In dieser Woche 172 Patientenkontakte und 19 Terminausfälle.
Antidepressiva (SSRI) wirken nicht nur über die direkte Serotoninwiederaufnahmehemmung, sondern unabhängig davon auch über die Regulation der Kalziumkanäle und der neuronalen Plastizität.
Ein neues Medikament soll den Krankheitsprozess bei Chorea Huntington verlangsamen.
Nach einer Studie des Robert-Koch Instituts nimmt nur etwa ein Drittel der Personen mit depressiver Symptomatik Kontakt zu Psychotherapeuten und Psychiatern auf. Das entspricht der langjährigen Erkenntnis, dass auch Personen mit klinisch relevanten depressiven Störungen mehrheitlich unbehandelt bleiben.
Zentrales Ergebnis ist auch, dass ein Zusammenhang zwischen dem regionalen Angebot (Versorgungsdichte) und der Höhe der Inanspruchnahme besteht (Captain Obvious lässt grüßen), sodass die wohnortnahe Versorgung ausgebaut werden sollte.
Anderswo heißt sowas “angebotsinduzierte Nachfrage” und wird als als gesundheitspolitisches Problem bezeichnet: “Die Informationsasymmetrie zwischen Arzt und Patient gibt dem Arzt die Möglichkeit, auf den Umfang der „Nachfrage“ nach seinen Leistungen zu seinem ökonomischen Vorteil Einfluss zu nehmen. Bei entsprechender Information über Diagnose- und Therapiemöglichkeiten hätte der Patient diese Leistungen nicht nachgefragt.” Kontext: [1]
Cannabidiol has beneficial effects in patients with schizophrenia. Kontext: [1]
Zwölf Jahren dauerte die Suche nach der Ursache für bipolare Störungen. Jetzt steht fest: es gibt mindestens sieben…
Der Weihnachtsmann und Rudolph müssen mal reden.
Ich hatte letzte Woche schonmal was zu den Ursachen der Depression. Jetzt kam noch ein Nachschlag.
Ich kann dazu nur sagen: natürlich hat eine depressive Erkrankung nicht eine Ursache, und natürlich lassen sich die pathopysiologischen Prozesse nicht monokausal erklären. Immer spielen biologische, individuelle und soziale Faktoren zusammen eine Rolle. Es gibt zwar auch heute noch die früher als “endogen” bezeichneten Verläufe, die anscheinend oder tatsächlich unabhängig von äußeren Faktoren eigendynamisch ablaufen, aber meist bestehen Zusammenhänge zwischen akuten oder chronischen emotionalen oder Stressbelastungen und der daraus resultierenden depressiven Entwicklung.
Man kann das Ganze natürlich – wie in den beiden Artikeln – auf eine politische Diskussionsebene heben und von neoliberalen Schuldzuweisungen an das Individuum faseln. Im Alltag hat sich alternativ eine pragmatische Herangehensweise bewährt, bei der die verschiedenen Einflussfaktoren betrachtet und Bewältigungsstrategien erarbeitet werden müssen. So etwas ist zeitaufwendig und kompliziert und erfordert oft eine längere, auch psychotherapeutische Begleitung.
Unabhängig von den Entstehungsbedingungen führen depressive Entwicklungen aber erstaunlich reproduzierbar auch zu körperlich betonten Symptomen (wie zum Beispiel Schlafstörungen, Antriebs- und motivationale Störungen, Grübelneigung, Kraftlosigkeit, Unruhe und Anspannung, bis hin zu suizidalen Impulsen). Nachweislich bestehen dann auch Veränderungen der synaptischen Aktivitäten und der Neuroplastizität in mehreren funktionellen Systemen, die mehrere Neurotransmitter betreffen. Hier setzt dann die in vielen Fällen nötige Symptomreduktion mit Medikamenten an, die in ebenfalls vielen Fällen zu einer Linderung der Beschwerden und zu einer Stärkung der Selbsthilfefähigkeit beitragen.
Es hilft nicht, diese Zusammenhänge als rein soziales, durch neoliberale Ideologie induziertes Phänomen darzustellen. Oft ist es hilfreicher, sich nicht als – typisch depressiv -faul, nutzlos oder überflüssig zu erleben, sondern darüber aufgeklärt zu werden, dass man behandelbar krank ist. Das nimmt dem Einen oder Anderen schon eine gewaltige Last von den Schultern, und wir können dann gemeinsam über Veränderungen zum Positiven verhandeln.