Dr. Flüthmann und Dr. Werth berichten in unserem Blog immer einmal wieder von ihren Erfahrungen in unserem Armenhospital in Buda, das seit 2006 besteht. Zielgruppen des Projektes in dieser medizinisch völlig unterversorgten Region Mindanaos sind vor allem Kinder, Schwangere und Mütter aus den umliegenden Bergdörfern. Die meisten unserer Patienten gehören zu der vernachlässigten Volksgruppe der Manobos. Ihnen eine ausreichende Gesundheitsversorgung, Vorsorge, sichere Geburt, Schulung und Gesundheitserziehung zu ermöglichen, ist unser Hauptanliegen. Viele Manobos, meist Mütter mit ihren Kleinkindern, kommen in oft stundenlangen Fußmärschen nach Buda, um den Arzt in der Ambulanz zu sehen. Schwere Fälle können direkt stationär aufgenommen werden.
„Was für eine Woche! Das erste Kind war drei Monate alt und war ziemlich beeinträchtigt. Es läuft inzwischen längst unter der Verdachtsdiagnose einer RSV-Bronchiolitis und hatte bis Samstag (5 Tage) Sauerstoffbedarf. Inzwischen sieht er wieder fit aus. Eigentlich ist dies ein Standardfall wie zu Hause. Aber so ohne Monitorüberwachung und ohne Infusion…man musste schon mal ein wenig denken.
Bis hierher waren ein paar Minuten herum und es ging erst richtig los. Da ist unser „Sir Raymond“, der Pfleger im „Emergency-Room,“ Gold wert. Völlig selbstständig übernimmt er die kleine und mittelgroße Chirurgie, spaltet Abszesse, versorgt Biss- und Brandwunden. Und notfalls entfernt er noch Fremdkörper aus verschiedenen Körperöffnungen. Ein Beispiel ist ein Mädchen, das sich im Alter von zwei Jahren einen Stein ins Ohr gesteckt hat. Inzwischen war sie fünf Jahre alt und alle waren sicher nur Ohrenschmalz zu sehen. Doch nach Einweichen und Spülen kam tatsächlich ein Stein zum Vorschein!
Aber auch einen nächtlichen Notruf haben wir erlebt. Mittwoch klopfte es um drei Uhr in der Nacht vorsichtig an unsere Schlafzimmertür. Es sei gerade ein Frühchen geboren, auf dem Weg von zu Hause auf einem Billardtisch am Straßenrand, weil die Wehen zu stark wurden. Carl sei schon im Kreißsaal, ob wir dazukommen würden. Da war ein 1500g-Winzling, eiskalt, aber dafür recht fidel. Also haben wir ihn in den Brutkasten mit einer deutlich überdimensionierten Mütze, einer Riesenwindel und einem Body, in den er vielleicht in 3 Monaten passt, gesteckt. Wir waren doch etwas überrascht, als bei Tageslicht ein geschätztes Schwangerschaftsalter von 36 Wochen herauskam. Die Kinder sind hier einfach etwas kleiner als zu Hause. Über 3000g wiegen nur die „Moppelchen“! In diesem Fall war es aber natürlich trotzdem ein zu geringes Wachstum in der Schwangerschaft.
So hielt die Woche uns in Atem, ein 33-jähriger Mann im akuten Nierenversagen, eigentlich nur ein Zufallsbefund bei Gonorrhöe.
Eine Frau mit dickem Bauch, die reflexartig zur Gynäkologin geschickt wurde, die wir jetzt jedoch auf Tuberkulose behandeln.
Ziemlich traurig wird man auch, wenn man die unterernährten Kinder mit spindeldürren Ärmchen und Beinchen oder mit zum Teil massiven Wassereinlagerungen, aufgequollen und mit furchtbarem Ausschlag sieht. Hier ist es aber schön zu sehen, wie gut inzwischen die Ernährungsprogramme funktionieren, wie schnell aus kleinen jammernden Häufchen wieder fröhliche Kinder werden.
So sind wir schon mittendrin im Trubel. Dienstzeit ist von 8 bis18 Uhr, dazwischen Pause von 12-13.30 Uhr. Zum Teil sind noch Ruhephasen dazwischen, je nach Ambulanzauslastung, aber da schreibt man Entlassbriefe oder schaut mal nach den stationären Kindern.
Unser Tag ist voller Herausforderungen, beruflich und privat. Aber die Mitarbeiter sind freundlich, eifrig und geduldig, wenn unser englisches Fachvokabular einmal nicht ausreicht. Und trotz wachsender Selbstzweifel sind wir weiter motiviert, unser Bestes zu geben…mal sehen, ob das reicht. Wenn die gewohnten Medikamente fehlen, plötzlich völlig andere täglich zum Einsatz kommen, die Infusionslösungen anders heißen als zu Hause und auch anders eingesetzt werden, da gerät man schnell ins Schwitzen. Das ist pädiatrische Schwerstarbeit“.
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