Ein Zahni beim perfekten Dinner

Freitag, Finale oh-oh…

„Ich bin Flo und fluoridiere alle Frauen.“

Wenn du den Satz bringst, geb’ ich dir ‘nen Burger aus!

*am Arm kratz*

Irgendwas juckt mich am Arm…

Krieg ich zwei Burger, wenn ich dazu noch sag’, dass meine Syphilis am Arm so schrecklich nervt?

*Gelächter* JA!

Jaja, da spaßen wir noch nachmittags während unserer Zeit im Labor, bevor der tote Ernst wieder beginnt.

Übrigens wirft einen Tag Pause einen ganz schön nach hinten mit der Arbeit. (Hab’ ich durch aufwendige Studien selbst belegen können.)

Carmen wartet schon in ‘ner Vinothek auf mich (das Kamerateam übrigens auch).

Bei der Begrüßung verkneife ich mir einen Jiu Jitsu-Griff, um ein Mitglied nicht direkt zu Boden zu ringen, welches sich für Freitagabend mit meiner Freundin zum „Würzburg-anschauen“ verabredet hat.

Gestern

Szenen die rausgeschnitten wurden:

Mir ist Essen auf den Boden gefallen.

An der Kasse des Supermarktes hat mich eine alte Frau bedrängt, die auch in’s Fernsehen wollte. Und die Unterhaltung mit der Bio-Denns-Kassiererin war dem TV anscheinend auch nicht interessant genug.

Ich hab ein paar Knochen an Rüdiger erklärt.

Ich hab ein’ Haufen Werbung für meine Band EVIL BIRD CONSPIRACY gemacht!! Und NIX davon kam in der Sendung vor!

Und meine Erklärung: Ich würde Medizin nur zum Wohle der Menschheit und zur Befriedigung meines „Helf-Dranges“ ausüben, wurde auch nicht zu meiner Geld-Geilheit ergänzt.

An der Bar haben wir ewigst gestanden, und Daniel (der andere Barmann neben mir) hat noch coole Zeichen in’ne Cappucinotasse gezaubert.

Auch die Gastgeschenke wurden fast die ganze Woche nicht gezeigt.

Dem Rüdiger wollte ich eigentlich zum Essen ein Jacket anziehen, aber Granada wollte mir anhand des Bildungsniveaus der Zuschauer erklären, dass diese nicht verstehen würden, weshalb auf einmal das Skelett keine Lederjacke mehr trägt.

Die Vinothek sieht zumindest sehr langweilig aus, ich wär’ lieber in den Stachel am Marktplatz gegangen.

Ich kipp ein Glas Tabasco nach dem anderen und freue mich auf ein scharfes Essen, schließlich haben wir ihr die ganze Woche mitgeteilt, dass wir es scharf lieben, und Gestern nochmal nach meiner Suppe ganz klar verdeutlicht.

Die ganze Zeit fahren draußen dicke Busse vorbei, und wir müssen fast jeden Take doppelt machen.

Auf die Frage: „Was macht Claudia morgens vor ihrem Haus?“

Antworten wir verdutzt mit „Eh, Rasen mähen“?

Realisator: „Aber sie bumst dabei.“

Nach ein paar Minuten und weiterem Hin und Her und dem Zunicken des Realisators, reimen wir uns die Geschichte selbst zusammen:

→ Wahrscheinlich weckt also Claudia ihr gesamtes Dorf jeden Morgen mit einem rituellen Kanonenschuss.

→ Was für Blödsinn man nicht alles aus Nasen herausbekommen kann.

Zusammen fährt uns Matthias schließlich zum letzten Abendschmaus nach Roden. Unterwegs kommen wir an einem Maisfeld vorbei, und finden es sehr lustig, unsere Gastgeschenke mit dem amerikanisch importierten Unkraut aufzupeppen.

Vor dem Haus angekommen, begrüßen uns Menschen in ihren Trachten.

Hinterm Haus angekommen, werden wir gefragt, ob wir die Überraschung schon gesehen haben.

Der Realisator ist ein bisschen stinkig, dass die Trachtenträger nicht mit uns verstecken gespielt haben.

Zur Begrüßung zaubert Gerd eine Rose für unsere Ur-bayrische-Claudia und ich überreiche Zahnpasta. Matthias schenkt ihr ein Bild-Wörter-Buch, weil sie ja die ganze Woche so still war. Was Carmen verschenkt weiß ich gar nicht mehr, kann nichts großartiges gewesen sein, sonst könnte ich mich noch dran erinnern.

Der Aperitif ist so sauer, dass meine Geschmacksknospen schon vor der ersten festen Nahrungsaufnahme in die Necrose getrieben werden.

Die zwei Blues-Brothers werden zusammen interviewet, und wir tun voll überrascht, als hätten wir die Trachtenträger vorher noch nie gesehen.

Außerdem bauen wir noch eins, zwei Gags ein. (Die allerdings gar nicht gesendet werden. Was uns während der Ausstrahlung weinen lässt, weil wir sie sehr lustig fanden.)

Zur Vorspeise gibt es warme Geschmacklosigkeit. Wo bleibt denn die Schärfe? Wo sind denn die Gewürze hin?

Also Spaß bei Seite, das Zeug konnte man schon gut essen, aber was macht man denn, bei einem Wettbewerb, wenn man weiß, was die Gäste haben möchten?

→ In Roden: Am Besten das Gegenteil.

Wir fangen an uns draußen auf der geilen Terrasse zuzukippen. Claudia wohnt echt schön. Aber dafür das Stadtleben einzutauschen?

→ Ich verfrachte einfach meine Eltern aufs Land, dann kann ich das im Urlaub immer genießen!

Gerd is’ gelangweilt und schreit: Shotgun-auf-Flo, wir räumen die Bar aus!

Die Realisatoren haben jedoch andere Pläne…

Ich werde mit Carmen in’s Schlafzimmer gesteckt, mit der hoffnungsvollen Erwartung, dass wir eine wilde Orgie im Ehebett der Katholikin feiern.

Als wir die Lackstiefel von Claudia wieder zurückgelegt haben (und das ist wirklich kein Scherz, diese schüchterne Frau hat Stiefel, da ist Carmens-Bett-Hubschrauber nix dagegen) meinte der Realisator: „Mh, das hab’ ich mir ein bisschen spannender vorgestellt.“

Darauf der Kameramann ganz kühl: „Was hast du denn erwartet, was die jetzt hier großartig feiern soll’n?“

Das kommt davon, wenn man Erwartungen zu hoch schraubt.

Vor unserem Schlafzimmerbesuch haben Gerd und Matthias mit der gleichen Kameracrew noch die Bar ausgeräumt… Gerd war ‘n bisschen stinkig, dass sein geliebter Schwiegersohn nicht mit dabei ist. – Ich wollte auch die ganze Zeit einfach mal spontan mit Carmen das Terrain stürmen, professionell wie das Kamerateam sein sollte, hätte sie es einfach weiter filmen müssen/sollen.

Aber Carmen war zu scheu, so etwas macht eine Frau ohne Anstand nicht – einfach so spontan den Dreh stören.

Zur Hauptspeise gibt es u.a. Maiskuchen, das was mir so richtig im Kopf geblieben ist. Maiskuchen, da kann man sich doch nix drunter vorstellen. Habt ihr schonmal Maiskuchen gegessen? (Rhetorische Frage)

Es schmeckt wie Mais. Was ja an sich sehr geil ist. Aber zusätzlich schmeckt es noch nach Kuchen. Was an sich ja auch ganz geil ist.

Das war aber wirklich ein Maiskuchen. Ein Kuchen aus Kuchen und Mais!

Ich nehme einen Bissen von dem Ding in’n Mund. *Totenstille*

Schaue nach vorne, sehe Carmen…

Und wir beide wussten, wenn wir nicht sofort wieder weggucken, dann wird’s hier gleich sehr peinlich.

Die nächsten fünf Minuten verbring ich damit, mir auf die Backe zu beißen, um meine Selbstbeherrschung zu wahren.

Bei dem folgenden Interview mit Matthias rede ich so gut ich kann über das Essen – hab ich ja bisher immer gemacht: Man beleuchtet nur das Gute.

Alle wissen, dass es nicht so gut ankam, wie ich hier die ganze Zeit zu verkaufen versuche.

Deswegen probiert auch der Realisator alles, wirklich alles, damit ich die Fresse mal aufreiße. Auch Matthias kann seinen Ohren nicht glauben, und stimmt mir einfach erbarmungslos zu.

„Jungs, wir müssen das Band wechseln!“

→ Ich raste aus, und alles angestaute in mir platzt, ich entleere und erkläre mich vor Matthias:

Dieser Maiskuchen! Oh, mein Gott. Was ist das?

(Dann merke ich, dass das Mikro ja immer noch an sein könnte.)

Dabei schlage ich mir auf mein Mikro, um alles abzudunkeln.

Während ich weiter aushole, und Matthias schön mitlacht, stöpsel ich mir mein Mikro vorsichtshalber noch aus. (Das arme teure Ding…)

Dann mein ich zu ihm, dass auch er seins aus machen muss, sonst nehmen die am Ende noch meine Aussagen von seiner Tonbandspur und hinterlegen es auf irgendwelche Bilder.

Als das Band (hektisch!) gewechselt wurde, stöpsel ich mich wieder ein.

„So, Flo. Sag nochmal, wie genau fandest du das Essen?“

Ich wieder völlig beherrscht: Ja… Es war… interessant… Also das Fleisch zum Beispiel war richtig gut.

Sie merken, dass sie so nich’ mehr aus mir herausbekommen, und fragen Matthias aus, wie er das Essen so fand…

(Geile Aktion; Und ich hab Paras (Abkürzung für Paranoia), dass doch irgendwas auf den Mikros hängen geblieben ist.)

Hoch zum Interview sind wir übrigens mit einer fast vollen Schnapsflasche… Runter war sie ziemlich leer…

(Natürlich nur, weil das Kamerateam alles weggesoffen hat.)

Zur Nachspeise gibt’s Terrakotta.

Claudia hat wirklich den Running-Gag aufgegriffen und mir zur Nachspeise eine Fließe Terrakotta hingelegt. Soviel Spontanität hätten wir nicht erwartet. Kam sehr witzig an.

Ich hab dann auch mal probiert, wie so ne Fließe schmeckt… Nicht empfehlenswert.

Zum Glück bekomm ich dann doch noch richtigen Nachtisch.

Zur Erklärung: Wir haben ja schon den ganzen Abend hinter der Kamera angestoßen (und eigentlich auch die ganze Woche schon), Gerd hat immer darauf bestanden, dass man ihm beim Anstoßen in die Augen guckt, sonst gibt’s sieben Jahre schlechten Sex.

Beim Anstoßen vor der Kamera hat ER mir aber nicht in die Augen geschaut. Also meinte ich natürlich, dass wir beide nun schlechten Sex haben werden.

Seine gelassene Antwort dazu nur: Nein.

Irgendwas muss dieses gelassene „nein“ bei mir ausgelöst haben, auf jeden Fall habe ich ungelogen über zehn Minuten einfach nur gelacht und mich nicht mehr einkriegen können. (Selbst wenn ich jetzt daran denke, muss ich schon wieder lachen.) Ich hatte richtige Tränen in den Augen. Und nach ‘ner Weile wurd’s mir sogar peinlich, weil ich mich gefühlt habe, als halte ich den Dreh auf.

An die Punktevergabe hat keiner von uns gedacht, bis einer aus dem Team meinte:

Freitags ist oft eine kleine Anspannung zu erleben, weil es auf die Punktevergabe zu geht.

Ja, danke. Ich hab mich nicht angespannt gefühlt, und auch nicht unwohl. Bis jetzt…

Ich bin sogar am überlegen, ob ich der Gastgeberin zehn Punkte vergebe, einfach weil es so nett bei ihr ist, und ich mit Gewissheit wusste, dass es nichts an der Erstplatzierung ändern wird.

Aber dann wollte ich auch ein wenig fair den andern gegenüber sein.

Während wir sonst immer die Punkte rechtfertigen mussten, geben wir nun einfach unsere Bewertung ab.

Zum Schluss geben wir uns wieder so, als würden wir nicht auf die Punkte warten, sondern als feierten wir ein wenig.

Ich wusste nix von meinem Ergebnis, hab’ auch bis zum Ende niemanden meiner Mitstreiter gefragt, was sie mir gegeben haben. Konnte also alles von vier bis vierzig Punkte sein. Also nich’ wirklich, aber gespannt war ich schon, was raus kommt.

Auch, wenn sicher kaum jemand wirklich mitgemacht hat, nur um zu gewinnen, ist es am Ende doch eine große Preisfrage. Vor allem weil hier einer mit 1.500€ mehr zu versteuerndes Geld mit nach Hause geht.

Jeder, der den alten Kalauer nicht versteht:

Es gab’ mal (und mir wurde das auch erst während der Drehwoche erklärt) einen Kerl in Paris, der wohl ziemlich schlecht gekocht habe, selbst von sich überzeugt war, und seinen Mitstreitern wirklich schlechte Bewertungen gegeben hat.

Am Schluss wurde er Zweiter, und im Interview wurde er gezeigt, wie er tot ernst meinte „ich spüre nur noch Wut“. Seitdem ist das ‘n Running-Gag im DPD-Jargon.

Schlussinterview (Carmen + Flo)

Wie verbleibt ihr zwei eigentlich?

Wir gehen einen Schritt auseinander: „Ja, seitdem sich mit Gerd was anbandelt ist es zwischen uns aus.“

Vielen Dank auch, für diesen Story-Close.

– Ich frage mich im Nachhinein, hätten wir eine eigene Sendung bekommen, wenn wir gesagt hätten, dass wir nun zusammen sind?

Rückblick

Ohne Witz – ich hab mir die Brustenthaarung wirklich peinlicher vorgestellt.

Auch wenn „Scham“ ein kleines Fremdwort für mich ist… Muss man nüchtern betrachtet doch mal hinterfragen: „Was zum Teufel hat sich das Kamerateam dabei nur gedacht..?“ Naja, unschuldig bin ich dabei auch nicht. Aber das stempeln wir trotzdem mal unter Jugendsünden ab, bis zu meiner wichtigen Karriere is’ ja noch ‘n Weilchen.

Und wie feddich das Ethanol uns gemacht hat, konnte man vllt auch daran merken, dass ich im Interview sogar angefangen hab’ H2O zu konsumieren.

Donnerstag, auf los geht’s (f)los

Um kurz vor sieben klingelt die Haustür, und es klopft an der Türklingel:

Hallo! Wir haben keine Brötchen für dich mitgebracht. (Danke)

Man möchte mit mir besprechen, was nun den Vormittag lang gemacht wird, und was man sich so wünscht von mir. Is’ zwar von der wirklich coolen Vormittags-Crew nett gemeint, ‘bin aber schon wieder sprachlos, dass die am vorletzten Tag immer noch nicht gecheckt haben, dass sie bei mir da offene Türen einrennen.

(Jungs, ich hab doch schon alles für euch geplant..!)

Also: sieben mal die Türe aufmachen, bis der richtige Take gefunden wird; So tun als ob man mitten in der Nacht geweckt wurde, und ganz Studenten-like auf der-frühe-Wurm-kann-mich-mal machen. Und verpeilt in der Wohnung herum irren, und Interviews geben. (Auch an dieser Stelle nochmal lieben Dank an meine Freundin, welche die gesamte Woche neben der Arbeit noch die Wohnung zu Tode aufgeräumt hat.)

Da ich der einzige beim Dinner mit Grips bin, hab ich mich gleich von mehreren Verkäufern schön schmieren lassen, und NIX, absolut nix für mein Essen bezahlt.

Die Schleichwerbung für BIO-Denn’s sollte genug Entlohnung sein, bin sogar singend mit deren Einkaufstaschen durch Würzburg geradelt.

Und auch mein Putenfleisch hab ich aus Würzburgs ältester Metzgerei in der Semmelstraße besorgt. Denen war das sogar egal, dass ich nicht mit dem Kamerateam vorbeigekommen bin. ‘Nen kleinen Flyer hab ich trotzdem von der Metzgerei an mein Gewürzregal ge-magnetet. (Waren sehr nette Leute, und vor allem die weibliche Belegschaft hat sich wie auf ‘nem Kindergeburtstag gefreut.)

Auch hab’ ich freundlicher Weise für meine Musiker-Kollegen-Freunde „Cray Fish“ ihr Promo-Plakat in mein Schlafzimmer gehängt, damit es abgefilmt wird. (Und deren CDs in der Wohnung verteilt und am Mittwoch dem Matthias als Gastgeschenk eine mitgebracht – was allerdings nicht gezeigt wurde.)

Nach dem Einkauf mit der Crew im Bio-Denn’s Laden, sang ich noch ein wenig auf dem Rad über die Gruppe. Meine Befürchtung: Dass bei meiner Gruppendichtung wieder nur Carmens und ggf. Claudias Strophe geschnitten wird, damit ich weiterhin als Lust-Hengst rüberkomme.

Im BIO-Denn’s Laden war übrigens noch eine süße, kleine Praktikantin von der MainPost dabei, die ‘nen Artikel über uns Fünfe schreiben wollte. Hab’ das Schneggle direkt auch zum Abend im Café mit eingeladen.

Nach der Einkaufssession im Bio-Denn’s Laden, besorgte ich mir noch schnell die ergaunerte Pute und freute mich, dass ich von den 800€, die man als Mitwirkender erhält, lediglich das neue Tischtuch und die Deko-Steine bezahlt hab. (Die wurden mir leider nicht durch Schleichwerbung finanziert, so wie beim Bio-Denn’s Laden.)

Mittagspause von 13:05 – 13:55

In dieser versuche ich das erste Mal in meinem Leben „Kuchen“ alleine zu backen. (Bisher hab ich lediglich bei Oma immer den Teig geknetet und gerollt… und vor allem gegessen..)

Die angegebene Menge reicht nicht aus, und ich notiere mir:

„Zutaten verdreifachen, damit es für die Gäste langt.“

→ Also schonmal ein Übel für den Abend abgewendet.

Wir fangen irgendwann gegen halb drei an zu drehen.

Ari sollte mir ja helfen.

Meiner Aufgedrehtheit setzt sie erstmal einen Dämpfer, und ich frage mich, wie sie so verdammt ernst vor der Kamera sein kann. Das bildet zwar ‘nen krassen Kontrast zu mir, lässt mich aber als richtiges Arschloch dastehen.

Wie man es sicher merken wird, versuche ich aus der Situation für mich noch das Beste zu machen, bin aber innerlich richtig, richtig angefressen.

→ Alle Gags, die sie sich ausgedacht hatte noch vor zwei Monaten – wie weggeblasen. Keine Ironie, es wird nicht so getan, als hätte ich panische Angst vor ihr… Keine Schlägerei in der Küche… Keine von Zetteln abgelesenen Sprüche… Jetzt bin ich das respektlose Arschloch aus Würzburg.

Ich entschuldige mich jetzt schonmal für folgendes:

Alanin kann man unter Hektik gut und gerne mal mit Isoalliin verwechseln! Und auf das Wort Propanthial-S-Oxid konnte ich mich einfach nicht mehr erinnern…

→ Ergebnis: So sieht es aus, wenn eine Klugscheißer Aktion in die Hose geht.

Ca. (circa, nicht Calcium) vier Uhr: Ari tut so, als ginge sie zu irgendwelchen Freunden an den Main, bleibt aber da, und passt auf, dass die Kamerateams nix klauen.

Ich soll mich umziehen; Dann is’ fünf Uhr:

Jetzt aber flo(tt).

Ich geselle mich derweil in’s Café nach unten, über dem ich wohne, und bereite die Cocktails für den Abend vor.

Hintergrundgeschichte:

Mein Bruder war lange Zeit Barkeeper in meiner Heimatmetropole, und hat mir an ‘nem gemütlichen Abend einen eigenen Drink kreiert. Getauft auf „Can-U-Flow“.

Schmeckt geil. Hat auch jedem gefallen – selbst Carmen, und die mag keine Bananen… Eben nur meine.

Die Begrüßung wird die geschmackloseste von allen:

Ich sehe die Leute etwa 18 Minuten draußen rumstehen, während ihre Ankunft akribisch genau gefilmt wird. Dann soll ich sie „von hinten erschrecken“… Naja.

Übrigens habe ich natürlich genug Stühle bei mir rumstehen; Die sind nur einfach hässlich, weil sie nicht zu dem Tisch passen. Am Dienstag kam der Aufnahmeleiter auf die fixe Idee, doch auch daraus eine Story zu bauen (ja, davon hat unsere Gruppe wirklich nicht genug).

Auf Matthias bin ich stolz, der hat wirklich als einziger ‘nen Stuhl mitgebracht.

Während die anderen interviewet werden, geselle ich mich nach oben: Die Vorspeise ist zwar schon fertig, ich soll aber trotzdem so tun, als ob ich voll aufgeregt bin und pseudomäßig ein bisschen den Kochlöffel schwingen. (Wobei – ich glaub – die Croûtons hab ich wirklich erst kurz davor noch gebraten.)

Kurz vorm Auftritt treffen meine Überraschungs-Diener noch bei mir ein, und die Idee meines Kumpels sich als Sado-Maso-Sklave (ja, ich habe nur durchgeknallte Freunde) wird (zwar nicht von der Produktionsfirma Granada, aber) von VOX entschieden abgelehnt: „das ist denen zu hart.“

Mein Kumpel is’n bissl stinkig, weil er eigentlich nicht erkannt werden möchte (seine Henkermaske wurde gestrichen), schließlich hat auch er irgendwann mal noch (hoffentlich) ‘ne Karriere vor sich.

Wir versuchen die Chose mit einem Schal von Ari und der Sonnenbrille von Rüdiger (dem geliehenen Skelett) zu lösen, außerdem wird er noch von meiner zweiten Dienerin im Gesicht angemalt (auch wenn ich nicht denke, dass man das irgendwie erkennen wird).

Wir sitzen eigentlich alle schon am Tisch, während sich das Kamerateam für den „Eintritt in meine Wohnung“ bereit macht, und alle nochmal „offiziell“ rein kommen dürfen.

Ich muss dabei beiläufig erwähnen, dass ich entgegen den Gerüchten der letzten drei Tage sehr gut mit dem Kamerateam klar komme.

Möglichkeit eins: Carmen meinte, ihre „Planung“ wurde durch die Wusel durcheinander gebracht, und da ich keinen Plan hab’, relativ spontan koche, wird mir einfach nicht klar, dass dies eine Stress-Situation sein könnte.

Möglichkeit zwei: Der Crew wurde Gestern noch so in den Arsch von irgendwelchen Verantwortlichen geblasen (zB der Vormittags-Crew) oder hatten einfach nur Angst um ihren Ruf und Job, so dass sie sich bei mir nun endlich besser benehmen.

Ein bisher unauffälliges Teammitglied wollte bei dem Tag nochmal kurz bei/vor mir aufmucken. Ich hab’ dann seinen verbalen Ausrutscher an meiner Derma Vorbeigleiten lassen, um die Stimmung nicht zu gefährden. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, ihm zu einem Fecht-Duell herauszufordern, wobei ich wahrscheinlich verloren hätte, weil ich gar nicht richtig fechten kann.

Vorspeise

Die brodelt bereits seit 30 Minuten fröhlich vor sich hin, und wartet darauf, dass die Kameras für’s Servieren bereit sind.

Das erste mal heute Essen:

Sehr, sehr, sehr scharf.

Es war wahrscheinlich der heißeste Tag des Jahres, plus Scheinwerfer, plus scharfes Essen. Wir haben alle geschwitzt wie die Dönertiere.

Alle loben das Essen in den Himmel, und ich frage mich, ob das nur gemacht wird, um nett zu mir vor der Kamera zu sein, oder ob es wirklich so genial gut ankam.

Hauptspeise

Bisher hab’ ich immer Putengeschnetzeltes gemacht.

‘N Koch-Freund von mir meinte, dass man diese Trivialität auch etwas auflockern könne, durch ein Aufrollen der Pute-Hälften, mit Speck ummantelt und einer Feta-Tomaten-Füllung.

Leider hatte ich das bis dato noch nicht schonmal probe-gekocht, sonst hätte ich gewusst, dass dies ‘ne blöde Idee war (zumindest für einen Dilettanten wie mich).

Einfach Geschnetzeltes oder weg lassen!! Dieser rießen Fleischklumpen war einfach nur ein trockener, gebratener/gebackener-Protein-Haufen.

Beim Kochen und wuseln fällt mir sogar Essen auf den Boden. Und die kleine Küche sieht immer mehr aus, wie ein Schlachtfeld „Nahrungsmittel vs. Ordnung“, und die Entropie scheint zu gewinnen.

Man merkte schon beim Essen, dass die trockene Pute nicht gut ankam, und die meisten dieser (eigentlich NUR) einzelnen Teil-Beilage mehr Aufmerksamkeit schenkten, als auf meine persönlichen Highlights: Der Lauch-Eintopf und die Thunfisch+Gemüse-Pfanne, von welchen sich bis auf Claudia jeder noch Nachschlag geholt hat. (Aber solche Refill-Teller, werden im TV nicht gesendet.)

Weil wir nun schon Mitternacht hatten, und Gestern jemandem der Kragen geplatzt ist… werde ich ein wenig auf Schnelligkeit gedrängt.

Zum einen versaue ich mir meine Nudeln, die durch das Warten einfach austrockneten.

Nachspeise

Zum anderen musste, ich hurtig die Nachspeise in den Ofen schieben. Also werden meine Sklaven von der Regie in die Küche beordert um die kleinen Töpfchen zu füllen. (Matthias bekommt das mit, und ich bitte die Organisatoren später nochmal bei der Punktevergabe daran zu erinnern, dass die Mithilfe nicht meine Idee war.)

Im Ofen sollte der Spaß eigentlich nur 20 Minuten bleiben, reingestellt hab ich die Küchelchen schon bevor wir die Hauptspeise anfingen zu verdauen (für alle Laien-Leser: Verdauung fängt im Mund an). (Aus zuverlässigen Quellen weiß ich, dass die ganze Zeit aber komische Sachen mit meinem Ofen angestellt wurden, und die Küchelchen somit mindestens 30 min im Ofen rumlungerten → was ihm eine brotige Konsistenz verlieh, die nich’ so gut ankam.)

Meine Joke-Nachspeise, mit der verhunzten Vanillesoße kam sehr gut an, also eigentlich hat es scheiße geschmeckt, aber das sollte es ja auch, und das kam gut an.

Die anderen Fragen mich am Tisch noch mit vorgefertigten Fragen aus, wie ich heiße, warum ich Medizin, oh, sorry, Zahnmedizin studiere. Wie ich auf die Musik komme… Und dann sollte ich direkt auch nochmal was vorträllern. Was liegt da näher, als das allseits gehasste Wonderwall. (Auf unspezifische Songwünsche reagiere ich immer mit leichtem Juckreiz.)

Zum Drehschluss muss meine Lebens-Abschnitts-Gefährtin (dämliches Wort für Freundin) noch so tun, als käme sie zurück von ihren Freundinnen.

Von 2 bis 3 Uhr nachts lassen wir den Abend im Mozart Café ausklingen, die mir nicht nur ihre Gläser gestellt haben, sondern mir auch noch die gesamte alkoholische Verpflegung meiner Gäste abnahmen. Und auch das ohne meine Unkosten. Man bin ich gewieft. (An dieser Stelle nochmal Danke und ein bisschen Schleichwerbung für das Café Mozart in Würzburg, im schönen Franken.)

Alle gehen mit meiner kurvigen Dienerin noch feiern, ist ja fast das Ende des Woche, und man will sich genauer kennen lernen. (Hat natürlich nix mit ihren Brüsten zu tun, und dass sie ‘nen Uterus besitzt; Nach ihren Angaben, habe sie sogar mit irgendeinem Crew-Mitglied zusammen am Main übernachtet… Warum auch immer.)

Meine Gäste erklären mir, dass die Punktevergabe noch nie so schwer war, weil es der geilste Abend bisher war, aber eben ein paar Zubereitungen gar nicht so perfekt waren.

Egal, wenn es weniger als zehn Punkte pro Nase gab, kündige ich euch die Freundschaft.

Heidewitzka, Morgen darf ich im Phantom Zeit aufholen…

UND DIE KÜCHE SIEHT AUS WIE EIN SAUSTALL!!

Reflektion über Mittwoch

Hass-Tiraden überströmen mich von tausenden Humanmedizinern, die sich in ihrer Würde (von einem Studenten der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde) beschnitten fühlen.
Schließlich ist „die Lehre der Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Krankheiten und Verletzungen“, oder auch (aus dem alten Italienisch) „ die Heilkunde“ oder auch „ärztliche Kunst“ nicht das Professionsfeld eines einfachen Zahn-Hoblers.
Ein HUMANmediziner ist schließlich die Krönung der Naturwissenschaftler und ein ZAHNmediziner lediglich ein sadistischer Handwerker. Viele Kommentare in digitaler Form, aber auch als SMS erreichten mich, um meine geistige Umnachtung zu lichten:
– Ich studier ja gar kein Medizin, und wie ich darauf kommen würde, das zu behaupten. Vielen Dank an dieser Stelle noch mal, an diese unheimlich produktiven Kommentare meiner Halb-Kommilitonen – ohne euch hätte ich diese Anmaßung vielleicht sogar bis ins Grab genommen.
(Wo diese wichtigen Vorklinker ihr Selbstbewusstsein bei der Immatrikulation gelassen haben ist mir an dieser Stelle leider untersagt zu berichten.)
Aber ihr könnt mich ja beim nächsten gemeinsamen Suff mal richtig aufklären, was ein Halbgott so alles genau braucht.


Die Dienstags-Sendung:

Eigentlich gab es zu der Story noch ‘ne geile Po-Ente bei Carmens Verabschiedung, die nicht gesendet wurde:
Carmen holt ein kleines Bild unter der Nachttisch-Lampe hervor und sagt: „Gute Nacht mein Schatz.“

Gewieft, wie die das mit der Bilder-Love-Story noch geregelt haben – einfach wegschneiden, und trotzdem sagen, dass ich voll auf Carmen abfahre.

Das (eigentlich) lustigste an der ganzen Geschichte ist, dass jeder meine Freundin bemitleidet, was sie doch für einen Gluteus maximus zum Freund hätte.
Ari sieht das Ganze ziemlich gelassen. Man, als ob meine Freundin nicht wüsste, wen sie sich da als Haustier, Koch und Privatunterhalter in der Wohnung hält.
Der Kommentar ihrer Mutter: „Das war noch nicht alles?! […] Ich würde mich nach einem neuen Freund umschauen.“ Dies lässt uns zwar laut lachen; Mich aber auch überdenken, ob sie an Weihnachten wieder so tolle Ohrringe von mir bekommen soll oder nicht.
(Lieber nicht – sie hat ja jetzt schon welche.)

Carmens Mann is’ übrigens ‘n geiler Typ, mit dem ich bei Gerd ‘ne Runde Billard gegen Matthias halb- gewonnen habe. Aber auch gestandene Männer, bekommen gelegentlich weise Fragen von ihren Kumpels: Ob er mich denn noch verprügeln würde…
– Wie schön zu merken, dass Jungs eben Jungs bleiben.
Ein Hoch auf das Androgen, was sich seit Anbeginn der Zeit selbst überschätzen lässt:

17-β-Hydroxyandrost-4-en-3-on

(Für den gemeinen Laien auch unter dem Trivialnamen „Testosteron“ bekannt.)

Mittwoch

Mein Zahntechniklabor wird instruiert, was eine Kamera so alles benötigt. Ich soll mal zeigen, wie man ganz gekonnt aufwachst, und eine Prothese NICHT ausarbeitet.
(Diesen Technik-Insider werden auch nur die Hälfte der TPK-Absolventen verstehen, weil die das sicher auch nicht wissen.)

Egal, ich erzähl Mario ein wenig von der Rasselbande, und ich frage mich, wem es wohl im TV auffallen wird, dass ich jeden Tag ‘nen anderen Bart trage… (Und [ACHTUNG SPOILER] am Freitag sogar nur ‘nen halben.)

Ich find’s schade, dass die Vormittags-Crew nicht auch abends dabei ist – dann wäre die ganze Geschichte wohl ein wenig entspannter zugegangen.
(Den ganzen Abend gesagt zu bekommen, welche Themen man ansprechen soll, nervt nach ‘ner Weile; Als ob wir ohne Regieanweisungen langweilige Menschen wären… Bei diesem Gedanken versinke ich ein wenig in traurige Melancholie.)

Matthias’ Menu ist unaussprechlich, was mich des weiteren Tages auf ‘ne super Idee bringt. (ICH, werde meine Menubezeichnung ein wenig umwerfen… Dann haben die mittags auch ein bisschen mehr Spaß bei ihren Interviews.)

Die Uni endet kurz nach fünf… Wir ham nämlich noch Gipsraumdienst.
Momentan bin ich noch echt verdammt gut in der Zeit, und meine Modelle sehen soweit richtig gut aus, also brauch ich für Morgen auch kein (sehr) schlechtes Gewissen haben. (Keinen Dank an dieser Stelle an meinen Kommilitonen, der mir keine fünfzehn Minuten schenken konnte, indem er mir mein blödes Sägemodell sockelt.)

Zusätzlich trägt der Schlafmangel langsam Früchte, und ich komm erst 18:10 bei Matthias außerhalb Würzburgs an. Pädagogisch wertvoll werde ich vom Teamleiter gerügt. Carmen nimmt mich aber mütterlich in Schutz und beichtet – sie haben sowieso noch nicht angefangen.
(Wem meine unkorrekte Verwendung des Konjuktives auf den Senkel geht… – Der hat vollkommen recht, und darf sich bei meinem ADS beschweren. – Briefe und vor allem Geschenke hierfür nimmt meine Sekretärin gerne entgegen. Hass-Tiraden bitte an meinen alten Deutschlehrer.)

Szenenplanung: Claudia und ich kommen gemeinsam bei Matthias an. (Wie wir den Weg entlanglaufen, wird exakt fünf mal gedreht, und jedes mal versuchen wir in etwa die gleichen Bewegungen zu machen, damit der Mann im Schnitt nich’ so viele Probleme mit uns hat.)
Ganz spontan treffen wir Gerd und Carmen an der Haustür, die uns beim Klingeln erwischen (is’ ja auch logisch, wenn ich zehn Meter vor mir Freunde laufen sehe, dann mache ich mich auch erst am Ende der Reise bemerkbar.)
Es folgt eine fröhliche Begrüßung untereinander, man hat sich ja Gestern das letzte Mal vor der Punktevergabe gesehen…

Überraschung: Matthias hat auch einen kleinen Glücksdrachen, der is’ aber zwei Nummern größer und kann sogar mehr als nur zittern und nicht auf fremde Befehle hören (die gute Hundeschule hat also einen ganzen halben Hund aus der Kläffer-Dame gemacht).

Man versucht sich mir anzupassen, und stößt nicht mehr „zum Wohl“ an, sondern sagt nur noch „Prost“, so fühle ich mich nicht gezwungen alles direkt wegzukippen.
→ Hilft nix.
Achtung, Klugscheißerei:
Ethanol wird bekanntlich schneller mit durchblutungssteigernden Mitteln aufgenommen (also z.B. süße Saccharide, Energie in Form von Wärme, Kohlendioxid (für den Leihen: Kohlensäure), etc…) auf leeren, unverfetteten Magen (Lipide senken übrigens die Durchblutung), plus angeregtem Sympathikus (wegen Kameras und schönen Frauen) → ergibt:
Ein, zwei Gläser, (auch wenn das Gesöff schön kühl ist…) und die Betäubungsmittel entfalten ihre volle Wirkung.

Ich möchte mich anterior schon mal vor jeglicher Verantwortung der gezeigten Szenen drücken, und schiebe alles auf Co-Faktoren, auf die ich keinen Einfluss hatte. Nicht nur meine Neuronen müssen frühzeitig ihre Apoptose eingeleitet haben.
Na, mal gucken, wie das im TV zusammengeschnitten werden kann, ohne, dass wir als Vollpfosten dastehen…

Um uns das warten zu versüßen, schenkten wir uns gegenseitig (sehr) gut ein.
Endlich hat mal einer Mitgedacht, und uns Essen und Getränke für die langwierigen Pausen hingestellt.

Das Essen war vorzüglich und dekadent.
Man warf mir sogar vor, ich mache vielleicht nur mit, um ‘ne Woche lang gut essen zu können.

Als wir auf die Hauptspeise warten, hören wir übelsten Stunk aus der Küche grölen. Anscheinend verursachte das gut durchgeplante Kamerateam einen (von seinen Freunden berühmt-berüchtigten) Wutausbruch beim Gastgeber.
Dem notorischen DPD-Zuschauer wird bereits aufgefallen sein, dass viele Gäste die Gänge als kalt oder verkocht beschimpfen. Wenn man mal dabei war, kann jeder nachvollziehen, dass es nicht so einfach ist, auf die absurden Wünsche des Kamerateams einzugehen und mit dem Anrichten zu warten oder irgendwas vier mal irgendwo hin zu stellen. (Die Kamera läuft schließlich nicht permanent durch, und aufs Anschalten und Satteln dieses Monster-Dings muss ja auch Rücksicht genommen werden.)

Zum Wohnzimmer wurden die Türen geschlossen und uns bat man mal grad in den Garten zu ziehen. Wir spekulierten derweil draußen über die Auseinandersetzung, und ob irgendwer uns neugierig abhört – hatten schließlich alle so ‘n Mirko im Dekolleté hängen.

Überraschenderweise (inklusive der Androhung und folgender Durchführung(!), Teile des Kamerateams rauszuschmeißen) merkte man unserem Gastgeber am Esstisch und vor der Kamera nix von all dem Trubel an.
– Selbstbeherrschung zur richtigen Zeit –

Wenn ich mich zurück an die Interviews mit Claudia erinnern möchte, sehe ich neben schwankenden Wänden und Möbeln, auch meinen Enthusiasmus irgendwelche lustigen Aktionen aus ihr herauskitzeln zu wollen. (Was echt nich’ immer einfach war. – Ob es nötig war, is’ne andere Frage.)

Es ranken sich heute noch Legenden darüber, weshalb mein Angebot – mir das HAUPTHAAR abzurasieren – anders beim Realisator ankam.
Mit abgestorbenen Neuronen lässt sich schwer schnell umschalten.
Egal, das misslungene Herz und der leere Akku haben mir – dank präventiven Betäubungsmitteln – auch nicht sonderlich weh getan.

Die beste Nachspeise gab’s übrigens bei Matthias, selbstgemachtes Eis ist der Hammer!
(Auch wenn der Gerät für einen armen Studenten noch zu unerschwinglich ist.)

Nach einem philosophischen Gespräch über Perfektionismus und meine Punktevergabe durfte ich beim neugierigen Taxifahrer dann, mein Ethanol in halber Ruhe oxidieren lassen.

Glücks(drachiger) Weise blieb die befürchtete männliche Katze am nächsten Tag aus.
3 Uhr nachts: weckt mich bloß nicht vor Mittag!
(Vernudelt! Phantom wartet in vier Stunden.
NE! ICH bin ja Morgen dran… Auweia…)

Flo, Würzburg (nur physisch) 

Dienstag

Rückblick
Es war leider nicht schlimmer als erwartet. Gemeinsam haben wir die Montagssendung bei Gerd und seiner Family angeschaut, und mussten mit Bedauern feststellen, dass Gerd doch nicht komplett überzogen über den Tisch geschliffen wird, wie er es doch die GESAMTEN LETZTEN ZWEI MONATE befürchtet hatte.

Auch Sinas Bruder ist cooler, als man von den Fotos des Nick Carters-Fan erwartet hätte.

Am geilsten fanden wir alle Claudia, die total quietschig und fröhlich rüberkam, leider wurde diese zum Ende der Woche immer stiller (schien uns zumindest so).

Und wir alle haben uns gefragt, weshalb einige der lustigsten Szenen einfach nicht mit reingeschnitten wurden:
Zum Beispiel hat Carmen ALLEINE FÜR DIE VORSPEISE ALLE Utensilien auf ihrem Platz, die ihr zur abendlichen Nahrungsaufnahme zur Verfügung gestellt wurden, verwendet.
Da ich gelernt hatte, dass man von außen nach innen isst, hab’ ich erstmal die Gambas mit den Löffeln versucht zu verspeisen, bis mir Gerd großzügiger Weise die Erlaubnis erteilte das Zeug auch mit der Gabel anzupacken (auch, wenn die Gabel weiter drinnen lag).

Meine Ausziehaktion vorm Pool wurde auch zwei bis drei mal gefilmt, weil Claudia bei den ersten zwei Takes zu still war und beim and’ren mal mein Mikro an den Klamotten zu laut geraschelt hatte.

Ich selbst habe im TV das erste mal Gerds „Hall of (own) fame“ gesehen – durften ja beim Dreh das Haus komplett nicht unbeaufsichtigt betreten.

Egal…
Gerd ist also doch nicht vor Scham in der Erde versunken, fand’s aber nich’ so geil von uns, dass Matthias und ich während der Show die ganze Zeit online Kommentare zur Sendung begutachteten.

Außerdem wurde mit viel Kohle und Aufwand mein Waschbrettbauch digital verarbeitet, um mich nicht als vollkommen perfekt darzustellen, und das Selbstbewusstsein sämtlicher männlichen Zuschauer zu zerstören.

Dienstag!

Ich wache auf, geh zur Uni… blablabla.

So, im Ringpark angekommen wird mir klar, dass ich nun wohl jeden Tag diese Woche zwei Stunden Mittagspause machen darf.
Unter den schattigen Bäumen wartet auch schon mein Guter Freund „Atilla“, um sich von mir reichlich vor der Kamera verprügeln zu lassen – ich soll schließlich geil rüberkommen.

Nachdem ich Atilla mehr als ein Dutzend mal den Arm verrenkt habe, müssten die Cutter genug Material haben, um das dämlichste Take nehmen zu können.

Kühl, Atilla muss noch schnell alle Rechte (und seine Seele) an den Teufel, eh… Granada verkaufen und ich kann mich umziehen gehen, und weiter im Labor aufwachsen.
– Ne, doch nich, muss ja noch ‘n Interview geben.

Ok, sagen wir mal was zu Carmen – die heutige Gastgeberin.
*denk* *denk* *denk* *nasepopeln* *cool ausschau’n*
– sie is’ lieb
– nett
– lacht gern
– extrovertiert
– sympathisch
– macht bestimmt gern Sport?
– Welchen?
– Ehm… Tanzen, Klettern, Joggen –  am liebsten natürlich mit mir
—> Carmen hat Bilder von mir in ihrem Nachtschränkchen
– klar man, Carmen steht auf mich
– wie die hat ‘nen Freund? Wat?! Die is’ schon verheiratet?
– Egal: Steht trotzdem auf mich

Ein gefundenes Fressen:
Aus einem beiläufigem Satz, schafft der Realisator es, mir die intelligentesten Kommentare zu entlocken.
(Der Mensch hätte es übrigens geschafft, dich deine eigene Oma als Schlampe betiteln zu lassen, und du hättest es ihm noch nicht einem übel genommen.)
Ich denk mir, ok, machste mit, die wollen schließlich ‘n bissl Material zusammen schneiden können.

–> Also meine Idee: Ich bring heut Abend einfach ‘n paar Bilder von mir mit, und leg sie in ihr Nachtschränkchen.

Außerdem wäre es doch cool, mich beim radeln zu filmen…
„Sing doch mal ‘n bissl was… Kennst du die Oper ,Carmen’“?
– Ehm, ja… Sing mal vor!
„Ok, sing einfach irgendwas anderes mit ihrem Namen…“

Abends
Kurz bevor mich Matthias mit seinem Oldtimer abholt, verunstalte ich mir noch geschickt-gekonnt meine Haare.

Vor Ort werden wir wieder verkabelt (natürlichen fassen wir keine Mikros selbst an, sind ja mittlerweile Vollprofis). Gemeinsam drehen wir etliche Takes, wie wir in ihren Garten hinein stolzieren (verfolgt von einer kleinen Katze, die sich als Attention-Ho’ entpuppt).

Mein Gastgeschenk: Mundspülung
Reaktion: negativ

Da will man mal was gutes für den Prachtkörper einer schönen Frau tun, und direkt erntet man Kritik, als würde einem solch ein gut gepflegtes Modell nicht gefallen.
Prävention, statt Krone sag ich nur dazu. Man kann nur pflegen, wieder aufbauen tut sich Zahnschmelz nicht mehr. (Also eigentlich schon, aber nicht gut… also nich’ in dem Maße… also, ohne Fleiß keinen Preis… ich mein nich’ überall… ehm, das eigene Gewebe is’ immer besser als Prothesen? Ach, ich will keinen verwirren, mit meinem hoch-intellektuell-akademischen-Nonsense..) → Putzt euch eure Zähne, verdammt! Und dazu gehört nicht nur die länge der Zahnbürste, die Technik macht’s..! (nicht mit mehr als zwei Newton drücken) Und die Hilfsmittel… Also Zahnseide nich’ vergessen! Und Mundspülung is’ auch nich’ verkehrt.)
– Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich nich’ früher auf die Idee gekommen bin Schleichwerbung für irgendeine medizinische Marke zu machen. (Kommt davon, wenn man die Show vorher nich’ geguckt hat, in der man nun mitspielt.)

Der Abend wird sehr käsig. Und die Warterei im Garten zwischen den Menüs geht mir jetzt schon auf die gebündelten, parallel verlaufenden Neurofibrillen, hätte sie nich’ ‘ne heiße Freundin zu unserer Belustigung einstellen können? Gerd hat schließlich auch seine Tochter an uns prostituiert (falls du aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen auf diese Seite kommen solltest, Gerd: Die haben meinen Artikel verfälscht, das stand vorher nich’ drin).
→ Memo an mich: Großbusige Freundin finden, die an meinem Gastgebertag die Gäste bespaßt.

Mit Claudia, der heißen Biene, durfte ich in Carmens Schlafgemacht herumstöbern (hier beschränkt sich wohl auch alles aufs wesentliche → Inhalt: lediglich ein Bett plus Nachtschränkchen):
Zeit für meine Aktion → schnell meine Bilder so auffällig wie möglich vor der Kamera in das Nachtschränkchen legen, und meine Mit-Bestöberin drauf aufmerksam machen → die wird mich ja schließlich auf dem Bild schon erkennen!!!

„Claudia, was is’n das?!“ *in die Schublade zeig’*
„Och, Bilder…“
„Ja, wer is’n das?“
„Keine Ahnung…“
„Claudia, kennste den etwa nich?!“
„Ne.“ (und sie meinte es einfach tot-ernst)
*etwas eindringlicher auf sie einred’* „Claudia, schau doch nochmal genau hin, erkennst du die Person wirklich nicht?!?“ *mir das PASSFOTO direkt neben mein eigenes Gesicht halt*
„Nö, wer is’n das?“

Der Realisator bricht den Kack ab, und meint, wir schneiden das so, als ob du die Bilder von dir, doch nicht in ihrem Nachtschränkchen findest…

… aha… wie lustig…

(Diese grandiose Idee des Realisators ist natürlich um LÄNGEN besser als die Foto-Love-Story… Aber das konnte ich als Dilletant natürlich nicht sofort wissen…)

Gefunden hamm’er dann noch ‘nen Hubschrauber…
(Was auch immer (!) dieses Ding im Schlafzimmer zu suchen hat, wissen wir alle bis heute nicht.)
Nachdem ich diesen „kaputt“ gemacht hab’, drängt mich Claudia dazu mein Vergehen an Carmen zu beichten.

Auf dem Weg nach draußen mein ich noch zu Klau-Dia: „Wuat?! Ich sag doch auch keinem Patienten, dass ich seine Zähne verpräppt habe!“
(Dem aufmerksamen Zuschauer sollte nicht entfallen, dass im TV dieser Kommentar rausgeschnitten wurde. Könnte möglicherweise daran liegen, dass ich im Nachhinein darauf drängte, diesen Gehirn-Furz von mir doch lieber nicht in die Sendung mit aufzunehmen. – Irgendwann hat man ja hoffentlich noch ‘ne Karriere vor sich.)

Bei Carmen ist es wirklich sehr angenehm, man fühlt sich als Gast mehr als willkommen, sie schaut nicht verschwitzt aus, fertigt keinen zur Begrüßung ab, duftet gut, fasst einen immer ganz niedlich am Arm an, wenn sie redet (als ob sie ohne Körperkontakt einfach nicht reden könnte – sau stark und sympathisch).

Matthias und ich verstehen uns super in ihrem wohlriechenden Kleiderschrank. Wir greifen die Bilder-Love-Story auf, und meinen, dass die doch bestimmt irgendwo hier versteckt sein müssen → kurzer Hand verwühlen wir den halben Kleiderschrank.
(Was Carmen veranlasst uns am nächsten Tag ein Geständnis entlocken zu wollen, weshalb sie nach dem anstrengenden Dreh noch ihre Kleider unter Yannics Unterhosen gefunden hat…)

Gerüchte verhärten sich, dass das abendliche Kamerateam irgendwie komisch sei. Zumindest war auch Carmen nicht sehr angetan von deren Verhalten und Kommentaren in ihrem Zuhause.

Egal, ich hab ihr keine Anspannung angemerkt, und gebe meinem Schnuckelchen eine top Bewertung.

Zum Drehschluss um zwei Uhr nachts fährt mich Gerd ein Stückchen zurück in die Stadt, und will mir entlocken, welche Punktzahl ich ihm gegeben habe. – Is’ aber alles Top Secret bei mir.
Den Rest turkle ich im Scrubs-Style nach Hause und freue mich über weitere vier Stunden Schlaf.

Na, dann – Gute Nacht!

Flow, Würzburg

Montag:

Wunderbar! Nich‘ nur Studenten, auch die Arbeitswelt macht alles auf den letzten Drücker;
Zehn Tage vor Drehbeginn erfahre ich, dass ich während meines Ferienkurses „Phantom II“ nebenbei noch „schön schlemmen“ kann.
– Ach, was. Kein Problem, muss ja nur essen gehen und an meinem Gastgebertag kann ich sicher frei nehmen.

So einfach war‘s dann doch nich‘, aber wir wollen mal nich‘ so viel vorweg nehmen.

Frag ich den Prof.? Frag ich ihn nich‘? Vielleicht will er ja auch ins Fernsehen? Oder hat er kein Verständnis?
– Bist du bescheuert? Meld‘ dich einfach krank!
Mh, ok… Der Tutor wird schon wissen, was er sagt.

7:00 aufstehen
(war zumindest geplant)
8:00 Zähne präpen

Ok, es wird 11:00 Ich muss dann mal früher Mittagspause machen.
Aufgenommen in der heißesten Woche des Jahres, gesendet in der Zeit des Blätterfalls.

(Das Aufnahme-Team kommt verspätet an, die Hälfte is‘ nett, die andere apathisch.)

Man erklärt mir, was ich tun soll:
„Nicht in die Kamera gucken … ganz locker sein … immer pünktlich am Drehort erscheinen … Mittags was anderes als abends anziehen … nicht das Mikro anfassen, und die Kamera kostet auch etliche tausend Euro (also darf ich noch nicht mal das von Mami beigebrachte Benehmen zur Schau stellen und was tragen helfen) … nichts kleinkariertes anziehen, nix weißes anziehen … nichts eng-fein gestreiftes anziehen – das flimmert … sag nix aktuelles – wird ja erst später gesendet.“

„Erzähl mir mal was über dich … ach, das machst du toll … Naturtalent(!) … wir schießen das noch mal … und noch mal von ‘ner anderen Perspektive … und jetzt sagst du mal das …. ne, sach lieber was anderes … ne, hinsetzen darfste nich‘ – Warum? – Gibt keinen Grund … erzähl mal was du dir von der Woche erhoffst … und die anderen Kandidaten sind … was und wie wirst du kochen … was für ‘n Koch bist‘n du…?“

Nachdem ich mir die dümmsten Antworten auf die Schnelle aus den Fingern saugte, zwei Hektoliter Körperflüssigkeiten durch mein Hemd sickerten, mir einen Swimming-Pool für heute Abend gewünscht hatte, wartete bereits eine weitere Person auf das Kamerateam, welche ich allerdings ignorieren sollte – er sei nur Statist und für die Kameraeinstellungen da.
Die Blitzlichter, die verwunderten Blicke der aufgewühlten Würzburger und die Prokonsumer-Asiaten schenkten mir genug Aufmerksamkeit für die nächsten zwei Monate, somit beschloss ich frohen, verwirrten und erwartungsvollen Herzens meine zusätzlich geschwänzte Laborstunde bis heute Abend aufzuarbeiten.

17:00 Unischluss

Treffpunkt: Kleinrinderfeld, 17:45 Uhr
– an dieser Stelle noch mal danke an meine Fahrerin und Freundin –

17:45, Ankunft
Nich‘ nur ich bin da. – Auch Claudia, Matthias (der Statist von heute Mittag) und Carmen, natürlich auch ein neues Kamerateam.

Ein Kamerateam besteht übrigens aus mindestens vier Leuten:
* Ein Kameramann – ganz logisch, sonst gibt‘s kein Bildmaterial
* Ein Tonmann – der die ganze Zeit hört, ob auch kein Flugzeug zu nah an meinem Kragen vorbeifliegt (aber selbst wenn, dann drehen wir einfach alles noch mal spontan nach)
* Ein „Realisator“ – der versucht, möglichst blödsinnige Antworten aus mir rauszulocken, was vor allem der Vormittags-Realisator ganz gut schafft: Indem er aufgeregt, wie ein kleines Kind, Einen hinter seinem Klemmbrett verschmitzt angrinst, und somit dem Deppen vor der Kamera das Gefühl gibt, super toll zu sein – mit dem, was er von sich gibt
* Und ein Praktikant – „das Mädchen für alles“: Mal Licht irgendwohin reflektieren, Getränke verteilen und Bericht erstatten, wenn ein Kinderwagen wieder mit mir kollidieren möchte
  (soweit die Theorie)

Wichtigste Anweisung für heute Abend:
„Wenn die Kamera aus ist, dürft ihr nicht miteinander reden, es soll vor der Kamera schließlich authentisch rüberkommen, wenn ihr euch gegenseitig ausfragt. Der Zuschauer soll das Gefühl bekommen, live dabei zu sein.“

Für alle, denen das relativ sinnig erscheint:
– Das TV hat uns schon aus einem bestimmten Grund ausgesucht, wir waren vier Sanguiniker, die solch starre Vorgaben natürlich total verwirrten, und unser System mit SYNTAX ERROR beantworten musste.

Außerdem kannten sich Matthias und Carmen bereits.

„Hi, ich bin Carmen… ach, wir dürfen uns ja noch gar nicht vorstellen… Und wie oft guckst du das Dinner? – Was?! Gar nicht??“

Große Preisfrage für Psychologen:

Über was soll man sich unterhalten, wenn man sich nicht kennen lernen darf?

Wir haben zwar versucht, das Thema „schönes, heißes Wetter“ tot zu reden, mussten dann aber doch feststellen, dass wir den Befehl „Schnauze-Halten“ nicht gut genug von unserer parentalen Generation eingeprügelt bekommen haben.

Standen dann so ‘ne Stunde, und haben gequatscht und zugeschaut, wie jede „Gast-Ankunft“ mindestens  drei mal gedreht wurde.

(Wer sich erinnert: Ein Kamerateam besitzt eine Kamera;
Ein Blickwinkel (von einem Gang aus z.B.) ist im TV viel zu trivial,
da schaltet nach ‘ner Weile das Gehirn des Konsumenten aus Langeweile ab.
(Oder „zappen“ wird das heutzutage genannt.)

„Was, ihr habt alle Gastgeschenke dabei? ‘Ne Freundin meinte, das machen nur Schleimer…“

Kurzerhand borgte mir Claudia ein halbes Ticktackpäckchen. Da fällt mir ein, ich schulde Claudia noch ein halbes Ticktackpäckchen…

Irgendwas ging auch drinnen bei Gerd schief, zumindest mussten wir weitere 30 Zeitminuten draußen rumlungern.
Wie ich später erfuhr, wurden meine Zeit-totschlage-Techniken (wie Handstand und Rumtänzeln) zu den wildesten Theorien über mich missbraucht.

Nacheinander wurden wir reingeschickt
Als erste: Carmen
… oh, da kommt sie wieder … ok … jetzt geht sie in den Garten … ah, da wird sie wieder zurückgeschickt … na, jetzt geht sie rein … nein, doch nicht, darf‘se noch nich.

Sicher nur ein gewiefter Schachzug unserer studierten Medienexperten, die sich aus den sportlichen Betätigung unserer Carmen wohl eine höheren Opioidpeptid-Ausschüttung erplanten.

Man glaubt es kaum: Im TV ist die Ankunft zwei Minuten lang, bei uns ging‘s ‘ne Stunde.

Noch vor Matthias, unserem Verkaufsexperten und Hobby-Statisten, durfte ich dann auch unseren braungebrannten Rivalen Gerd treffen.
– Vollprofi wie er ist, bekam ich erstmal einen feuchten Händedruck, den mir auch seine Haare hätten geben können. So durchgeplant wie er mich abfertigte, musste er bereits ein Gott der Medienwelt sein.
– deus ex machina –
Matthias und Carmen müssen so tun, als ob sie sich vor der Kamera das erste Mal heute sehen, und voll spontan überrascht sein. Nachdem wir uns begrüßten, stehen alle starr und steif vor den Kameras und präsentieren ihre Bäuche, keiner wollte oder wusste was zu sagen. -Endlich, anstoßen! (Das hab ich als Medizinstudent schon gelernt.)
–> Und hau weg die Schei… Soll ja n toller Abend werden!
Da Gerd nicht nur Vater, Architekt, der Bruder des Ex-Fußballnationaltrainer und super Ehemann ist, sondern auch Magier, ließ er direkt beim Aperitif mal gekonnt ‘ne Getränkeflasche verschwinden.
 – Was ein Mann!

Cut!!

Ha-ha, Pustekuchen wer denkt, dass es nach dem Aperitif schon die Vorspeise gibt:
„Wir sind hier schließlich nicht zum Abendessen.“

[Bei der Begrüßung waren übrigens zwei Kamerateams dabei, weil der Gastgeber stets dekadent mit seinem eigenen Team durch die Küche geistert.]

Kühl (ich versuch mal die Anglizismen weg zu lassen), wir dürfen uns wieder nicht unterhalten.

Wenigstens hat Gerd ‘ne super nette Frau geheiratet, und die Tochter zu unserer Belustigung für den Abend da gelassen. (Darf die Kamera aber alles nich‘ zeigen, offiziel sind die ja weg.)
Geil, außerdem gibt‘s ‘nen Pool, hatte ich mir mittags ja auch so gewünscht. Vielleicht sollte ich doch mein Atheisten-Dasein überdenken.

Jeder wird einzeln zu Gerds Zaubertrick befragt, in des Realisators Hoffnung, dass irgendwer was möglichst Verwertbares von sich gibt, im (äußersten) Notfall auch Gemeines.
Ich finde die Rasselbande ganz niedlich, und versuche mich in Ataraxie, um erstmal ein wenig mehr über die ganze Veranstaltung zu requirieren.

Vorspeise:
Das Essen is‘ sau lecker, und ich fange an, mir ein wenig dilettantisch vorzukommen, und glaube, dass ich hier nich‘ mit Koch-Können punkten kann. Gerd merkt man seine Anspannung an… oder er ist einfach komisch.
Matthias lässt mich mit meinem Halbwissen und seinen Geschmacksnerven alt aussehen, auch wenn ich der Jüngste (und Schönste) der Runde bin. Carmen hat ein unglaublich großes Lachen, und ich bilde mir ein, dass lediglich ein Zahnarzt mehr von ihrem Lächeln zu sehen bekommt, als die Kamera.
Claudia macht mir die ganze Zeit schöne Augen, und ich frage mich, warum es immer drei Typen und nur zwei Frauen gibt. (Ich glaube, den gleichen Gedanken haben auch noch mindestens zwei weitere Leute an diesem Tisch.)

Still stehen für die Kamera!
Die leeren Teller müssen abgeflammt werden!
(*abgefilmt, Schei… Rechtschreibkorrektur)

Ein Realisator meint zu mir:
*tief und mutig Luft hohl* „Du meintest doch vorhin, dass du in den Pool springen möchtest?! Frag mal (ein hin und her über zehn Sekunden, wer denn die bessere Wahl für diese Szene wäre) einfach eine der  beiden Damen, ob sie mit dir raus gehen möchte!“

Gesagt – getan. Aus meinem Wunsch einfach nur abgekühlt zu werden, und mal ‘nen geilen Pool in Deutschland zu benutzen, wird eine Geschichte par excellence gestrickt. Man muss ja die folgenden Tage, und den Abend lang irgendwas zum „drüber reden“ haben. Sonst fühlt sich die Hausfrau 2.0 von heute um ihre GEZ-Gebühren betrogen.

Ich freu mich nach der geilen Vorspeise auf das Hauptgericht. Zwei Stunden warten. Mit der Tochter flirten, den Hund begutachten (der einem kleinem chinesichen Glücksdrachen zum verwechseln ähnlich sieht), Claudia besser kennen lernen, obwohl wir ja gar nicht reden dürfen.

Gechillt wurde erstmal in Pool, Claudia wollte ja leider nicht mit rein springen. Aber zum Glück(sdrachen) reicht mir Gerds Gattin – gekonnt wie eine Kieferorthopäden-Assistentin – mir ein Handtuch zum Abtrocknen.
– Annehmen darf ich es aber nich‘, da muss ja noch ne Story drum gestrickt werden, ich muss erst die Wohnung nochmal nass machen.

Hauptgericht:
Geil thailändisch! ‘N bissl viel Salz, aber hey – schmeckt schon übelst geil. Mein Gaumen freut sich auf diese Woche!

Wirklich normal reden, können wir erst, wenn die Kameras aus sind. Wir bekommen von den Realisatoren glücklicher(drachen)weise „Stichwörter“, über die wir reden können… Und wenn wir mal zu viel oder zu lange vom Essen geschwärmt haben, dann wird uns das zum Glück(sdrachen) auch gesagt – man muss ja nicht unnötig Bandmaterial verschwenden.

Die Teller sind am Ende übrigens nur so leer, weil ich das alles aufgefuttert hab.

Während Matthias mit Claudia im Bette von Gerds Tochter interviewt werden, dürfen wir nicht das Haus erkunden, dafür aber auf der kühlen Terrasse miteinander quatschen (also eigentlich natürlich nicht, aber wir tun‘s trotzdem). Aber nicht zu laut, das könnte ja dann auf den andern Bändern drauf sein – das wär ja doof, und so unauthentisch. „Damit zerstören wir die Illusion des Zuschauers, dass er direkt dabei ist.“

Nachspeise:
Auf die Nachspeise wird wieder zwei weitere Stunden gewartet, so hält man seine Gäste gezielt hungrig, damit auch alles vom Tisch geputzt wird. (Die Taktik klappt zumindest bei mir.)

Ich wüsste nicht, dass ich in meinem bisherigen Leben bereits Terrakotta konsumiert hätte – wie auch – is‘ schließlich ‘n Stein.
Aber auch Panna cotta, rüttelt in meinem Gedächtnis keine Erinnerungen wach. Ein Mundorgasmus wie zur Vorspeise bleibt leider aus.

Die Interviews mit Claudia versucht ich von 1 Uhr nachts eine Stunde lang so belustigend wie möglich zu gestalten, wobei Claudia da nicht so ganz mitmachen wollte…

Gegen 2:00 nachts gebe ich noch meine Bewertung für diesen gelungenen Abend ab, und werde dann von der genervten (einzigen) Realisatorin ins Taxi geschickt, um am nächsten Tag wieder fit zu sein.
 – How caring…
(Damn! Doch was Englisches entfleucht.)

Vom Abend lernen wir
* Gerd fand‘s nich‘ so geil, und fühlte sich sehr überrumpelt, und war richtig vom Team angepisst
* für ihn war‘s Stress, und man könne sich auf was gefasst machen
* die Abende sind länger als man denkt
* Hunger hat man permanent, weil die Gänge so weit auseinander liegen
* dem ersten eine Messlatte für die Woche zu legen ist richtig hart
* die Woche wird lang

Isch froi misch druauf!

Flo, Würzburg

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