Patienten helfen Patienten – Auf der Basis dieses Prinzips haben Forscher der Universität Kassel eine „Ideenschmiede“ als Selbsthilfeportal für Menschen entwickelt, die von der tödlichen Nervenkrankheit ALS direkt oder indirekt betroffen sind.
Ideen-Communities sind in der unternehmerischen Praxis mittlerweile sehr oft anzutreffen. Auf diesen Plattformen entwickeln Kunden Ideen, sei es für neue Produkte oder für neue Dienstleistungen.
„Um Ideen von und für Patienten zur Verbesserung Ihrer Situation zu entwickeln, könnte man das Konzept einer Ideen-Community anwenden.“, so die Überlegung im Fachgebiet Wirtschaftsinformatik unter Leitung von Prof. Dr. Jan Marco Leimeister. Im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundvorhabens Mobile Hybricare (www.mobilehybricare.de) wurde in Kooperation mit den Projektpartnern Charité Berlin, TU München und der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (DGM e.V.) aus dieser Überlegung heraus die „DGM Ideenschmiede“ (www.dgmideenschmiede.de) erarbeitet, welche sich speziell an Menschen richtet, die an der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) erkrankt sind. Die ALS ist eine degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems und führt im Mittel innerhalb von drei Jahren nach der Diagnosestellung zum Tod. Der Großteil der betroffenen Menschen erkrankt im Alter von 56 bis 58 Jahren. Die „DGM Ideenschmiede“ ist ein Erweiterungsmodul für bestehende Online Communities und dient als Werkzeug, um Ideen strukturiert und kollaborativ zu entwickeln. Mit der Ideenschmiede sollen die ALS-Patienten in die Lage versetzt werden, Ideen zu veröffentlichen und gemeinsam mit anderen weiterzuentwickeln. Die Ideen sollen letztlich dabei helfen, den Alltag von Kranken zu erleichtern. Sie sollen aber auch den Menschen helfen, die in ihrem Verwandten- oder Bekanntenkreis Menschen haben, die an ALS erkrankt sind. Ein besonderes Merkmal der „DGM Ideenschmiede“ ist es, dass die Nutzer die Ideen von anderen Nutzern nicht nur hinsichtlich ihrer Nützlichkeit bewerten können, sondern auch die Ideen von anderen Nutzern direkt weiterbearbeiten können – so wie man es u.a. von Wikipedia kennt. Prof. Dr. Leimeister erklärt, warum dieses Merkmal so wichtig für Ideen-Communities und insbesondere für die „DGM Ideenschmiede“ ist: „Wir wissen, dass die Möglichkeit Ideen kollaborativ weiterzuentwickeln, wesentlich zur Steigerung der Ideenqualität beitragen kann. Mit dieser Funktionalität wollen wir versuchen, Ideen von hoher Qualität zu entwickeln, damit diese den Menschen, die an ALS erkrankt oder indirekt davon betroffen sind, helfen ein selbstbestimmteres Leben zu führen.“ Mit der Einführung der „DGM Ideenschmiede“ forscht das Fachgebiet Wirtschaftsinformatik darüber hinaus an systematischen Einführungskonzepten für Online Communities, insbesondere für Ideen Communities. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in weiteren Untersuchungen auf andere Anwendungsszenarien übertragen werden.
Info:
Prof. Dr. Jan Marco Leimeister
Universität Kassel, Fachgebiet Wirtschaftsinformatik
Dipl.-Wirt.-Inf. Marco Hartmann
Tel. +49-561-804 6021
m.hartmann@uni-kassel.de