Die folgende Geschichte könnte ebenso erfunden wie wahr sein – auf jeden Fall ist sie schon eine ganze Weile her …
Es war einmal ein Lehrling (nennen wir ihn Urs) der war inzwischen mit Ach und Krach im letzten Lehrjahr angekommen. Wir hatten immer wieder Probleme mit ihm, meist im Zusammenhang mit seiner Arbeitsmoral. Mehr als einmal haben sowohl die Betriebsleiterin der Drogerie als auch ich Gespräche mit ihm gehabt, meist eben in Bezug auf seine Arbeitseinstellung im Geschäft, häufiger noch über die in der Schule.
Urs war sehr Körperbetont und arbeitete nebenbei stundenweise in einem Fitnesstudio. Mehrmals wies ich ihn darauf hin, dass es wichtiger ist, die Lehre erfolgreich zum Abschluss zu bringen, als noch nebendran im Fitnesstudio zu arbeiten. Fürs Fitnessstudio braucht er keinen Abschluss. Und er müsse sich entscheiden, was er will, entweder Drogistenabschluss oder Arbeit, beides zusammen geht einfach nicht.
Nach solchen Gesprächen riss er sich meist für ein paar Wochen bis Monate wieder zusammen, dann fing es wieder an. Er kam öfter nicht zur Arbeit und meldete sich krank. Nach einer Weile mussten wir einführen, dass er dann jeweils ein Arztzeugnis zu bringen hatte. Offenbar hat er aber einen Arzt gefunden, der ihm einfach eins ausstellte, darum gingen wir dann einen Schritt weiter und führten die Null-Absenz Regel ein. Keine Absenzen mehr – ausser er kann ein Arztzeugnis von einem Arzt vorlegen, den wir bestimmt haben. Von da an kam er wieder regelmässig zur Arbeit.
Er war sonst kein unleidlicher Typ, meist freundlich, manchmal etwas dreinschiessend mit seinen Aussagen.
Ich hatte gelegentlich gute Gespräche mit ihm. Dabei streiften wir natürlich auch das Thema Fitness, Bodybuilding und verschiedentlich fragte er auch nach den Wirkungen von den Mitteln, die in der Szene gerne missbraucht werden. Steroide, Aufputschmittel, Ephedrinhaltiges. Ich riet ihm schon wegen seiner Gesundheit dringend davon ab derartiges zu verwenden, machte mir aber keine grossen Gedanken.
Inzwischen ging es stark auf den Lehr-Abschluss zu.
In den letzten Wochen davor fing es graduell wieder an schlimmer zu werden mit seiner Einstellung, was wir aber mit der steigenden Nervosität vor den Prüfungen erklärten.
Jedenfalls es ist die letzte Woche vor Beginn der Prüfungen und er ruft am Morgen ins Geschäft an. Die Betriebsleiterin der Drogerie (die Lehrchefin) ist nicht hier, also bin ich verantwortlich.
Urs: „Ich kann nicht kommen, ich habe Bauchkrämpfe.“
Pharmama: „Du weisst, dass wir eine Abmachung haben, wenn du nicht kommen kannst.“
Urs: „Ja, ich weiss. Ich melde mich wieder.“
Ich diskutiere mit einer der Drogistinnen: „Denkst Du die Bauchschmerzen könnten von seiner Nervosität vor den Prüfungen sein?“
Meint sie: „Ja, oder es sind Nebenwirkungen.“
Pharmama: „Von was?“
Drogistin: „Er hat mir letzthin gesagt, er nimmt Ephedrintabletten.“
Pharmama: „Wie bitte?! Woher hat er die denn?“
Drogistin: „Also er hat gesagt, von einer anderen Apotheke.“
Hmmmm. Nicht gut.
…. (wird fortgesetzt)