Tod in Staffeln – Wie das Fernsehen unser Leben verkürzt

„Fernsehen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu“ Müssen wir solche Warnhinweise schon bald auf jedem TV-Gerät lesen? Dieser Gedanke drängte sich mir neulich auf, als ich die Studienergebnisse einer Forschergruppe der Universität Queensland las. Die Wissenschaftler fanden nämlich anhand von Lebensstil-Analysen von 11000 Australiern heraus, dass Menschen, die täglich sechs Stunden vor dem Flimmerkasten verbringen, fast fünf Jahre kürzer leben als Personen, die gar nicht fernsehen. Bei Menschen über 25 Jahren würde somit, laut der Forscher, jede Stunde vor dem Fernseher die Lebenszeit um etwa 22 Minuten verkürzen. 

Foto: Fotolia/Pablo Scapinachis Armstrong

Foto: Fotolia/Pablo Scapinachis Armstrong

Als besorgter „Gelegenheits-Fernsehzuschauer“ habe ich diese erschreckende Zahl mal auf beliebte TV-Formate übertragen:
1 Folge Scrubs: 8 Minuten / 11 Minuten* Lebenszeitverkürzung (LZV)
1 Folge Dr. House: 15,8 Minuten / 22 Minuten* LZV
Doppelfolge Grey’s Anatomy: 31,5 Minuten / 44 Minuten* LZV
LOST-Marathon mit allen 121 Folgen: 1,2 Tage / 1,8 Tage* LZV
* mit Werbung

Einen Aspekt finde ich hierbei besonders bedenklich: Bei einer 22-minütigen Scrubs-Folge im frei-empfänglichen Fernsehen würde mich die Werbung also schon drei Minuten Lebenszeit kosten. Hätte ich alle Folgen der Serie Lost gesehen, würde die Produktinformation einen halben Tag meines zukünftigen Lebens verschlingen. Und da ist die Zeit, die ich mit dem Ansehen der bunten Werbewelt verbracht hätte, noch gar nicht eingerechnet. Skandal!

Die Studie wirft weitere Fragen auf: Sind eigentlich auch Personen gefährdet, die zufällig im gleichen Raum sitzen, aber nicht aktiv am TV-Geschehen teilnehmen? Müssen wir also – analog zu Rauchern – bald zum Fernsehen auf den Balkon gehen? Bevor wir gänzlich in Panik verfallen, werfen wir erneut einen Blick auf die Ergebnisse: Die Ursache für die Lebenszeitverkürzung dürfte nämlich nicht im Fernsehen selbst liegen, sondern am ehesten in dem damit assoziierten Bewegungsmangel, einem guten alten Bekannten unter den kardiovaskulären Risikofaktoren. Und wer sechs Stunden am Tag fernsieht, verbringt den Rest des Tages wahrscheinlich nicht mit der Vorbereitung auf den nächsten Iron Man-Triathlon.

Alles klar, Entwarnung: Solange man also durch sportliche Betätigung für genügend Bewegung sorgt, muss man kein schlechtes Gewissen beim Lümmeln auf der Couch haben, oder? Nun ja, ein gewisses Restrisiko bleibt natürlich. Denn welche gesundheitlichen Schäden der sinnfreie Inhalt mancher TV-Produktion beim Zuschauer hinterlässt, ist noch nicht untersucht worden…

Link zur Studie:
http://bjsm.bmj.com/content/early/2011/08/01/bjsm.2011.085662.short

Autor: Martin Wolff

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