Das Übergewicht bei Kindern in Deutschland und Europa nimmt ständig zu. In den letzten Tagen wurden einige interessante Daten der IDEFICS-Studie veröffentlicht. Die IDEFICS-Studie untersuchte die Ursachen von Übergewicht an 16224 Kindern im Alter zwischen 2 und 10 Jahren in Belgien, Schweden, Estland, Deutschland, Ungarn, Spanien, Zypern und Italien.
Die dicksten Kinder leben in Italien, Spanien und Zypern, die dünnsten in Belgien, Schweden und Estland. Deutschland nimmt eine Mittelstellung ein: Rund 16 % der Kleinen bei uns waren übergewichtig oder sogar adipös (BMI über 30), in Italien waren dies 42 %. Eindeutig war der Süden Europas stärker als der Norden betroffen, das Problem existiert aber in allen Ländern Europas.
Die Forscher aus ganz Europa fanden folgende Besonderheiten heraus, wenn ie dicke mit normalgewichtigen Kindern verglichen:
1.) Kinder, die zu wenig schlafen, werden dick! Vorschulkinder, die weniger als 9 Stunden schliefen, hatten ein um 300 % erhöhtes Risiko an Übergewicht zu erkranken, schliefen sie weniger als 11 Stunden, war das Risiko immer noch um 30 % höher. Die Zeit, in der sie hätten schlafen sollen, verbrachten viele Kinder vor dem Fernseher, vor dem Computer oder vor dem Videospiel.
2.) Kinder, die sich nicht bewegen, werden dick. War allgemein bekannt, oder? Kinder werden zu mehr Bewegung angeregt, wenn das Umfeld bewegungsfreundlich ist, wenn z.B. Spiel- und Sportplätze mit dem Rad oder zu Fuß leicht erreichbar sind.
3.) Armut als Risiko für Übergewicht? Kinder aus armen Familien hatten ein um 50 % höheres Risiko als die Kinder aus besser gestellten.
4.) Viel Obst und Gemüse, wenig Süßigkeiten und wenig süße Getränke hält auch Kinder schlank! Bei Erwachsenen wissen wir es schon lange, die IDEFICS-Studie zeigt, dass dies auch für Kinder gilt. So aßen die dünnen schwedischen Kinder viel öfter rohes und gekochtes Gemüse sowie Obst als die im Durchschnitt dickeren italienischen. Die Mittelmeerdiät mit viel Obst und Gemüse ist scheinbar bei den Kindern in den Norden Europas abgewandert!
Auch das Essen vor dem Fernsehen und das Trinken süßer Limonaden und Fruchtsäfte ist ein Risiko für Übergewicht.
Übergewicht bei Kindern hat viele schwerwiegende gesundheitliche Folgen: Diabetes bei Kindern nimmt zu, ebenso Gelenkbeschwerden und Bluthochdruck. Wenn es nicht gelingt, die Adipositas-Epidemie zu stoppen, dann ist zu befürchten, dass die jetzt heranwachsende Generation die erste seit Jahrhunderten ist, die kürzer lebt als ihre Eltern.
Quellen
EUFIC: Wie man Fettleibigkeit bei Kindern vermeiden kann – Neues von der IDEFICS-Studie