Protokoll zum zweiten Teil des schriftlichen Teils der… ach, hier ist der verdammte Text…..
Morgens 8:15 Uhr in Großhadern: Denial
Da stehen wir nun wieder, die fleißigen Mediziner, unerschrocken von der gestrigen Prüfung. Eifrig warten wir nun auf die zweite und letzte Runde des schriftlichen Teils unserer Lieblingssommeraktivität. Ich unterhalte mich mit einem Kollegen darüber, dass Kölsch wie Spülwasser schmeckt und bayerischer Trunk das einzig Wahre ist. Wir einigen uns drauf, dass es sowohl hier als auch in Köln schlechtes Bier gibt. Er empfiehlt mir eine echt Kölnische Sorte Kölsch (leider habe ich den Namen schon vergessen, irgendwas mit “P”….). was war noch gleich… Ach ja, Prüfung!
08:45 im Hörsaal: Anger
Nach erneuter Kontrolle begeben wir uns in den Hörsaal. Eine freundliche Dame überreicht mir mein Angabenheft von gestern, dass ich nun an zukünftige Generationen weitergeben oder mir damit meine Nach-Physikumszigarre anzünden kann. Ich setze mich auf meinen Platz, steck mir meine Musikstöpsel ins Ohr und genieße meine Lieblingssoundtracks. An der Rückbank wird wieder fleißig an der Ventilationsleiste gewerkelt. Die Betreuerin schaut in meine Richtung und sagt irgendwas, ich nehme die Hörer aus den Ohren und lasse mir sagen, dass ich sie doch bitte während der Prüfung rausnehmen soll. Wie ich denn dann betrügen soll, frage ich perplex. Wir lachen beherzt. Kurz vor der Prüfung werde ich gebeten, die Hörer ganz abzunehmen und wegzulegen. Ich glaube sie hat mich doch verdächtigt…
Ab 09:00: Bargaining and Grief
Es geht los! Zusätzlich zu unseren Angabenheften bekommen wir eine Bildbeilage- echt schöne, qualitativ hochwertige Bilder, anders als beim online kreuzen!- und die Gruppe A auch noch eine Korrekturseite, damit wir uns nicht über die “männliche Harnöhre” wundern, die im Zuge eines Druckfehlers auf Seite 19 entstanden ist. Auf zum Ruhm! Die Prüfung läuft recht gut! Die Fragen sind wieder mal ganz okay, manche umformulierte Altexamensaufgaben. Der Fokus auf die unteren Extremitäten hat mich etwas zum perspirieren gebracht, da das für mich eher ein Lückenthema war (Prof. Waschkes: ‘ja vielleicht denken sich einige von ihnen, ‘ich lass jetzt mal die unteren Extremitäten weg!‘ war scheinbar kein Ratschlag sondern ein Witz, heh.), Aber alles im allem war da schon was zu machen! Ich stoße mir den Ulnaris an. Aua. Den Vererbungsmodus des Hämophilie A habe ich leider vergessen, doch zu meinem Glück hat das IMPP das Geheimnis auf der darauffolgenden Seite gelüftet. An dieser Stelle kann ich ohne Ironie sagen: Danke, IMPP!
Ab Seite 100 kamen mir die Fragen etwas komisch vor. Falsifizierung? was? Ach ja. Psycho war ja auch ein Fach. Also lese ich mir die pulitzerträchtigen Angaben durch und beantworte nach meinem besten psychologischem Wissen (d.h. gar keinem Wissen) die Definitionsfrage. Ging eigentlich ganz gut, ich hab jedenfalls ein gutes Gefühl! So richtige Knaller waren nicht dabei, nur musste ich bei einer der Fragen kichern. es ging um einen Patienten, der seine Magenschmerzen und sein Erbrechen herunterspielt (das nennen die Psychos Dissimulation oder so). Ich kann mir nur vorstellen wir der Patient sagt “Hr. Doktor, ich hab Bauchschmerzen und muss ständig kotzen, aber keine Sorge, es schmeckt nach Keksen.” Kreuz 158… 159… 160! Hurrah! Noch einmal alles durchgelesen, die Markierungen verschönert, und das war’s! Ich gebe meinen Antwortzettel und meine Angaben ab. Ich frage, ob ich nicht wenigstens die Bilder mitnehmen darf. Darf ich nicht. Ich schreibe meinen Namen auf die Angabe, und zudem bitte ich darum, sie mitzunehmen. Wer sie hat, darf sie behalten oder sie mir zukommen lassen! Ich zahle kein Lösegeld! Ich verabschiede mich von meinem Kreuzstift und meinem Falschradierer und hoffe, dass wir uns die nächsten Jahre nicht wieder sehen. Aus der Tür und ab in die Freiheit.
Danach: Acceptance. Geschafft!
Auf zum Ostbahnhof! Der nächste Zug ist rappelvoll, also beschließe ich, den übernächsten zu nehmen. PRO-TIPP: Helles aus der Flasche schmeckt besser als Weißbier aus der Flasche! Probiert es aus! Aber bitte verantwortungsbewusstes Trinken usw. …
Da die oberen Extremitäten im Examen recht kurz gekommen sind und ich sie relativ gut im Kopf hab, hier eine kleine Würdigung:
Die faszinierende Geschichte des Arthur Radialis
In der Beuge der Elle, da geht es los. Zwei Brüder, von großem Kaliber, sind von dort her.
Der Vater, der Brachialis, Sohn der Subclavia, des Stammes der Brachiozephalica. Eine mächtige Familie, die den gesamten oberen Westen versorgt. Der eine, der Albert Ulnaris, ein tollkühner, immer auf Reisen. Der andere, etwas scheu, unser Arthur Radialis. Eines Tages brach der erstere auf, gen Manus, dem distalen Land, von dem schon der heilige Medianus berichtet hat. Arthur jedoch bleibt zurück. Eines Tages, aus heiterem Himmel, bekommt er einen Brief von seinem Bruder. Es sei etwas passiert, etwas schlimmes, er bitte um eine Anastomose. Ohne zu zögern brach Arthur auf, scheu oder nicht, für seinen Bruder würde er alles tun. Also macht er sich auf dem weg zur Brachioradialen Schlucht, um dort entlang nach Manus zu gelangen. Dorthin begegnet ihm ein weiteres Geschwister paar mit selben nachnahmen. der eine, ein tiefsinniger, sarker, immer auf der suche nach Abenteuer. der andere- ähnlich dem Arthur- war eher sensibel eingestellt, und bevorzugte die oberflächlichen Gefilde. so schloss er sich dem Arthur an, während der starke Bruder sich mit der kraft von 100 1-inch Punches durch den Supinatorfels stieß und zur anderen Seite drang. so machten sie die beiden auf den weg, und in gar nicht allzu ferner Zukunft erreichten sie auch Manus, das gelobte land. Sie umschlangen sich um das verwirrende Relief, und bevor er sich versah fand Arthur seinen Bruder in not. er verabschiedete sich von seinem Wegbegleiter und Freund und eilte Ulnaris zur Hilfe und sie bauten zusammen eine Anastomose auf, um das aufkommende Chaos abzuwenden. das von ihnen erschaffene Gebilde ging in die Geschichtsbücher als der Arcus Palmaris ein. -Fin
Und nun möchte ich euch noch mal alle beglückwünschen, vor allem diejenigen, die jetzt schon in die Klinik entlassen wurden! Vergesst nicht, ihr feiert heute Abend auch noch für die, die noch Mündliches haben!