Liebe Leserin, lieber Leser,
als Mutter von 5 Kindern und im Krankheitsfall als Patientin, stelle ich nach ausführlicher Recherche fest, dass die neue elektronische Gesundheitskarte einen großen Schritt in Richtung einer Entwicklung zu einer inhumaneren Gesellschaft darstellt. Die vorgesehene Speicherung unserer Patientendaten auf der Karte und vor allem auf zentralen Speichern im Internet macht uns alle zu “Gläsernen Patienten”.
Richtig schlimm ist aber die zukünftige Abfrage oder die evtl. illegale Verwendung unserer Patientendaten, bzw. die unserer Kinder, wenn wir mit unseren Anliegen bei Versicherungen, Banken, Arbeitgebern, usw. vorstellig werden. Bei entsprechenden durchgemachten Erkrankungen oder Gesundheitsschäden brauche ich nicht weiter ausführen, was das zur Folge hat.
Die Freiwilligkeit der Verwendung unserer persönlichen Daten wird z. Zt. zwar beteuert, aber damit ist es schnell vorbei, wenn es heißt:
Die Voraussetzung für die Inanspruchnahme von Leistungen (Behandlung, Versicherung, Bankkredit, usw.) ist die “freiwillige” und lückenlose Preisgabe der Behandlungsdaten oder:
Da Sie uns Ihre Daten nicht freiwillig zur Verfügung stellen, müssen wir davon ausgehen, dass Sie etwas zu verbergen haben. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir unter diesen Umständen nicht bereit sind, das Risiko einzugehen.
Der zweite große Schritt in Richtung einer inhumaneren Gesellschaft wird die geplante Abschaffung der freien Praxen sein, das erklärte Ziel von “diesem Professor aus Köln”. Inhuman, weil dann mit Errichtung sog. Versorgungszentren, die Anreise für die Patienten “höchstens” 90 Minuten betragen soll (Aussage eines Managers der Rhön-Kliniken, wo dieser “Professor aus Köln” Aufsichtsratsmitglied ist). Nun stellen Sie sich bitte sich selbst (evtl. mit kleinen Kindern) oder Ihre evtl. gehbehinderten diabetischen Eltern, Großeltern vor bei diesen Bedingungen und darüber hinaus mit ständig wechselnden, nicht frei wählbaren Behandlern.
Aber für die Information über Ihre gesundheitliche Verfassung gibt es ja dann die neue eGK.
Täglich gibt es Berichte über Datenmissbrauch/-Diebstahl. Fallen Sie bloß nicht auf die Verdummungsparole herein, zu gegebener Zeit hätte man eine “Wunderwaffe” parat, die die Patientendaten absolut schützt. Was einmal im Netz ist, bleibt im Netz und selbst gelöschte Daten können wieder hergestellt werden.
Haben Sie sich eigentlich noch nicht gefragt, warum Sie bisher über so ein wichtiges Thema so wenig oder nichts in den Medien erfahren haben?
Könnte es sein, dass die Mehrzahl der größten Medien bereits in den Händen von wenigen großen Konzernen ist? Und dass sich genau diese Medien aus Gründen von zurückgehenden Profiten bei den Printmedien das Geschäftsmodell mit der elektronischen Gesundheitskarte mit ihrer Infrastruktur als neue Geldquelle ausgedacht haben? Diese Gelder werden mittelbar von Ihren Krankenkassenbeiträgen weggenommen, die von Ihnen doch sicher nur für Ihre medizinische Versorgung gedacht waren.
Hallo Konzerne! Wir wollen nicht, dass Teile unserer Krankenkassenbeiträge zugunsten von Euch geschmälert werden. Verdient Euer Geld gefälligst mit guten Produkten, die den Menschen mehr nützen als schaden und die so gut sind, dass sie freiwillig gerne gekauft werden (z.B. auch im Ausland) und nicht mit Hilfe von Geschäftsmodellen, die evtl. über Gesetze von Politikern in den Markt gepresst werden, nur um die Bevölkerung des eigenen Landes auzunehmen, so dass die Gelder für eine gute medizinische Behandlung fehlen.
Wir wollen keine shareholder-value Gesundheitszentren, mit für ältere Menschen unzumutbar langer Anreise und ständig wechselnden, nicht frei wählbaren Behandlern.
Wir wollen nicht zum “Gläsernen Patienten” werden.
Wir fordern den Schutz der Privatsphäre und das Recht zur informationellen Selbstbestimmung (einklagbar vor dem EGMR) für uns und vor allem unsere Kinder.
Wir sind gegen die Abschaffung der ärztlichen Schweigepflicht.
Dr. med.dent. Sylvia Boller
25.9.2011
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin