Taste the Waste – ein Thema, das so gar nicht schmeckt

Während für 1 Milliarde Menschen auf der Welt der Hunger zum täglichen Leben gehört, leben wir in einer Überflussgesellschaft. Und was passiert mit unseren Lebensmitteln? Sie landen im Müll! Diesem Thema widmet sich der Film „Taste the Waste“ von Valentin Thurn, der heute in die Kinos kommt.

Jedes 5. Brot landet auf dem Müll

Jedes 5. Brot landet im Müll

©W-film/www.taste-the-waste.de


Rund 70 Prozent der hungernden Bevölkerung sind Kleinbauern, also Nahrungsmittelproduzenten. Wie passt das zusammen? Die Antwort ist simpel: Sie produzieren für den globalen Markt, nicht für die lokalen Bedürfnisse. Dadurch fehlen die nötigen Ressourcen wie Land und Wasser für den Anbau von Lebensmitteln, die auch die Einheimischen satt machen. Und was passiert mit den angebauten Lebensmitteln, die sich die Bauern im wahrsten Sinne des Wortes vom Munde absparen?

Die Deutschen werfen pro Jahr Essen für rund 20 Milliarden Euro weg. Die Nahrungsmittel, die in Europa jedes Jahr in der Tonne landen, würden ausreichen, um zwei Mal alle Hungernden der Welt zu ernähren. „Kann ja gar nicht sein“, denken Sie vielleicht. Wenn man sein eigenes Konsumverhalten aber genauer unter die Lupe nimmt, wird man schon nachdenklich. Jetzt mal Hand aufs Herz: Wie viel werfen Sie in der Woche weg? Sehr wahrscheinlich haben Sie darauf erst einmal keine Antwort, denn in unserer täglichen Routine fällt uns gar nicht auf, wie viel Abfall wir produzieren. Für seinen Film „Taste the Waste“ ist Valentin Thurn der Frage nachgegangen: Jedes fünfte Brot, jede zweite Kartoffel und jeder zweite Kopfsalat wird nicht gegessen, sondern weggeworfen. Insgesamt landet mehr als die Hälfte unserer Nahrungsmittel im Müll, das sind 20 Millionen Tonnen pro Jahr! Neben den Verbrauchern mischt auch der Lebensmittelhandel kräftig beim Wegwerfen mit: Schätzungen zufolge entsorgt jeder Supermarkt etwa 45 Kilo Lebensmittel pro Tag.

Fakt ist, dass vieles, was bei uns im Müll landet, nicht dort hingehört. Aber wer mag schon schrumpeliges Obst und Gemüse – obwohl es eigentlich noch genießbar ist? Den Schönheitszwang, dem wir uns selbst unterwerfen, legen wir auch als Maßstab für unsere Lebensmittel an. Zu klein, zu dick, zu schrumpelig? Aussortiert! Die Konsequenzen sind den wenigsten Verbrauchern bewusst. Oder wissen Sie, was unsere Wegwerfmentalität zum Beispiel für das Klima bedeutet? Wenn wir unseren Lebensmittelmüll halbieren würden, könnten wir damit genauso viele Klimagase einsparen, wie wenn wir jedes zweite Auto auf den Schrottplatz fahren würden.

Jeder Verbraucher kann etwas dafür tun, dass der Müllberg schrumpft. Machen auch Sie mit! Hier ein paar Tipps:

  • Kaufen Sie gezielt und nicht zu viel ein. Machen Sie sich zum Beispiel einen Einkaufszettel und planen Sie, was und wie viel Sie in den nächsten Tagen essen. Gerade bei schnell verderblichen Lebensmitteln macht es Sinn, lieber öfter einzukaufen, als einen Großeinkauf pro Woche zu machen.
  • Kaufen Sie Produkte aus Ihrer Region, die gerade Saison haben. Dadurch vermeiden Sie lange Anfahrtswege – beispielsweise Obst und Gemüse kommt so deutlich frischer bei Ihnen auf den Teller.
  • Das Mindesthaltbarkeitsdatum besagt nur, dass ein Produkt MINDESTENS bis zu diesem Tag haltbar ist. Es kann aber durchaus auch nach diesem Datum noch genießbar sein. Das gilt natürlich nur für Produkte mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum, nicht etwa für Fleisch oder Fisch. Diese Lebensmittel bekommen ein Verbrauchsdatum, danach können sie zu stark mit Keimen belastet sein.
  • Diskriminieren Sie kein „hässliches“ Obst und Gemüse! Auch ein Apfel mit einer Delle oder eine verwachsene Kartoffel schmecken lecker. Schneiden Sie kleine Macken einfach aus – aber bitte nicht zu großzügig!
  • Manche Lebensmittel müssen Sie leider wegwerfen, zum Beispiel verschimmeltes Brot oder aufgeblähte Konservendosen. Dies können Sie aber weitgehend vermeiden, wenn Sie nicht zu viel einkaufen, ihre Lebensmittel richtig lagern und schnell aufbrauchen.

Hört sich doch eigentlich gar nicht so schwierig an, oder? Auch aus Nahrungsmitteln, die eigentlich weggeworfen werden sollten, lässt sich noch etwas Leckeres zaubern. So zeigt der Film „Taste the Waste“ beispielsweise sogenannte „Mülltaucher“. Sie ernähren sich hauptsächlich von Lebensmitteln aus dem Müll von Supermärkten. So extrem muss natürlich nicht jeder Müllvermeidung betreiben, aber auch aus „Resten“, die im eigenen Haushalt anfallen, kann man noch etwas machen. So stellte Sternekoch Björn Freitag bei der Filmpremiere am 2.9. in Köln unter Beweis, dass längst nicht alles, was im Müll landet, auch wirklich dort hingehört. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus dem Projekt „Ferien zu Hause“ zauberte er für die Premierenbesucher ein leckeres Büffet. Hier ein großes Lob an die vielen kleinen und größeren Jungköche, die für das leibliche Wohl sorgten! Geradezu schockierend für mich waren dann aber die „Rückläufe“: Halbvolle Gläser, Flaschen und Teller. Offensichtlich braucht es einfach seine Zeit, bis das Müllproblem in den Köpfen ankommt und man bereit ist, etwas an seinem Verhalten zu ändern. Ich habe jedenfalls brav alles aufgegessen…

Weitere Informationen zum Film und zum Lebensmittel-Müllberg finden Sie hier.

Zu dem Film ist auch ein Buch erschienen, Informationen und eine Leseprobe gibt es hier.

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