Aus aktuellem Anlass möchte ich heute über ein Thema schreiben, was nur ganz am Rande mit dem Rettungsdienst zu tun hat. Wie verhalte ich mich als Patient bzw Angehöriger im Krankenhaus bzw was kann/muss ich mir bieten lassen?
Zum aktuellen Fall: Eine Patientin kommt morgens gegen 5:50 Uhr mit starken Rückenschmerzen und vom Notarzt mit Dipi analgesiert in die zentrale Notaufnahme eines Krankenhauses der Maximalversorgung. Es sind zu dieser Zeit so gut wie keine anderen Patienten dort. Der diensthabende Orthopäde erscheint auch recht schnell, stellt 3-4 Fragen und verschwindet wieder. Diagnostik, findet keine statt. Kurz darauf erscheint eine Schwester, hängt eine Kurzinfusion Perfalgan und schließt das Monitoring (EKG, Pulsoxy) an. Die nächsten 2 Stunden passiert … nichts!
Zumindest nichts, was die Patientin angeht. Highlight in dieser Zeit: Vor der offenen Kabinentür steht eines der EKGs der Notaufnahme, ein Corpuls 08/16. Irgendwann versucht dann eine Schwester, einer anderen neuen Schwester dieses Gerät zu erklären. Da sowohl ich als auch meine Freundin eine Herstellereinweisung auf dieses Gerät haben konnten wir nur die Hände über dem Kopf zusammen schlagen und wollen nie internistisch in dieser ZNA versorgt werden.
Aber weiter im Text. Nach gut 2 Stunden hat meine Freundin dann wieder so starke Schmerzen, dass die Tränen kullern. Wir klingeln nach einer Schwester, die auch schon nach 5-6 Minuten kommt. Sie verspricht, mit dem Arzt zu telefonieren, was sie noch geben darf und verschwindet. Bis heute! Nach Lagerungsänderung geht es zum Glück auch mit den Schmerzen einigermaßen.
Eine halbe Stunde später. 500 ml Ringer und die Perfalgan drücken halt irgendwann auf die Blase. Also wieder geklingelt. Nach ungefähr 10 Minuten erscheint auch eine Schwester, drückt die Klingel aus und meint nur kurz, sie käme gleich. Bis jetzt war sie noch nicht wieder da. Als abzusehen ist, dass niemand mehr kommt, befreie ich meine Freundin von der Verkabelung und bringe sie zur Toilette. Das sie nicht mehr an der Überwachung hängt fällt niemandem auf. Nachdem der Monitor rund 15 Minuten Alarm geschlagen hat mache ich ihn einfach aus.
9:30 Uhr: Wir beschließen, ein letztes Mal zu klingeln. Entweder passiert jetzt etwas oder wir gehen. Es kommt auch recht schnell ein neuer Pfleger und verspricht, sich zu erkundigen. 2 Minuten später steht der Tagschicht-Orthopäde im Raum, einer der Oberärzte. Wir hätten nach ihm gefragt. Naja, darf man auch denke ich mal nach über 3 1/2 h. Sein Kollege hätte bestimmt sehr viel zu tun gehabt. Außerdem wäre dieser bereits um 7:30 nach Hause gegangen, er selbst aber gerade erst gekommen, weil er vorher noch unterrichten musste. Sprich es war über 2 h kein Orthopäde im Haus der Maximalversorgung. Er führt dann ein wenig Diagnostik durch, probt verschiedene Bewegungsabläufe mit meiner Freundin, fertig. Er könnte da nicht viel machen. Da 2 Wochen vorher erst ein MRT gelaufen war, wollte er sie nicht weiter verstrahlen. Also nur Schmerzmedis. Nach ziemlich genau 4 Stunden verlassen wir dann das Krankenhaus mit einem Rezept für Novalgin.
Kann bzw muss man sich sowas bieten lassen? Wie hättet ihr reagiert?
Ach ja, der Hausarzt (!) hat übrigens festgestellt, dass meine Freundin eine Beinlängendifferenz von 2 Zentimetern hat und das Iliosakralgelenk herausgesprungen war. Wieder eingerenkt, kaum noch Schmerzen. Den Orthopäden ist das trotz entsprechender Hinweise auf frühere Probleme damit nicht aufgefallen. Und natürlich wird dieser Beitrag auch in ähnlicher Form als Feedback ans Krankenhaus gehen.