Ein wichtiger Aufruf von Nicoretta:
Liebe Leser von Pharmamas Blog,
Pharmama hat uns in ihrem Blog schon über „Die Folgen der Selbstdispensation“ informiert und uns auch erklärt „Warum es Apotheker braucht“. Aus aktuellem Anlass werde ich diese Themen nun in einem Gastbeitrag nochmals kurz aufgreifen:
Ärzte und Apotheker geniessen unterschiedliche medizinische Ausbildungen und haben deshalb logischerweise auch unterschiedliche Fachkompetenzen. Der Arzt ist der Spezialist für die Diagnose und die Behandlung; der Apotheker kennt sich mit der Pharmakologie und der Galenik bestens aus und kümmert sich um die Versorgung des Patienten mit Medikamenten. Die beiden Leistungserbringer des Gesundheitswesens ergänzen sich also optimal und erhöhen durch ihre Zusammenarbeit die Patientensicherheit und die Qualität der Therapie.
Die Selbstdispensation stört das gute Verhältnis und die Zusammenarbeit zwischen (Haus-)Ärzten und Apothekern empfindlich, weil sie aus jahrhundertealten Partnern Konkurrenten macht. Und genau deshalb ist folgendes internationaler Standard: Wer verschreibt, der gibt nicht ab! Dies soll auch falsche finanzielle Anreize bei der Verschreibung verhindern und wird deshalb zum Beispiel auch vom Preisüberwacher gefordert.
Dennoch haben die aargauer Ärzte anfangs dieses Jahres eine Volksinitiative lanciert („Ja zur ärztlichen Medikamentenabgabe“), um das Selbstdispensations-Verbot im Aargau an der Urne aufheben zu lassen.
Sollte der Aargau ein Selbstdispensations-Kanton werden, so werden viele Apotheken schliessen müssen. Dann wird man sich dort auch keine Medikamente für die Selbstmedikation mehr kaufen können. Besonders die Apotheke im Dorf wird es treffen, so dass das gute Apothekennetz im Aargau geschwächt wird ohne, dass neue Hausärzte dazu kommen! Denn die ärztliche Selbstdispensation löst das aktuelle Problem des Hausärztemangels nicht.
Die Apotheken haben im Gesundheitswesen der Schweiz noch andere Aufgaben als die Abgabe von Medikamenten auf Rezept: Sie bieten zum Beispiel ohne Voranmeldung eine gratis Beratung durch eine Medizinalperson und entlasten so die Hausärzte von Bagatellfällen. Ausserdem beliefern sie Heime, bieten einen 24-h-Notfalldienst an, machen Hauslieferungen und bestellen fehlende Medikamente innerhalb eines halben Arbeitstages.
Bezieht man seine Medikamente beim Arzt verzichtet man auf eine doppelte Kontrolle (4-Augen-Prinzip) und eine unabhängige Zweitmeinung durch eine Medizinalperson, nämlich den Apotheker. Ausserdem muss man bei jedem Bezug beim Arzt normalerweise auch eine Konsultation bezahlen; das lohnt sich besonders bei Langzeittherapien nicht.
Deshalb haben die aargauer Apotheker nun ihre eigene Initiative gestartet: „Miteinander statt Gegeneinander“! . Diese will die Zusammenarbeit von Apothekern und Ärzten, aber auch anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen fördern und das Selbstdispensations-Verbot aufrecht erhalten, was hoffentlich auch Kosten sparen wird.
Ich bitte nun all jene Leser die im Aargau stimmberechtigt sind, in eine Apotheke im Aargau zu gehen und dort für unsere Initiative zu unterschreiben, damit wir auch in Zukunft noch für unsere Patienten da sein können.
Eure Nicoretta
Dazu kann ich nur sagen: Mitmachen! Wer im Aargau wohnt und auch weiterhin eine gute Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker will und eine gutes und zahlbares Gesundheitssystem, der unterschreibe die Petition. Entweder direkt in einer Aargauer Apotheke, oder man kann auf der „Miteinander statt Gegeneinander“ – Seite das Formular herunterladen und selbst Unterschriften sammeln.
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