„Schon wieder eine Fehlbelegung!“
Oberarzt Heimbach seufzt.
„Sie meinen Frau Klusenschröter? Sie meinen, weil bei deren Koloskopie nichts rausgekommen ist?“
Heimbach schüttelt den Kopf.
„Es ist egal, was bei der Koloskopie herausgekommen ist. Es geht darum, dass die Untersuchung überhaupt durchgeführt worden ist. Also darum, dass sie hier gemacht worden ist…“
Ich blättere in der Krankenakte.
„Der Hausarzt hat sie engewiesen zur Abklärung einer seit mehreren Monaten bestehenden Anämie…“ berichte ich, „…wir haben die üblichen Laboruntersuchungen gemacht und dann eine Magen- und eine Darmspiegelung und morgen früh geht sie wieder heim…“
„…und das Krankenhaus bekommt keinen einzigen Cent dafür!“ fällt der Oberarzt mir ins Wort. Das ist normalerweise nicht seine Art. Aber gestern war da wohl ein Meeting mit der Geschäftsführung und seither scheint unserem sonst so sachlich-ruhig-kompetentem Oberarzt eine Laus über die Leber gelaufen zu sein.
„Die Krankenkasse wird uns fragen, warum die Untersuchungen nicht ambulant durchgeführt werden konnten…“
„…weil Frau Klusenschröter nun einmal ziemlich wackelig auf den Beinen ist und außerdem ein wenig tüdelig. Diese Koloskopie-Vorbereitung, also literweise diese Darmreinigungs-Lösung zu trinken und alle Nase lang aufs Klo zu rennen, das hätte die zu Hause doch niemals geschafft. Und außerdem ist es doch viel bequemer, das ganze Programm innerhalb von zwei Tagen schnell durchzuziehen als wochenlang auf einen Termin zu warten…“
„Natürlich ist es bequemer. Aber Bequemlichkeit zählt nun einmal nicht bei den Krankenkassen. Das einzige, was zählt ist, dass zwei Tage Krankenhausaufenthalt ein bisschen teurer sind als die ambulante Prozedur. Und deshalb hätten wir die Sache schlicht und einfach nicht machen dürfen und schauen durch die Röhre.“
„Aber das ist doch…“
„Sagen Sie jetzt nichts!“ fährt Oberarzt Heimbach mir über den Mund, klappt die Krankenakte zu und rollt den Visitenwagen zum nächsten Zimmer.