„Lust aufs Land!“
– so war es vor ein paar Wochen auf dem Titelblatt des Deutschen Ärzteblattes zu lesen. Richtig, es handelt sich um die auflagenstärkste deutschprachigste Ärztepostille, womit so gut wie jeder Arzt in diesem unseren Lande allwöchentlich seinen Altpapiercontainer befüllt.
Darin – also im Ärzteblatt, nicht im Altpapiercontainer – durfte dann der neunundzwanzigjährige Medizinstudent Marcus davon schwärmen, dass er immer schon Landarzt in der Provinz werden wollte und nicht hochdekorierter Kardiologie-Prof in Harward oder sonstwo.
Tja und sonst?
Die alte Leier halt. Draußen auf dem Land fehlen Hausärzte.
Nee, tun sie nicht:
Draußen auf dem platten Land gibt es viele ältere Ärzte, die demnächst in den nächsten fünf oder zehn Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gehen möchten und ihre Praxis für viel teuer Geld verkaufen wollen und – oh Wunder – bislang noch niemanden gefunden haben, der willens ist, ihnen diese Kohle in den Rachen oder sonstwohin zu schieben – so wie Dr. Raffke zum Beispiel.
Denn viele von denjenigen Kollegen, die Hausärzte werden möchten, haben ihre eigenen Ideen davon, wie sie eine Praxis aufbauen möchten – und viele haben Angst vor den bürokratischen Unwägbarkeiten, die damit verbunden sind.
Und abgesehen davon: warum sollte man „hinaus aufs Land gehen“?
Mal Hand aufs Herz: Viel Landschaft und so mag ja ganz nett sein, aber ab und zu möchte man ja auch mal ein bißchen Kultur, oder man hat einen Partner/in, welcher auf einen Arbeitsplatz in der Stadt angewiesen ist oder gar Kinder, welche zur Schule (und zum Sportverein, zur Klavierstunde oder zur Theater-AG) kutschiert werden müssen.
Das Land ist also – wirtschaftlich gesehen – nicht unbedingt ein Standortvorteil für einen jungen Unternehmensgründer. Zumal man es dort – jetzt mal rein betriebswirtschaftlich gesehen – nicht unbedingt mit lukrativen Kunden zu tun hat: Die Bevölkerung in unserem Land nimmt ab, und sie nimmt vor allem in den ländlichen Regionen ab, wo junge Leute in die Städte ziehen und nur die sozial schwachen, alten und chronisch krranken Menschen übrig bleiben.
Natürlich brauchen die mediziniche Betreuung – und die Arbeit kann sogar Spaß machen. Aber wer betriebswirtschaftlich denken muss, der geht besser anderswohin.