„Da sind Angehörige für Dich!“ flötet Jenny.
Klar! Immer dasselbe. Angehörige kommen grundsätzlich um fünf Uhr nachmittags, wenn die Gedanken sich allmählich um den möglicherweise in Reichweite befindlichen Feierabend zu kreisen beginnen. Aber der Feierabend hat sich jetzt um mindestens eine weitere Viertelstunde nach hinten verschoben.
„Angehörige? Von wem?“ blaffe ich ins Telefon.
„Von Frau Schröder. Zimmer fünfzehn. Das ist eine von den dementen…“
„Alles klar. Ich komme.“
Mindestens zwanzig Minuten.
Ich schlurfe zum Schwesterndienstzimmer und nehme hole die Akte. Auf dem Flur steht ein älteres Ehepaar, beide mindestens in den Sechzigern.
„Können wir irgendwo ungestört reden?“
„Kanst doch ins Patientenzimmer gehen. Die Omas kriegen doch sowieso nix mit!“
Ich überhöre die Bermerkung, klemme mir die Akte unter den Arm um mit gestrafften Schultern auf den Flur hinauszutreten.
Ich drücke den beiden die Hand und geleite sie in die kleine Sitzecke im Aufenthaltsraum.
„Also, was ist mit Mutter?“ fragt die weibliche Angehörige, die sich hiermit als Tochter geoutet hat.
„Genau dieselbe Frage möchte ich Ihnen stellen!“ sage ich mit betont sanfter Stimme und füge angesichts des etwas fragenden Blickes der beiden hinzu: „erzählen Sie mir doch bitte, wie Ihre Mutter ins Krankenhaus gekommen ist!“
„Na, mitm Krankenwagen natürlich!“ sagt der offenbare Schwiegersohn.
Ich nicke betont verständnisvoll.