Man stelle sich mal folgendes Szenario vor: Der Geschäftsführer eines börsennotierten Fußballvereins verkündet, dass der Verein mehr Gewinn machen müsse. Weil eh immer mindestens ein Spieler der Mannschaft wegen Rupperei vom Platz fliegt, beschließt die Vereinsspitze, künftig nur noch 10 Mann auf’s Feld zu schicken. Die ackern sich zunächst auch die Hacken wund, bis Geschäftsführung und Trainer sagen: “Die können das auch zu neunt.” Es ist nicht mehr schön, die Mannschaft macht keinen mehr rein, rennt nur noch dem Ball hinterher und am Ende schmeißen die Zuschauer halb gefüllte Bierbecher nach den “Loosern” auf dem zerfurchtem Grün. Der Verein spart hingegen erfolgreich die Kohle und erklärt den Aktionären, man wolle die Gewinnerwartung noch etwas hochschrauben, es gäbe noch Einsparpotentiale. Fünf weitere Spieler werden gefeuert freigesetzt und durch fünf Treckerfahrer aus einer maroden Kolchose sehr weit aus dem Osten des Kontinents ersetzt. Die haben noch nie ein Fußballfeld betreten, stehen aber gerade zur Verfügung und werden vom Verein immerhin kurz und kompetent in das komplexe Regelwerk eingeführt: der Ball muss da rein – und nicht anfassen!
Absurd – kein Mensch käme auf die Idee. Es sei denn, es geht nicht um Fußball, sondern um Pflege. Da wundert sich niemand, wenn mit zuwenig Personal zu viel Arbeit bewältigt werden muss. Da schreit auch keiner, wenn statt qualifiziertem Personal noch mehr Hilfskräfte eingesetzt werden. Im Gegenteil – vielen ist es die einzig wahre Lösung für den Mangel an qualifiziertem Personal. Und das verbliebene Personal muss den Mangel kompensieren, vielmehr ausbaden.
Pflegende wehren sich zu selten gegen die Bedingungen. Das scheint sich aber zu ändern. Wünschenswert wäre, wenn sich alle Arbeitgeber im Gesundheitswesen ihrer Verantwortung bewusst wären – es gibt ja Beispiel, wie es auch in schwierigen Zeiten gut laufen kann. Und die Politik? Ach, die hat gerade wichtigeres zu tun…(Zi)
Der Hinweis auf die Ereignisse in Münster kam von Ulf – vielen Dank dafür