Das ist doch klar wie Kloßbrühe!

Der Start von Lebensmittelklarheit.de

Seit gut einer Woche ist das neue Verbraucherportal www.lebensmittelklarheit.de jetzt online und sorgt seitdem für Aufregung unter Politikern, der Lebensmittelindustrie, Verbraucherschützern und Verbrauchern. Die einen freuen sich, die anderen fühlen sich öffentlich an den Pranger gestellt.

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Foto: © Gabi Schoenemann/www.pixelio.de

Nachdem sich das Portal vom ersten Ansturm erholt hat und wieder gut erreichbar ist, klicke ich mich rein: Zehn Produkte sind mittlerweile auf der Seite veröffentlicht und einige davon meiner Meinung nach zu Recht. So ist auf der Vorderseite einer Sprühsahne zum Beispiel nicht vermerkt, dass diese Alkohol enthält. Erst wenn man die Zutatenliste auf der Rückseite – also das Kleingedruckte – liest, fallen einem die 4,6 Prozent darunter ins Auge. Und wer erwartet in einer Sprühsahne schon Alkohol?  Und bei der Zusatzbezeichnung „Advokaat“, mit der sich der Hersteller unter anderem rechtfertigt, denke ich höchstens an Versicherungen, aber nicht an Eierlikör. Wenn man bedenkt, dass die Sahne ungefähr soviel Prozent hat wie Bier, ist sie für Kinder und trockene Alkoholiker bestimmt nicht geeignet. Und das sollte, so finde ich, auch deutlich werden. Auch die Beanstandung der 100 Prozent Hühnerfleisch, die sich in der Zutatenliste plötzlich als  76 Prozent entpuppen, finde ich berechtigt.

Eine Beschwerde darüber, dass Sylter Salatsoße nicht von Sylt kommt, finde ich dagegen etwas übertrieben. Ich meine, beim Thai Curry aus der Packung denkt auch niemand, dass es in Thailand gekocht wurde oder dass das Rezept daher kommt. Werbung ist eben Werbung. Und „Täuschungen“, ob bewusst oder unbewusst, finden sich sicherlich auch in anderen Bereichen wie Waschmittel, Kosmetika usw. Man denke nur mal an den Begriff Wellness. Mittlerweile gibt es sogar Wellness-Hosen und Wellness-Shirts. Was bitte kann an einem T-Shirt  Wellness sein? Gut, in diesem Fall besteht keine Gefahr für die Gesundheit, wirklich richtig ist die Bezeichnung trotzdem nicht, oder?

Als Fazit würde ich daher sagen, dass das Portal eine gute Plattform darstellt, um Druck auf die Lebensmittelindustrie auszuüben, bewusste Irreführungen und Täuschungen in Zukunft zu unterlassen. Allerdings denke ich, dass es schwierig sein wird, die richtigen Grenzen zu finden, zwischen echten Täuschungen und noch angemessenen Werbestrategien.

Hintergrund: Lebensmittelklarheit.de wurde vom Verbraucherzentrale Bundesverband und der Verbraucherzentrale Hessen ins Leben gerufen und wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit 775.000 Euro gefördert. Das Portal soll – wie der Name schon sagt –  Klarheit in Sachen Lebensmittel bringen. Und das sieht in der Praxis so aus: Verbraucher können direkt über die Startseite Lebensmittel melden, bei denen sie sich durch undurchsichtige Angaben zu Inhaltsstoffen etc. getäuscht fühlen. Das bekannteste Beispiel für so eine Täuschung ist wahrscheinlich die Milchschnitte, die in etwa so ‚leicht’ ist wie ein Stück Sahnetorte, obwohl die Werbung anderes verspricht. Die eingehenden Beschwerden werden von der Redaktion geprüft und samt Abbildung des betreffenden Produktes online gestellt, wenn an der Sache etwas dran ist. Zudem wird eine Stellungnahme des Herstellers veröffentlicht.

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