Der Übeltäter scheint gefunden: Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), das Bundesinstitut für Risikobewertung (Bfr) und das Robert Koch-Institut (RKI) gaben heute eine gemeinsame Pressemitteilung zu der derzeit grassierenden EHEC- Epedemie heraus. Demnach deutet immer mehr darauf hin, dass die Sprossen aus Niedersachsen die Quelle für den EHEC-Ausbruch waren…
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Was haben Sie vor fünf Tagen zu Mittag gegessen? Und zum Abendbrot und zwischendurch? Was haben Sie anschließend gemacht? Haben Sie in den letzten Tagen ein Restaurant besucht? Welche und wie viele Süßigkeiten haben Sie in den letzten sieben Tagen verzehrt? Und wo haben Sie Ihre Lebensmittel eingekauft?
So oder so ähnlich lauten die Fragebögen, die EHEC-Patienten ausfüllen müssen. Mal ehrlich: Könnten Sie sich an all diese Dinge noch sicher erinnern? Also ich hätte da so meine Schwierigkeiten. Aber anhand solcher Fragen hoffen die Ärzte schon seit Wochen, endlich die Quelle des derzeit grassierenden EHEC-Keims (Enterohämorrhagische Escherichia (E.) coli) coli aufzuspüren.
Eine Sisyphusarbeit, die jetzt endlich erste Erfolge zu bringen scheint: Erst waren es die Gurken, dann die Sprossen, dann wieder Gurken – zumindest die eine aus Magdeburg – jetzt sind es wieder die Sprossen. Gerade habe ich auf tagesschau.de gelesen, dass die Warnung für Tomaten, Salat und Gurken wieder aufgehoben wurde, die für Sprossen aber bestehen bleibt. Denn die Hinweise auf den Bio-Hof und Sprossenhersteller im niedersächsischen Bienenbüttel verdichten sich weiter. Und das, obwohl nur 28 Prozent der Befragten durch das RKI angaben, Sprossen gegessen zu haben und die Proben bislang alle ohne EHEC waren. Trotz des Verdachts wurden zunächst nur die Sprossenlieferungen des Hofs gestoppt. Anderes Gemüse durfte weiterhin ausgeliefert werden. Seit Sonntag allerdings hätte kein Gemüse mehr den Hof verlassen, erklärten die Betreiber. Jetzt ist der Hof komplett gesperrt.
Viele Meinungen also, viele Warnungen und vor allem viel Verunsicherung. Viele Stimmen werden laut, dass es voreilig gewesen wäre, vor Gurken, Salat und Tomaten zu warnen. Die Bauern beschweren sich und die Spanier wollen klagen. Irgendwie ist das alles verständlich, doch auf der anderen Seite: Was wäre gewesen, wenn niemand eine Warnung ausgesprochen hätte, wir munter alles weiter gegessen hätten und jetzt schon alle krank wären. Dann hätten nämlich auch alle geschrieen, oder? Ist es nicht besser, einmal zu viel zu warnen als einmal zu wenig? Oder verunsichert das die Bevölkerung nur?
Die Zahl der Neuinfektionen mit EHEC scheint indessen seit einigen Tagen rückläufig zu sein. Bislang haben sich laut Robert Koch-Institut bundesweit mehr als 2800 Menschen mit EHEC infiziert. Mehr als 720 Patienten erkrankten an der gefährlichen Komplikation HUS (hämolytisch-urämischen Syndrom), 29 Menschen (tagesschau.de) starben bisher.