Chlostridium botulinum heißt das Bakterium, es wächst am besten ohne Zufuhr frischer Luft („anaerob“) und produziert ein hochwirksames Gift, das „Bolutinumtoxin“. Mit einem Gramm diesen Gifts soll man eine Million Menschen töten können. Botulinumtxoin wird als Botox® in der Medizin eingesetzt, um damit Menschen zu helfen, die unter Krankheiten leiden, bei der es zu störenden Muskelkontraktionen kommt. Das man damit auch Falten und Fältchen wegspritzt, kann man in jedem Boulevardblatt lesen.
Seit langem bekannt: Akute Vergiftung
Botulismus kannte man bisher nur als akute Vergiftung. Früher gab es Vergiftungen durch den Genuss schlechter Wurst, botulus ist der lateinische Name für Wurst. Heute sind meist verdorbene Konserven Schuld, am häufigsten hausgemachte („eingekochte“) Konserven von Fleisch oder Gemüse.
18 bis 36 Stunden nach dem Genuss der verdorbenen Speisen kommt es zu Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, auch zu Verstopfung. Später treten Lähmungen der Muskulatur auf, manchmal muss der Patient sogar beatmet werden, weil die Atemmuskulatur zu schwach wird. Die Diagnose ist sehr schwer, erfolgt heute noch im Tierversuch an der Maus. Ein Gegengift, gewonnen vom Pferd, kann lebensrettend sein und wird oft schon bei reinem Verdacht appliziert.
Außer dieser akuten Vergiftung gibt des einen Botulismus durch Wundinfektion. In schmutzigen Wunden vermehrt sich der Erreger und gibt das Gift an den Körper ab.
Säuglingsbotulismus: Die Bakterien produzieren das Gift im Darm
Der Säuglingsbotulismus ist ebenfalls schon länger bekannt. Weltweit ist es die häufigste Form des Botulismus. Meist um den zweiten Lebensmonat herum besiedelt Clostridium botulinum den Darm des Säuglings und produziert hier sein Gift. Der Verlauf ist bei weitem nicht so dramatisch wie bei der Vergiftung: Der Säugling ist insgesamt sehr schwach und trinkt schlecht.
Chronischer Botulismus beim Erwachsenen
Vermutlich gibt es diese Form des chronischen Botulismus auch beim Erwachsenen und es spricht vieles dafür, dass diese Form in der letzten Zeit häufiger wird. Die meisten Betroffen sind Landwirte mit Milchviehhaltung. Sie stecken sich scheinbar bei ihren Rindern an, die sich zuvor durch Futter, das mit Clostridien belastet war, infiziert haben.
Die Betroffenen fühlen sich von den offiziellen Stellen im Stich gelassen. Chronischer Botulismus bei den befallen Tieren ist nicht als Tierseuche anerkannt, deswegen gibt es auch keine Entschädigung aus der Tierseuchenkasse. Manche Betroffene haben zunächst hilflos den Untergang ihres Betriebs verkraften müssen, um nach dem finanziellen Ruin mit ihrer Krankheit kämpfen zu dürfen.
Übrigens: Der chronische Botulismus wird weder durch Milch noch Fleisch übertragen. Die Krankheit beim Menschen entsteht offensichtlich nur durch langfristigen Kontakt von Mensch und Tier. Die Symptome ähneln der Säuglingserkrankung: Schwäche der Muskulatur, Abgeschlagenheit und Antriebsschwäche.
Links und Quellen
* Leitlinie Botulismus der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
* Interessengemeinschaft Botulismus und Clostridiose betroffener Tier-und Landbesitzer Verein e.V.
* Friedrich Löffler Institut: Informationen zu klassischem und chronischem Botulismus (pdf)
* Zeit online:Botulismus – Die ignorierte Seuche