Neulich in Bad Dingenskirchen.
Es ist sieben Uhr früh an einem nebligen und regnerischen Herbsttag. Ein Wetter zum Wegwerfen. Ich ziehe die Kapuze tief ins Gesicht und drücke mich am Hintereingang des Krankenhauses vorbei.
„Morgen, Herr Doktor!“ röchelt es hinter mir, gefolgt von einem mittelschweren Hustenanfall und dem unvermeidlich darauf folgenden Ratsch-Rotz-Geräusch.
Auf dem Boden prangt ein gelber Fleck. Und daneben steht Herr Schmökiweg. Steht da in Schlafanzug, Aldiletten und offenem Bademantel und seine rechte Hand hat er hinter dem Rücken versteckt, aber hilft nix, meinem Blick entgeht nichts.
„Muss sein, Herr Doktor!“ sagt Herr Schmökiweg, nimmt die Hand wieder nach vorn und nuckelt am Sargnagel ohne rot zu werden.
Herr Schmökiweg hat eine Lungenentzündung auf der Basis einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD).
COPD gehört zum Herbst wie das Osterei zum Hasenfest. Und Medizynicus-Leser wissen: das Ganze ist nicht immer unbedingt sehr appetitlich.
COPD kriegt man vom Rauchen. Zumindest hier bei uns. Über achtzig Prozent aller COPD-Patienten sind Raucher. Und die anderen zwanzig Prozent?
Weltweit gesehen sind es sogar viel, viel mehr nichtrauchende Menschen, die an dieser Krankheit leiden – und oft genug daran sterben. Und das, obwohl sie gar kein Geld für Zigaretten haben: es geht um offene Kochfeuer in schlecht belüfteten Hütten in den Ländern der sogenannten Dritten Welt. Dass Kochfeuerrauch genauso tödlich ist wie Zigarettenrauch, leuchtet ein.
Wie wäre es mit einer Sonderabgabe auf Glimmstängel um zwangsrauchenden Hüttenbewohnern zu helfen?