Unsere Einsatzärzte vor Ort haben uns neue Informationen und einige Fotos geschickt, welche die Ausmaße der Zerstörungen durch den Taifun Washi verdeutlichen.
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Cagayan de Oro – Sonntag, 18. Dezember 2011
Vor wenigen Stunden sind wir (eine deutsche Kinderärztin, ein schweizerischer und ein deutscher Allgemeinarzt) nach ca. vierstündiger Busfahrt von der Kleinstadt Valencia (Provinz Bukidnon auf der Insel Mindanao/Philippinen) in Cagayan de Oro eingetroffen. Bei der Fahrt durch die 600.000 Einwohner zählende Stadt am Südchinesischen Meer hat man den Eindruck, dass das Leben pulsiert. Man kann sich nicht vorstellen dass nicht einmal zwei Tage zuvor die wohl bisher größte Katastrophe die Hafenstadt getroffen hat. Nur gelegentlich sahen wir, wie die Menschen Schlamm aus Haus und Höfen schafften, und es stand auffällig viel Müll vor den Häusern. Beim Gang über die große Verkehrsbrücke am Cagayan de Oro-Fluss im Zentrum der Stadt zeigt sich erst das ganze Ausmaß der Zerstörung.
Es war nicht der Taifun Washi, der das Unglück verursachte, sondern eine durch extreme Regenfälle verursachte 10 Meter hohe Flutwelle, die die Menschen im Schlaf überraschte und ihre aus Holz oder Bambus gebauten und am Fluss stehenden Hütten und einfachen Häuser zum Einsturz brachte und mit sich riss. Der gewaltige Strom hat eine teilweise über 100 Meter breite Schneise gerissen. Palmen sind umgeknickt, Menschen waten durch die tiefe Schlammschicht und suchen nach Brauchbarem: Teile von Wellblechdächern, Haushaltsgegenstände, Fahrräder. Sie sortieren gelassen diese Reste ihrer ganzen materiellen Existenz, denn es sind fast ausschließlich die Armen dieser Stadt, die von der Katastrophe getroffen wurden. Diese Menschen wirken fast irreal in ihrer Vereinzelung inmitten einer Wüste der Zerstörung, während über ihnen auf der breiten Brücke der Verkehrsstrom fließt und sich die Stadt sichtbar auf Weihnachten eigestellt hat.
Schätzungen hier gehen von über 500 Toten und einigen 100 Vermissten aus.
Die humanitäre Organisation Ärzte für die Dritte Welt – German Doctors e.V. unterhält in Cagayan de Oro ein Krankenhaus, das den Armen eine kostenlose Behandlung ermöglicht. Sofort nach der Flutkatastrophe erfolgte ihre Hilfe (z. B. durch Lieferung von Trinkwasser und Medikamenten). Auch in der Ärzteunterkunft gibt es bis auf weiteres kein fließendes Wasser. In den nächsten Tagen ist mit einem größeren Andrang im Krankenhaus zu rechnen: Menschen mit vernachlässigten Wunden, Knochenbrüchen; aber auch mit durch die Obdachlosigkeit und mangelnde Hygiene verursachte Durchfallerkrankungen. Aus gleichem Grund werden Kleinkinder mit Lungenentzündung zu behandeln sein. Wir zum Teil in Mindanao für die Ärzte für die Dritte Welt ehrenamtlich arbeitenden deutschen und schweizerischen Ärzte wurden von der Nachricht der Katastrophe überrascht und sind tief betroffen über das Schicksal der Opfer. Wir werden deshalb – abweichend von unseren ursprünglichen Aufgaben – verstärkt im Krankenhaus der „German Doctors“ in Cagayan de Oro eingesetzt werden. Auch die philippinischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind teilweise von dem Unglück betroffen oder haben unter ihren Verwandten Tote zu beklagen.
Spenden sind online über die Website der Ärzte für die Dritte Welt möglich (Verwendungszweck: Mindanao) oder an unser Spendenkonto Kto.-Nr.: 4 88 888 0, BLZ: 520 604 10, EKK-Bank (Verwendungszweck: Mindanao).
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