über die heilsame Wirkung von Kaffee

Der junge Mann ist mit Notarzt gekommen und jetzt liegt er da in Kabine zwo und stöhnt und jammert. Akutes Abdomen heißt es, und das kann erstmal so ziemlich alles sein, entweder ein durchgebrochener Blinddarm mit dicker Bauchfellentzündung oder auch ein quersitzender Furz. Unsereins lässt sich davon jedenfalls nicht aus der Ruhe bringen, wir spulen das gewohnte Programm ab. Und das heißt: Blut abnehmen, venösen Zugang legen, Infusion anhängen mit Schmerzmittel drin, Ultraschalluntersuchung und dann allmählich mal die Chirurgen anfunken.
Und während wir auf den Meister der messerschwingenden Zunft warten, könnte man die Zeit nutzen um ein paar kluge Sätze in die Krankenakte zu schreiben.
„Gibt’s irgendwelche Vorerkrankungen?“ frage ich den Patienten.
Der schüttelt den Kopf.
„Nee, eigentlich nicht, aber…“
„Aber was?“
„Aber… äh… ich war heute noch nicht…“
„Sie waren heute noch nicht… was?“
„Na, aufm… Klo…“
Aha?
„Wann waren Sie denn zuletzt?“
„Gestern. Ich gehe jeden Morgen.“
Hmmm.
„Sie gehen jeden Morgen?“
Der Patient schielt auf meine Kaffeetasse.
„Krieg ich auch einen?“ fragt er.
„Das geht aber nicht!“ sagt Jenny.
„Warum nicht?“
„Weil Sie nüchtern bleiben sollen… für den Fall, dass Sie operiert werden müssen…“
„Ich hatte aber heute noch keinen!“
„Keinen… was?“
„Na, keinen Kaffee! Ohne meinen Kaffee kann ich nicht…“
Kein Wunder, dass es ihm schlecht geht!
„Er kann einen haben!“ sage ich zu Jenny.
„Aber die Chirurgen…“
Oberarzt Biestig ist der größte Choleriker unter der Sonne. Der wird so oder so etwas auszusetzen haben und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Anlass für einen Tobsuchtsanfall finden. Und wer weiß, wie lange es noch dauert, bis er auftaucht. Und warum sollte ich diesen jungen Mann bis dahin ohne Koffein im Blut darben zu lassen? Ich bin doch schließlich kein Kerkermeister!
„Ist schon okay. Gib ihm einen Kaffee! Das nehme ich auf meine Kappe!“
Der Patient strahlt. Und eine Viertelstunde später strahlt er immer noch.
„Es hat geklappt, Herr Doktor!“
„Was hat geklappt?“
Er druckst ein wenig herum
„Na… es… äh… Sie wissen schon… hat geklappt. Darf ich jetzt heimgehen?“
Merke: koffeininduzierte Darmentleerung kann Wunder wirken.

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