Hallo, ich bin Janina, eure Lokalredakteurin aus Aachen.
Vor einigen Wochen habe ich mich entschlossen, meine erste Famulatur am Bodensee zu absolvieren, sodass ich jetzt nicht aus Aachen berichte, sondern aus dem Städtchen Friedrichshafen – direkt am Bodensee.
Warum hier?
Da ja Sommersemesterferien sind, dachte ich mir, warum nicht mal einen Monat raus aus Aachen? An einen Ort, der neben einem „Krankenhaus-technischen Tapetenwechsel“ auch ein bisschen Urlaubswert bietet. So hat es mich nach ein paar Bewerbungen nach Amsterdam, nach München, in die Schweiz und nach Friedrichshafen nun hierher verschlagen.
Auch wenn ich mich an das „schwäbische Geschwätsch“ noch ein wenig gewöhnen muss, gefällt es mir hier sehr gut. Das kalte Wasser des Bodensees lädt zum Plantschen ein, die Umgebung und der Blick auf die gegenüberliegenden Schweizer Berge ist malerisch schön und die Menschen hier strahlen eine Freundlichkeit und gute Stimmung aus, die mir die Eingewöhnung in Stadt und Krankenhausalltag ganz leicht machen.
Lest in meinem Blog nach, was mir hier in Friedrichshafen alles Spannendes begegnet!
Eure Janina
Sonntag, 31.7.11
Ankommen am schönen Bodensee
Der See, der See! Endlich kann ich ihn sehen. Noch auf der Landstraße Richtung Friedrichshafen, wo ich ab morgen meine erste Famulatur antreten will, erhasche ich einen wundervollen Blick auf den Bodensee und bin ganz aus dem Häuschen. Sieben Stunden Autofahrt liegen hinter mir, die mich von Aachen bis hierher gebracht haben. Richtig fertig bin ich jetzt, aber eins ist klar: als Allererstes muss ich zum See!
Ich arbeite mich also durch den Sonntagabend-Verkehr bis ans Ufer vor und staune nicht schlecht. Vor mir glitzert der Bodensee in der roten Abendsonne, eine leichte Brise weht mir entgegen. Unzählige Segelboote schaukeln auf dem Wasser sanft hin und her und die Fähre legt gerade an. Schon jetzt bin ich froh, hierher gekommen zu sein.
Wie bin ich eigentlich darauf gekommen, ausgerechnet am 700 Kilometer von Aachen entfernten Bodensee meine Famulatur zu machen? Ich kenne eigentlich niemanden hier und habe auch keinen „Geheimtipp Bodensee“ von jemandem bekommen, der bereits hier famuliert hat. Aber als ich jetzt am Ufer stehe, weiß ich, warum ich hier meine Famulatur machen wollte – eine völlig andere Landschaft, als die meiner Heimat liegt vor mir und lädt mich ein, sie zu erkunden. Andere Eindrücke warten hier auf mich, neue Gesichter werden mir begegnen und morgen steige ich mal in einen ganz anderen Klinikalltag ein, als ich im Uniklinikum Aachen gewöhnt bin. Ich bin gespannt.
Montag, 1.8.11
Der erste Tag: Direkt mitten drin!
Auf dem Weg zum Friedrichshafener Krankenhaus male ich mir aus, was mich heute erwarten könnte. „Viel wohl nicht, “ denke ich mir. „Vorstellung bei der Personalabteilung, Schlüsselübergabe, Kleidung abholen, sich allen vorstellen und den Rest des Tages betreten neben dem Geschehen stehen und versuchen, niemandem im Weg zu sein.“ Eigentlich mag ich erste Tage nicht…
Umso mehr wird mich mein erster Tag überraschen. Nach einem netten Gespräch mit dem Personaler werde ich auf die Aufnahmestation der Inneren Medizin gebracht. Gerade findet die Visite statt und ich soll sofort mitgehen. Der Arzt drückt mir ein EKG in die Hand: „Na, was sehen Sie?“ Huch… dass ich so schnell Aufgaben bekomme, habe ich nicht erwartet. Ich gebe mein Bestes und versuche, das EKG zu befunden. Doch es geht noch weiter. Der Arzt stellt mir und der PJlerin, die mit mir die Visite begleitet, Fragen zu verschiedenen Erkrankungen der Patienten. Fieberhaft krame ich in meinem Gedächtnis nach dem Stoff der letzten Systemblöcke und versuche Antworten zu finden. Ich fühle mich direkt ins Stationsgeschehen mit einbezogen – von wegen am ersten Tag passiert nichts Spannendes!
Als die Visite vorbei ist, darf ich mich gleich noch am Blutabnehmen und Zugang-Legen versuchen und bin etwas nervös. Das Blutabnehmen gelingt gut. Beim Zugang muss die PJlerin einspringen, die aber sehr nett ist und mir Tipps gibt und hilft.
Insgesamt sind hier alle sehr nett zu mir. Schwestern, Ärzte, PJ-Studenten…, alle machen mir den Einstieg etwas leichter. So beende ich meinen ersten Arbeitstag glücklich und aufgeregt.
Gleich gegenüber dem Krankenhaustrakt liegt das Wohnheim, in dem ich für die Zeit der Famulatur unterkommen kann. Mein Zimmer ist groß, ich habe ein eigenes kleines Bad und eine Küchenzeile, die sogar mit ein paar Kochtöpfen und Geschirr ausgestattet ist. So viel Komfort habe ich gar nicht erwartet! Ich bin erstmal baff…
Früh schlüpfe ich an diesem Tag ins Bett und lasse alles noch mal auf mich wirken. Was für ein Tag…
Dienstag, 2.8.11
PJ-Unterricht und erste Kontakte
Heute erwartet mich wieder eine Überraschung: Am Friedrichshafener Klinikum haben alle PJ-Studenten montags bis donnerstags ein paar Stunden Unterricht, an dem auch Famulanten teilnehmen dürfen. Es geht rüber ins Mutter-Kind-Zentrum. Der Oberarzt lässt uns die Anamnese einer schwangeren Frau mit vorzeitigen Wehen erheben und löchert uns mit Fragen zu Ursachen und Diagnosen der Wehenstörung. Gar nicht so leicht, aber zusammen gehen wir der Ursache tatsächlich auf den Grund.
Weiter geht es mit dem Herzsono eines Neugeborenen mit AV-Kanal. Die Ärztin nimmt sich viel Zeit für uns und erklärt Genese und Therapieansatz des Herzfehlers. Sie beantwortet all unsere Fragen und fordert einige Studenten auf, die Herzgeräusche des Säuglings abzuhören.
Ich bin wirklich begeistert darüber, wie die Studenten hier in die Praxis mit einbezogen werden und ihr Wissen auf die aktuellen Fälle anwenden sollen. Immer wieder fordern die Ärzte uns auf, Fragen zu stellen oder Zusammenhänge zu erklären. Alle Schwestern sind freundlich und helfen bei anfänglichen Schwierigkeiten mit dem PC oder zeigen mir, wo ich Kanülen und Butterflys finde.
Ich treffe auch andere Famulanten, die sehr nett sind und mit denen ich schnell ins Gespräch komme. Direkt werden Pläne für die freien Abende geschmiedet und sich am See verabredet, wo wir den Tag ausklingen lassen. Ich fühle mich wohl hier in Friedrichshafen!
Mittwoch, 3.8.11
Koronarangiographie live erleben
So unterhaltsam wie die letzten zwei Tage geht es auch heute weiter. Ich darf mir zwei Koronarangiographien anschauen und freue mich über die Möglichkeit – diese Untersuchung habe ich noch nie „live“ gesehen! Der Arzt erklärt mir genau, welche Befunde er anhand der Röntgenaufnahmen erhebt und wie er Koronarstenosen und Verkalkungen erkennen kann. Obwohl ich solche Bilder aus Vorlesungen kenne, ist das schon was ganz anderes!
Auch die mittäglichen Ärztebesprechungen dürfen wir Famulanten, wie die PJler, mitverfolgen. Die Internisten besprechen mit Radiologen und Neurologen Rönten-, CT- und MR- Bilder und diskutieren über weitere Vorgehensweisen bei ihren Patienten. Ich finde es gut, die Gespräche mitverfolgen zu können und versuche, möglichst viel nachzuvollziehen.
Eure Janina