Liebe Nachwuchskollegen,
lasst Euch nicht unterkriegen. Eigentlich dürfte ich gar nicht Arzt sein, wenn ich immer auf das Jammern gehört hätte. Mit einer Zwei vor dem Komma im Abi und sieben Bewerbern pro Studienplatz hätte ich eigentlich gar nicht mit dem Studium beginnen dürfen. Das Los entschied zu meinen Gunsten. 1. Semester, 1. Tag, 1. Vorlesung: Der Prof. betritt den Raum mit den Worten: “Was wollen Sie eigentlich alle hier, gehen Sie wieder nach Hause, studieren Sie etwas anderes, wir brauchen Sie alle nicht…” – also Motivation pur. So und ähnlich traf ich viele weitere frustrierte Kollegen im Studium und auch in der Niederlassung wurde ich noch von Kollegen mit den aufmunternden Worten begrüßt: “Sich jetzt niederzulassen grenzt an Wahnsinn…”
Komisch nur, dass ich immer Spaß an der Medizin hatte, dank einer experimentellen Dissertation sogar ein DFG-Stipendium für eine zweijährige Post-Doc Stelle in Kalifornien erhielt, mich dann im Rahmen meiner Facharztausbildung an einer Uniklinik aber mit Grausen vom deutschen Wissenschaftsbetrieb abwendete und jetzt seit acht Jahren in einer Kleinstadt eine gut gehende Praxis betreibe, die es betriebswirtschaftlich locker mit jeder Großstadtpraxis aufnehmen kann. Und das bei gleichzeitig größerer Lebensqualität. Ich bin mit meiner jetzigen Situation sehr zufrieden und würde alles genau so wieder machen.
Also mein Tipp: Macht einfach das, was Euch Euer Bauchgefühl sagt, es ist fast immer richtig. Macht eine experimentelle Doktorarbeit, haltet Euch alle Wege (Klinik, Hochschule und Wissenschaft, eigene Praxis oder Industrie) offen und absolviert ein PJ-Tertial in dem Fach, in dem Ihr Euch eine Facharztausbildung vorstellen könnt. Glaubt an Eurer Fähigkeiten und geht den Jammerlappen aus dem Weg. Viel Erfolg!