Die Uhr zeigt 17:25 Uhr. Uns trennten also nur noch 35 Minuten von unserem wohlverdienten Feierabend. Der Tag auf dem Krankentransporter war heute besonders stressig gewesen. Wir wollten gerade damit beginnen, die abschließenden Maßnahmen, wie Fahrzeugpflege und -betankung, einzuleiten, als wir einen – um diese Uhrzeit extrem verhassten – Ton hören mussten, gefolgt von einer kratzig krächzenden Stimme, die uns noch einen weiteren Transport ankündigte. Da es sich nur um eine relativ kurze Wegstrecke handelte, machten wir uns missmutig, aber zügig auf den Weg zu unserem Patienten.
Herr Kahler war von seinem Hausarzt mit der Diagnose “Akutes Abdomen” in das örtliche Krankenhaus eingewiesen worden. Mein Kollege, der heute als “Pfleger” fungierte und mir freundlicherweise den Job als Fahrer überlassen hatte, entschloss sich, den Patienten zügig zu transportieren, nachdem dieser uns bereits entgegen gelaufen war. Abgesehen davon, dass er recht blass aussah und über Bauchschmerzen in gerade noch erträglichem Maße klagte, wirkte er relativ fit und die Fahrt in’s Krankenhaus würde höchstens fünf Minuten dauern. Ein Transport dieser Art kam mir gerade recht, denn mit etwas Glück würden wir doch noch rechtzeitig zurück auf der Wache sein.
Die beiden stiegen hinten ein, ich setzte mich hinter’s Steuer und fuhr los. Es lief soweit alles wie am Schnürchen, die Fahrt gestaltete sich unkompliziert und dem Patienten ging es den Umständen entsprechend gut…. bis zum Erreichen der Notaufnahme!
Als ich gerade aus dem Fahrzeug stieg, hörte ich noch, wie mein Kollege hastig die Schränke aufriss und laut fragte “Müssen sie brechen, Herr Kahler?“
“Um Himmels Willen nicht jetzt, nicht in unserem Auto und auf gar keinen Fall, bevor Sören die Nierenschalen aus dem Schrank geholt hat!!!” dachte ich mir noch, als ich zügigen Schrittes um das Fahrzeug herum ging um den Tragestuhl mit dem Patienten möglichst schnell ausladen zu können. Exakt in dem Moment, als ich die Türe öffnete, begann Herr Kahler in einem unfassbaren Schwall zu erbrechen. Zwar hatte Sören ihm die Nierenschale noch rechtzeitig vor’s Gesicht gehalten, doch mit derartig massivem Erbrechen hatte er wohl auch nicht gerechnet…. Leider!
Das kleine Pappteil entwickelte sich aufgrund der ungünstigen Lage vor dem Gesicht zu einer Art Umleitung für Erbrochenes und so schoss der ganze Schmodder rechts und links wieder heraus und verteilte sich im kompletten Fahrzeug!
Ich kann euch nicht mehr genau sagen, was mir in diesem Moment durch den Kopf ging, aber ich stand wie elektrisiert da und brachte nur ein ungläubiges “Ach du Sch****” heraus…
Als dieser überdimensionalste Kotzanfall aller Zeiten endlich ein Ende genommen hatte, schoben wir den Patienten in die Notaufnahme, übergaben an die Kollegen dort und verabschiedeten uns.
Zurück am Fahrzeug wurde das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar und ich konnte nicht anders, als meinen Kopf gegen die Aussenwand des KTW’s zu donnern. Die Suppe war wirklich bis in die letzten Ecken des Patientenraumes vorgedrungen und stank so unfassbar, dass selbst mir – obwohl ich eigentlich mittlerweile so einiges an Gerüchen aushalte – kurzzeitig richtig übel wurde.
“Jetzt schau dir das mal an!” schimpfte ich meinen Kollegen, worauf Sören mit ähnlich begeisterter Stimme zurückschmetterte: “Entschuldige bitte, aber wer konnte denn mit so einem Inferno rechnen?“
Mit sage und schreibe eineinhalb Stunden Verspätung läuteten wir um 19:30 Uhr – nach einer ausgedehnten Reinigungsaktion – endlich unseren Feierabend ein….. es gibt eben Tage, da verliert man!
Und die Moral von der Geschicht? Verwende Nierenschalen nicht!
Sofern ihr die Möglichkeit habt, legt euch lieber “Kotztüten” in greifbarer Nähe im Fahzeug parat. Diese haben den Vorteil, dass sie erstens erheblich mehr Volumen aufnehmen können, des Weiteren kann man sie – dank eines Plastikringes am oberen Rand – annähernd bündig schließen und auf diese Weise einen Supergau wie oben verhindern. Ganz zur Not tut’s auch ne Mülltüte, vorrausgesetzt man ist schnell genug 😉