Wie lange liegt die Zeit zurück… am 18. Juni 1985 (der 17. war damals noch ein Feiertag) wurden die Zelte in Gießen endgültig abgebrochen. Mein Vater arbeitete schon länger hier in Münster, meine älteren Schwestern hatten die Schule fertig, wir zogen hinterher. Ins Grüne, weit draußen, neben meines Vaters neuer Klinik, in eine tolle alte Villa als Dienstwohnung.
Mit einem Schlag war alles anders.
In Gießen, genauer im Ortsteil Kleinlinden, und in der Umgebung hatte sich das Leben abgespielt, wenn wir nicht gerade in die Ferien fuhren. Im Wald spielten wir Indianer… Viele Jahre später, im Frühjahr 2006, als ich für ein paar Tage zurückkehrte, sah ich tatsächlich noch Spuren unseres Wirkens. Und stellte fest, daß das Waldstück, welches unser Kosmos war, eigentlich ziemlich winzig war, ein Dreieck mit lächerlichen 300m Kantenlänge. Der Schulweg, der erstmal die unglaublich steile Saarlandstraße hinaufführte, war schier endlos (ca. 15 Minuten in heutigem Tempo zu Fuß), weshalb wir täglich neue Abkürzungen fanden, von hintenrum durch die Brust ins Auge vielleicht drei- bis viermal so weit, aber natürlich sehr viel kürzer. Teilweise umrundeten wir halb Kleinlinden.
Seltsamerweise gab es nie Ärger, obwohl diese Abkürzungen den großen Vorteil hatten, daß man dort seltene Busfahrkahrten sammeln konnte. Ich war der King- ich hatte ALLE, sogar die unglaublich sensationelle Sechszonenkarte! Natürlich griffen wir dafür auch in den Übelkübel.
So klein mein großes Dorf heute. Und vieles ist noch da. Und von manchem Kameraden finde ich die Haustür noch.
Ich war dreizehn, als ich ging. Heute bin ich dreimal so alt. Münster ist meine Heimat.
Und doch: die Sehnsucht bleibt.
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