausfallen, sind für derlei Praxen vollkommen unattraktiv.
10. 2012 wird in den Dörfern A-D, was die landärztliche Versorgung betrifft, das Licht ausgemacht. Ein Jungmediziner stünde, falls er eine Niederlassung wagte, vor einem kompletten Neuanfang. In diesem Fall steht nicht mehr der Schrecken der Patientenzahlen im Vordergrund. Es gibt ja vordergründig keine Patienten mehr. Sie haben sich alle einen anderen Hausarzt gesucht. Das würde zwar in der Realität sofort anders aussehen, wenn sich ein Arzt in Dorf A, B, C oder D niederlässt. Aber mit welchen Zahlen soll der Jungarzt rechnen? Mit Null? Dann wäre es betriebswirtschaftlicher Unsinn, sich niederzulassen. Mit 3.200 oder gar mit 6.000, dann wäre es medizinisch und menschlicher Unsinn sich niederzulassen.

In den nächsten Artikeln geht es ums Geld und um die Neuordnung der landärztlichen Versorgung. Die gute Nachricht ist: Es geht – sehr gut sogar!

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