Meinungs-Mittwoch: Pflegenotstand

Diese Woche will ich mich mal mit einem Thema befassen, das nicht direkt mit dem Rettungsdienst zu tun hat: Der Situation des Pflegepersonals in Krankenhäusern. Es hat sich in den letzte Monaten und Jahren viel getan in dieser Hinsicht, teils positiv, teils negativ. Sicherlich ist es auch von Haus zu Haus, vielleicht auch innerhalb der Häuser von Station zu Station unterschiedlich, was die Personalstärke angeht. Ich habe auf jeden Fall bei meinem stationären Aufenthalt in den letzten Tagen eine Station erwischt, wo das Personal zugab, dass momentan ziemlich Personalnot herrscht. Zivis bzw Bufdis gab es nicht, genauso wenig SchülerInnen. Erschwerend hinzu kam das lange Wochenende, wodurch eine einzelne Pflegekraft für bis zu 18 Patienten zuständig war. Wobei auch nicht alle Betten belegt waren. So lag ich 5 von 7 Tagen allein im Dreibettzimmer :-)

Um dies noch etwas weiter zu verdeutlichen will ich auf meinen Zivildienst als “Pflegekraft” auf einer inneren Station eines anderen Krankenhauses zurück blicken, was mittlerweile auch schon 14 Jahre her ist.

Damals ging man z.B. morgens zu Beginn des Frühdienstes, teils mit mehreren Kräften, durch jedes Zimmer, machte jedes Bett, fragte nach dem Rechten,… Bei meinem jetzigen Aufenthalt kam die Pflegekraft morgens vor dem Frühstück wenn überhaupt nur, um die Tabletten zu bringen. Mein nach dem OP-Tag blutverschmiertes Bett wurde nach zwei Tagen das erste Mal frisch bezogen, und das auch nur auf Aufforderung. In den restlichen 5 Tagen wurde noch ein einziges Mal gefragt, ob das Bett noch in Ordnung sei.

Ähnliches Spiel beim Spätdienst. Damals ist der Spätdienst nach der Übergabe durch alle Zimmer gegangen. So wussten die Patienten, wer Dienst hat, und das Pflegepersonal, wer wo in den Zimmern liegt und welche “Gebrechen” hat. In der letzten Woche habe ich die Spätdienst-Pflegekraft öfter das erste Mal beim Verteilen des Abendessens gesehen.

Letztlich bedurfte ich zum Glück keiner besonderen Pflege. Ich konnte mich selbst versorgen, allein Essen und habe glaube ich kein einziges Mal geklingelt. Ein einziges Mal habe ich nachgefragt, wo denn wohl die Sondenkost für die Magensonde bleibt, die schon schlappe 1 1/2 h überfällig war, was zur Folge hatte, dass ich von einer stinkigen Schwester angeschnautzt wurde, dass sie eben viel zu tun hätten. Zum Glück war ich kein Pflegepatient.

Ich weiß, dass das Personal immer mehr zu tun hat. Die Bürokratie bzw der Arbeitsaufwand wird immer mehr, es werden immer mehr Patienten für immer weniger Personal und so manche Pflegekraft ist sicherlich nicht zu beneiden. Ich will auch niemanden anschwärzen, nur fand ich es äußerst beängstigend, wie dramatisch sich der Stationsalltag verändert hat. Da kann man für die Zukunft nur das Beste hoffen.

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