Tipps für Nachwuchs-Mediziner: Kooperationen erleichtern die Arbeit

In Anbetracht einer der größten Veränderungen im Gesundheitswesen, sind heute neue Ideen und aktive Initiativen gefragt. Nicht der Gesetzgeber oder die Kommunen sollten zur Hilfe gerufen werden, sondern die Ärzteschaft sollte sich selber überlegen, wie den zukünftigen Anforderungen an die veränderten Bedingungen des Gesundheitswesens begegnet werden kann.

Einerseits möchte die jüngere Generation Familie und Beruf besser verbinden, andererseits verlangen die Patienten mehr Mitspracherechte und glauben sich in der Lage zu befinden, durch die Informationen aus den zugänglichen Kommunikationsmitteln mitreden zu können. Ob das für den kranken Menschen selbst vorteilhaft ist, lassen wir an dieser Stelle offen. Denn eine vertrauensvolle Haltung zum behandelnden Arzt entbindet natürlich auch von der eigenen Entscheidung.

Tatsache ist, dass sich unser Berufsbild ändert. Dabei wird es immer wichtiger, Kooperationen im ambulanten Bereich zwischen Fach- und Hausärzten zu suchen und eine Verbindung aufzubauen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung. Beim Verkauf oder Kauf einer Praxis geht es nicht mehr darum, die Zulassung zum Praktizieren oder den Patientenstamm zu erwerben oder zu veräußern, sondern darum, einen Betrieb anzubieten, der den Erfordernissen der zukünftigen Arbeitsbedingungen gerecht wird.

Wie ist die Praxis mit anderen Einrichtungen verbunden, wie sind die Möglichkeiten, andere Kolleginnen und Kollegen in eine gemeinsame Versorgung mit aufzunehmen? Fragen nach der Rufbereitschaft (Notdienst) stellen sich genauso wie die Regelung von Urlaubsvertretung oder gemeinsam mit anderen Praxen zu versorgende Objekte, etwa Seniorenheime. Die ausscheidenden Ärzte sollten entsprechende Vorbereitungen treffen, die jüngeren sollten schon im Vorfeld versuchen, Allianzen aufzubauen.

Nach 20- jähriger Tätigkeit in einer Einzelpraxis im Stadtrandgebiet habe ich mich vor drei Jahren aus diesen Gründen entschlossen, Räume in einem Krankenhaus zu mieten, um dort meine Einzelpraxis mit Schwerpunkt Palliativversorgung weiter zu betreiben. Gründe waren die enge Verbindung zu einer stationären Einrichtung mit dem Ziel einer verbesserten Kooperation, die Möglichkeiten einer Praxiserweiterung durch Zunahme von Kolleginnen und Kollegen, die zentrale Lage mit einem entsprechenden Patientenaufkommen.

Inzwischen hat sich die Zusammenarbeit eingespielt. Gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen, der enge zeitnahe Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen bei der Behandlung gemeinsamer Patienten, die unkomplizierte konsiliarische Unterstützung bei Problemfällen, die reibungslose Zusammenarbeit mit der Ambulanz geben mir das Gefühl, den täglichen Ablauf nicht mehr alleine bewältigen zu müssen und vermitteln eine Spur von Sicherheit. Die Weiterbildungsassistenten in meiner Praxis können zusätzlich praktische Erfahrungen bei den Untersuchungen machen, die im Krankenhaus durchgeführt werden und erweitern dadurch das Ausbildungsspektrum.

Zusätzlich versuche ich die Kooperation mit ausgesuchten niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen zu vertiefen. Dabei steht neben der gemeinsamen Versorgung von zum Beispiel Pflegeheimen oder den Palliativpatienten, einer unkomplizierten Urlaubsvertretung insbesondere auch bei ungeplanten Kurzurlauben, die gemeinsame Nutzung von Zusatzangeboten wie Blutdrucklangzeitmessungen, Langzeit- EKG oder spezialisierten Ultraschalluntersuchungen im Vordergrund.

Dieses Kooperationsnetz soll in den nächsten Monaten weiter ausgebaut werden. Denkbar ist auch eine engere Verbindung zu Fachärzten mit bevorzugter Terminvergabe. Im Gegensatz zu Gemeinschaftspraxen ist die Bereitstellung von Investitionsgeldern bei dieser Art der Vernetzung nicht Voraussetzung. Je nach Entwicklung des Gesundheitswesens und der Anpassung der Gebührenordnung kann aber relativ unkompliziert eine fach- und ortsübergreifende Berufsausübungsgemeinschaft daraus werden.

Natürlich kann nicht jeder dieses Modell aufgreifen. Wichtig ist, Ideen der Standortwahl, der Zusammenarbeit mit anderen Kolleginnen und Kollegen und der Planung von Kooperationen mit dem Ziel der Arbeitserleichterung zu entwickeln. Das sollten sowohl diejenigen tun, die ihre Praxis in absehbarer Zeit abgeben wollen als auch diejenigen, die die Übernahme einer Praxis beabsichtigen. Nicht ohnmächtige Resignation, sondern phantasievolle Bereitschaft zur Veränderung individueller Arbeitsbedingungen lassen gerade die hausärztliche Tätigkeit wieder zu dem werden, was sie eigentlich ist – eine wunderbare Arbeit mit Menschen, einer der schönsten Berufe.

Unter derartigen Bedingungen wird die Arbeit trotz Kritik an unserem Honorarsystem wieder zu dem, was wir uns bei Beginn des Studiums vorgestellt haben: eine dankbare Arbeit mit den Patienten unter Berücksichtigung einer ausreichenden Freizeit für Familie und Hobbys.

Die Homepage von Dr. Eckhard Starke finden Sie unter:
www.hausarzt.ketteler-krankenhaus.de

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