Masern – immer noch eine Gefahr in Deutschland

Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit – ich hatte hier und da schon mal drüber gesprochen.

Masern können sehr unangenehme Komplikationen nach sich ziehen: eine knappe Woche nach Auftreten des Hautausschlags kann es bei 0,1 % der Erkrankten zu einer Entzündung des Gehirns (Encephalitis) kommen. 10 bis 20 % der an Masernencephalitis erkrankten Menschen sterben daran, bei 20 bis 30 % der Erkrankten bleiben lebenslange Schäden – etwa eine geistige Behinderung – zurück.

Noch schlimmer ist eine sehr seltene Komplikation der Masern, die ebenfalls mit einer Entzündung des Gehirns einhergeht, aber erst sechs bis acht Jahre nach der Masernerkrankung auftritt. Bei dieser schleichenden Entzündung des gesamten Gehirns kommt es fortschreitend zu immer weiteren Ausfällen der Gehirnfunktionen, sehr viele Patienten sterben an dieser Krankheit mit dem schwierigen Namen subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE).

Lungenentzündung, Mittelohrentzündung und Durchfall treten gehäuft nach Masern auf, weil rund sechs Wochen lang eine deutliche Schwächung der Abwehr vorliegt. Pneumonie und Durchfall sind Erkrankungen, an denen man in Deutschland in der Regel nicht stirbt, aber ganz ausgeschlossen ist das auch hierzulande nicht, ein Krankenhausaufenthalt ist immer drin, auch Folgeschäden sind nicht ganz ausgeschlossen.

Dabei könnten die Masern auch in Deutschland und Europa längst der Vergangenheit angehören. In den USA und anderen amerikanischen Staaten ebenso wie in Skandinavien ist dieses Ziel heute schon erreicht. In Deutschland sind wir 2011 angesichts von 1500 Erkrankungen in diesem Jahr schon Anfang Dezember noch weit davon entfernt, Frankreich mit 15.000 Fällen noch viel weiter. Die 300 Fälle in den Vereinigten Staaten sind dagegen meistens aus dem Ausland eingeschleppt. In den USA heißt es: „No vaccination – no school“ („Keine Impfung – keine Schule“). Kinder werden einfach nicht in Gemeinschaftseinrichtungen aufgenommen, wenn sie keine Impfung nachweisen können. Man kann auch von Impfzwang sprechen – dies in einem Land, in der die individuelle Freiheit so hoch geschätzt wird wie in keinem anderen Land der Welt.

Die Masernimpfung ist sehr gut verträglich, das zeigen viele Untersuchungen und das zeigt auch meine eigene Erfahrung aus der Praxis. Etwa zwei Prozent der Impflinge entwickeln zwei Wochen nach der Impfung die sogenannten „Impfmasern“ – ein flüchtiger Hautausschlag mit leichtem Fieber und ein wenig Husten oder Schnupfen. An der Stelle, an der geimpft wurde, zeigt sich manchmal eine vorübergehende Schwellung oder Rötung. Auch Fieber kann bei 3 bis 5 % der Geimpften auftreten, nur sehr selten übersteigt die Körpertemperatur 38,5 Grad.

Geimpft werden sollten alle Kleinkinder im Alter von 11 bis 14 Monaten das erste Mal, die Impfung wird noch einmal wiederholt im Alter von 15 bis 23 Monaten. An seinem zweiten Geburtstag sollte jedes Kind zwei Masernimpfungen hinter sich haben. Dringend empfohlen wird die Impfung auch allen Erwachsenen und Jugendlichen, die nach 1970 geboren sind und noch keine oder nur eine Impfung hinter sich haben. Die gleiche Empfehlung gilt für alle, die nicht mehr genau wissen, ob sie jemals geimpft wurden oder nicht.

Quellen

CDC: High Number of Reported Measles Cases in the U.S. in 2011—Linked to Outbreaks Abroad

Robert Koch-Institut zu Masern

Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) zur Häufigkeit von Masern in Europa

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu Masern

Spiegel.de zum Thema Masern

WDR: Impfpflicht gegen Masern

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