Die AOK wirbt nicht nur mit einem Kochbuch für gesunde Ernährung, sondern sie will durch die Hintertür auch gleich noch ein Foto für die neue elektronische Gesundheitskarte anfertigen lassen.
Unterdessen beeilen sich viele Kassenärzte in blindem Gehorsam, den Umsatz der IT-Industrie mit Kartenlesegeräten in schwindelnde Höhen zu treiben. Die Kanzlerin sieht erfreuliche Fortschritte.
Gleichzeitig macht “Die Koalition” bei der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte weiter Druck: Nur die Krankenkassen, die die Karte bis Ende des Jahres 2012 an mindestens 70 Prozent ihrer Versicherten ausgegeben haben, dürfen im Jahr 2013 ihre Verwaltungskosten im Vergleich zum Vorjahr erhöhen.
Die Gematik feiert sich lieber gleich selbst bei dem Versuch, die Online-Anwendungen der eGK stufenweise einzuführen. Das schafft nämlich, nach Auffassung von Carl-Heinz Müller, dem Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung und Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Planungssicherheit für alle Beteiligten.
Später ist Herr Müller dann zurückgetreten, weil er sich in letzter Zeit vom GKV-Spitzenverband unverstanden gefühlt habe. Dass die Ärzte für die Kartenlesegeräte Vorkasse leisten müssen, und dass für die Ärzte der Stammdatenabgleich von keinem besonderen Nutzen ist, oder dass ein Konzept gegen das Ausspähen der Gesundheitskarte fehlt, scheint ihn weniger gestört zu haben.
Dabei steckt hinter der “Gesundheitskarte”, die ja nur ein Trägermedium ist, eine enorme Infrastruktur: Es steckt die Infrastruktur des Transports der darauf bestehenden Daten dahinter, der Daten, die in den Arztpraxen erfasst werden. Diese Daten sind zehnstellig und bestehen aus Buchstaben und Zahlen, und sie bleiben ein Leben lang gleich, egal wo und wie man versichert ist. Dabei gehen medizinisch relevante Details die Sachbearbeiter bei Krankenkassen gar nichts an.
Der größte Irrtum, den viele Versicherten begehen, ist zu glauben, dass die Daten auf der Karte gespeichert werden. Alles, was dem Gesundheitsminister Sorgen gemacht hat, bei Aufwand und Datenschutz, wurde verhindert.
Ab 2012 werden die Arztpraxen mit dem Zwang zur Onlinestammdatenaktualisierung in administrative Außenstellen der Krankenkassen verwandelt.