Lost in… Novemberchaos

Nebel über Bad Dingenskirchen. Der goldene Oktober hat dem grauen November Platz gemacht. Nebelfetzen wabern durch die Straßen als ich im frühmorgendlichen Nieselregendämmerdunkel meinem Arbeitsplatz zustrebe. Ich wickele mich fester in den Mantel, werfe dem Pförtner ein ranziges „Mahlzeit“ zu und hechte die Treppen hoch. Noch ein „Mahlzeit“ auf dem Stationsflur, und als Antwort von Schwester Paula ein Blick, der töten könnte.
„Frau Schneider wird gleich abgeholt!“
Wie bitte? Wer ist Frau Schneider?
„Ihre Patientin, Herr Doktor! Ist der Brief schon fertig?“
Ja, habe ich denn telepathische Fähigkeiten oder was?
„Kann mir vielleicht mal jemand erklären, was…“
„Frau Schneider ist am Freitag gekommen,“ springt Jenny schnell ein, „so nachmittags um halb fünf ist sie hier aufgekreuzt. Weil ihr immer so schwindlig ist. Das geht doch so nicht weiter, hat ihr Schwiegersohn gesagt, Du musst Dich mal durchchecken lassen!“
„Und?“
„Am Wochendende war nix mit Durchchecken. Montag hat Kalle immerhin Visite gemacht und ein paar Untersuchungen angesetzt. Ist aber nicht dazu gekommen, viel zu machen, weil am Montag einfach die Hölle los war. Gestern war Feiertag. Abends war dann der Schwiegersohn da und hat sich lautstark darüber beschwert, dass noch nichts gelaufen ist. Also nimmt er sie heute wieder nach Hause.“
Aus dem Augenwinkel sehe ich besagten Schwiegerson unruhig auf und ab gehen. Oma sitzt mit gepackter Tasche und Spazierstock daneben. Nee, mit denen möchte ich jetzt nicht diskutieren müssen!
„Sag ihnen, sie können gehen!“ zische ich Jenny zu und verschwinde in Richtung Kaffeemaschine, „Den Brief gibts später per Fax!“
Und was da drin steht?
Keine Ahnung. Es ist definitiv noch zu früh für kreative Ideen.

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