Ich bin schon länger der Meinung, dass den Krankenkassen in Deutschland ein bisschen viel Einfluss auf das Gesundheitswesen zugestanden wird, ohne dass das von aussen kontrolliert wird. Es geht ja nicht nur um Geld – es geht im Endeffekt um die Gesundheit der Leute.
Zum Beispiel die Rabattverträge – da wird nicht gross gefragt, was für Generika Sinn machen und dass es schlecht ist wenn die Dauermedikamente der Leute ständig Aussehen und Namen wechseln. Die Krankenkasse machen andauernd neue Verträge mit Herstellern und die Apotheken müssen dem folgen. Und dass die Kassen ihre Rabattverträge nicht offenlegen müssen …. finde ich bedenklich. Wer weiss, nach was für Kriterien da ausgesucht wird und niemand weiss, wieviel da effektiv gespart wird.
Oder dass die Kassen bei Kleinigkeiten wie Formfehlern den Apotheken ihr Geld für ihre Leistung nicht auszahlen – respektive sogar noch im Nachhinein zurückfordern. Und zwar dann nicht nur für etwaige Preisdifferenzen, sondern da wird gelegentlich grad der Gesamtpreis nicht vergütet.
Retaxieren nennt sich die Praxis – und anscheinend regt sich jetzt Widerstand. Die Apothekerkammer Nordrhein wehrt sich gegen solche Null-retaxierungen, die Betäubungsmittelrezepte betreffen.
Betäubungsmittelrezepte sind an sich schon komplizierter – das ist bei uns in der Schweiz auch so. Auf speziellen Formularen, mit 2 fach Durchschlägen, sehr beschränkte Dauer etc.
In letzter Zeit wurden solche Rezepte von der Kasse nicht anerkannt (und retaxiert) weil der verordnende Arzt bei der Anwendung statt „alle 3 Tage“ geschrieben hat „alle 72 Stunden“ … was ja eigentlich genauer formuliert ist … und dasselbe heisst. In einem anderen Fall wurde die Formulierung „laut“ ärztlicher Information moniert – es müsse heissen „gemäss“ ärztlicher Information.
Und wegen sowas bekommt die das Rezept ausführende Apotheke das Geld für das Medikament nicht erstattet??? Ist das denn rechtlich?
Wenn mir das ein paar Mal passieren würde, würde ich bei solchen Rezepten (und solchen Krankenkassen) wahrscheinlich anfangen vom Patient zu verlangen, dass er das Medikament selber zahlt und einschickt – ich weiss, das ist nicht gerade nett gegenüber dem Patienten, aber ich glaube heute hat wirklich keiner mehr Geld zu verschenken. Die Apotheken am allerwenigsten.
Quelle: Pharmazeutische Zeitung online, 16.11.2011 – Danke an Oettifant für den Hinweis.
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