Ich habe mich bereits mehrfach darüber ausgelassen, dass unsere Notaufnahmen überfrequentiert sind von haus- oder auch facharztpflichtigen Patienten, die nur in die Notaufnahmen strömen, weil sie
sich im ambulanten Sektor unterversorgt fühlen oder tatsächlich unterversorgt sind. In Feldversuchen verschiedener Zeitungen, Radiosender und Krankenkassen konnten nicht nur erhebliche
Unterschiede in der Zeit bis zu einer fachärztlichen Terminvergabe zwischen Kassen- und Privatpatienten nachgewiesen werden, die Wartezeiten betrugen in manchen Fällen bis zu 3-4
Monate.
Wer dies liest wundert sich nicht, dass von den Hausärzten zumindest all die Patienten, die wiederholt wegen derselben Symptome vorstellig werden, auf direktem Wege ins Krankenhaus
eingewiesen werden. In der gegenwärtigen Situation der meisten Notaufnahmen werden diese Patienten entweder unnötigerweise von den in der Ambulanz tätigen Jungärzten aus Furcht vor Problemen mit
ihren Vorgesetzten einfach aufgenommen, oder ohne weiteres Versorgungskonzept ping-pongartig zum Hausarzt zurückgeschickt. Beides entspricht in der Mehrzahl der Fälle nicht dem Patientenwillen
und grösstenteils auch nicht der Erwartung der einweisenden Ärzte.
Insofern kommt meines Erachtens nach der Gesetzentwurf vonHerrn Bahr den Krankenhäusern die Behandlung der Patienten zu erlauben, die innerhalb einer gewissen Zeit keinen Facharzttermin
bekommen, gerade zur rechten Zeit.
Sollte sich dieser Entwurf durchsetzen kommen auf die Notaufnahmen der gegenwärtigen Struktur allerdings harte Zeiten zu, da nur die wenigsten eine klare Trennung von Elektiv- und
Notfallpatienten praktizieren. Diese ist aber schon jetzt dringend geboten, um bei ständig steigenden Fallzahlen in den Notaufnahmen den Kollaps zu vermeiden. Warum nicht einfach beides trennen
und eine interdisziplinäre notfallmedizinische Versorgung durch einen entsprechenden Facharzt auf der einen und terminierte Elektivambulanzen durch Fachärzte der Zuweisungsdisziplin auf der
anderen Seite schaffen. Hier böte sich sogar die Möglichkeit fälschlicherweise in der Notaufnahme vorstellig werdenen Patienten direkt von dort eine Anbindung an die entsprechende Elektivambulanz
der Fachdisziplin zu bieten, entweder nach Erstbehandlung als Follow-Up oder primär.
Eine ähnliche Problematik betrifft die Patienten, die man gerne aus der Notaufnahme entlassen würde, die jedoch einen Follow-Up Termin in Tagen und nicht in Lichtjahren brauchen. Es kann
doch wohl nicht sein, dass nur durch das Fehlen eines zeitnahen Facharzttermins stationäre Aufnahmen notwendig werden, die um einiges teurer als der alternative ambulante Termin sind!
Letztlich ist dies eine Krux des Systems, die manch einem motivierten Notfaller das Tagesgeschäft verleidet. Bei aller Klage über die Systemfehler und das Zuweisungsgeschäft kann man eines jedoch
nicht bestreiten: der Deutsche mag den Arzt einfach und geht deshalb im Schnitt 18x/Jahr hin- Europarekord.
http://tinyurl.com/6493n64 (Quelle: Internisten im Netz)
http://tinyurl.com/67r8qol (Quelle: Ärzteblatt)
http://tinyurl.com/5uohn2z (Quelle: RP Online)