Drei Jahrzehnte verlief mein Leben eigentlich sehr geradeaus. Gut, 1985 der Umzug von Gießen nach Münster mit etlichen Problemen und dann die beginnende Depression. Aber sonst? Ich bekam gegen Ende der Schulzeit noch eine ernsthafte Idee, welchen Beruf ich erlernen wollte (vorher hatte ich den Erwachsenen erzählt, ich wolle Architekt werden, was mich zwar nicht die Bohne interessierte, aber die Leute zufriedenstellte, und meinen MitschülerInnen, ich wolle Schäfer werde, was diese garantiert genauso glaubten wie ich). Ich machte Zivildienst, machte meine Krankenpflegeausbildung, danach schaffte ich für fünfzehn Jahre auf meiner Station.
Als meine Depris mich dann 2006 das erste Mal so in die Knie zwangen, daß ich aufgenommen werden mußte, bekam ich das erstmalig Angst, ich könne berufsunfähig sein oder werden. Nun gut, bis dieses Jahr habe ich mich mal mehr, mal minder erfolgreich dagegen aufgelehnt. Dieses Jahr, das letzte, welches eine 3 voranstehen hat, ist das Jahr des Karriereknicks vom ausbildenden Krankenpfleger zum Quotenbehinderten. Und doch- erschüttern tut mich dies eher weniger. Andere Dinge, die da drumherum gelaufen sind, waren wesentlich schlimmer.
Die menschlichen Enttäuschungen eben gegenüber einer relativ großen Zahl von Personen zum Beispiel. Allerdings- das außerbetriebliche Umfeld ist Umfeld Nummer eins ist perfekt. Da hat mich noch nie jemand im Stich gelassen oder enttäuscht. Dafür bin ich um einige Erkenntnisse reicher.
– an Dein betriebliches Engagement wird sich irgendwann niemand mehr erinnern
– wenn man sich irgendwann in besseren Zeiten dafür bedankt hat, dann hast Du ein Riesenglück gehabt
– Nimm, was Du kriegen kannst, denn genau das macht man auch mit Dir
– Sozial ist, was anderen nützt, aber Dir schadet
Naja, vielleicht bin ich im nächsten Jahrzehnt (nächstes Jahr) dann ein wenig gnädiger.
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