Im Wohnzimmer von einer Freundin und ihrem Mann hängt ein Druck an der Wand, auf dem steht: „Unable to make a decision, Cecily made a cup of tea instead“. Der Druck ist ein so genanntes „tea-towel“. Schon oft wurde darüber geschrieben und geredet – für Briten ist der Tee die Antwort auf alle Fragen. Bei Ärger in der Schule, Streit in der Familie, Beziehungskrisen oder sogar Trennung reagiert der tröstende Brite reflexartig mit: „Ich koche uns einen Tee“. Doch warum redet keiner über die traditionelle Beilage zum Tee? Über das außen-knusprig-innen-fluffige Teegebäck, das mit Marmelade und Sahne wirklich alle Sorgen vertreiben kann? Diese Art Milchbrötchen von der Größe eines kleinen Muffins? Scones.
Schon Grund genug, an einer britischen Universität zu studieren. Ein Tesco All Butter Scone zwischen den Vorlesungen lässt sich mit keinem Muffin der Welt vergleichen.
Leider habe ich erst nach meiner Rückkehr nach Deutschland angefangen, Scones selbst zu backen: Es ist nicht schwierig, man braucht kaum Zutaten und obwohl der Teig „sehr klebrig ist“, wie mir eine Freundin warnend ins Rezeptbuch schrieb, gelingen sie immer. Auf meine begeisterte Email mit den ersten selbstgemachten Scones kam als Antwort die Frage: Hast du denn nie meine Ingwerscones probiert? Meine Recherche daraufhin eröffneten mir eine neue Welt des Genusses: Apfel und Cheddar Scones, Dreamy Cream Scones, Hafer und Ahornsirup Scones, Vollkorn-Himbeer-Ricotta-Scones. Meine Familie ist süchtig danach, „Skohn“ war eines der ersten Wörter, das meine Nichte aussprechen konnte und ein Brunch wäre kein Brunch mehr ohne sie. Deshalb wundert es mich auch, dass ich erst so spät bemerkt habe, was mir fehlt.
Seit drei Tagen verbringe ich jetzt schon meine Zeit krankgeschrieben mit Büchern und Tee auf der Couch und habe das seltsame Gefühl, dass etwas fehlt. Klar trinke ich sonst nicht so viel Tee. Aber, wie mir soeben rettend eingefallen ist, ist der springende Punkt ein anderer: Ich trinke nie so viel Tee ohne Scones. Ich soll mich zwar schonen, aber es gibt bestimmt keine bessere Art der Genesung, als ein paar dieser Brötchen in den Ofen zu schieben. Sie sind die Antwort auf alle Fragen.
Liebe Grüße, Eure Nina