mal eben schnell diktieren

Zwölf Uhr und vierzehn Minuten. Heute gibts Bandnudeln mit Ökomampf, der Hunger treibt’s runter.
Piepsidüdel, meldet sich der kleine Plagegeist in der Kitteltasche.
„Ja?“
„Herr Schmierdödel von Zimmer zwölf…“
Schwester Paulas unangenehme Stimme lässt meinen Blutdruck um zwanzig Punkte steigen.
„Ja?“
„Herr Schmierdödel!“
„Schon verstanden. Was ist los?“
„Der geht doch heute heim!“
„Richtig.“
„Wo ist denn der Entlassungsbrief?“
„Der existiert noch nicht!“
„Warum nicht?“
„Weil ich ihn noch nicht diktiert habe!“
„Äh… und wann ist der fertig?“
„Nachdem ich ihn diktiert habe!“
Nachdem ich ihn diktiert haben werde, wäre die korrekte Aussage, aber das Futur Zwei ist, glaube ich ein wenig aus der Mode gekommen. Ist aber egal. Die Nudeln mit Ökopamps sind sowieso ungenießbar, also bringe ich mein Tablett weg, gehe rauf auf Station, schnappe mir wortlos die Akte von Herrn Schmierdödel und ziehe mich ins Arztzimmer zurück. Akte aufklappen, Diktiergerät einschalten.
„…wir berichten über den Aufenhalt von…“
Routinemäßig leiere ich die üblichen Phrasen runter.
„…aktuelle Medikation…“
Was ist soll denn das heißen, verdammt nochmal?
„…Sonographiebefund…“
Dieses saumäßige Gekritzel kann doch beim besten Willen niemand entziffern!
„…Echokardiographie…“
Mannomannomann, die Klaue vom Oberarzt ist noch schlimmer!
Piepsidüdel-pieps. Schwester Paula wieder.
„Und, ist der Brief jetzt endlich fertig!“
Jetzt die Augen schließen, an eine Gänseblümchenwiese denken und ganz langsam bis drei zählen!
Ein Kaffee wäre gut. Ist aber nicht.

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