Balthasar und Don Corleone

Balthasar sitzt an meinem Küchentisch und starrt trübselig in seine Kaffeetasse.
Er ist plötzlich einfach so bei mir aufgetaucht. Das tut er manchmal. Wenn man ihn dann fragt, lächelt er nur und sagt, er sei gerade auf der Durchreise. Ich habe es längst aufgegeben, ihn danach zu fragen, wo er gerade herkommt oder wohin er unterwegs ist.
„War wohl nix mit der Katzenentführung!“ sage ich stattdessen und muss grinsen.
Balthasars Antwort ist nicht zitierfähig.
„Immerhin muss ich Dir danken, denn das E-Book ist ein echter Renner!“
Balthasar schaut mich an.
„Und genau deshalb könntest Du dich ja mal revanchieren.“
„Wieso das?“
„Wenn Ihr beide mit dem E-Book jetzt so viel Kohle macht, könntest Du mir ja ein bißchen was davon abgeben. Immerhin war das mit der Katze ja meine Idee!“
„Also hörmal…“
„Ich schlage vor, Du gibst mir zwanzigtausend und wir sind quitt!“
„Und wo soll ich das herholen? Glaubst Du im Ernst, dass ich soviel Kohle unter meiner Matratze liegen habe?“
„Von mir aus auch in der Schreibtischschublade. Ist mir doch egal, wo Du dein Geld versteckst.“
„Hör zu, ich habe die Kohle einfach nicht, kapiert?“
Balthasar schüttelt den Kopf.
„Ich dachte, Du bist Arzt.“
Jetzt ist es an mir, etwas unzitierbares zu antworten. Balthasar bleibt cool.
„Ich brauche die Kohle aber!“
„Ist das vielleicht mein Problem?“
Das hätte ich besser nicht sagen sollen.
Balthasar schlägt mit der Faust auf den Tisch. Kaffee schwappt aus den Tassen auf die eh schon gut bekleckerte Tischdecke.
„Mir ist soeben die Geschäftsidee des Jahrhunderts gekommen!“ sagt er, „Und Du wirst mitmachen!“
Ich bin mir da noch nicht so sicher.

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