Also – ich finde es wunderbar, dass das Spital es offensichtlich geschafft hat, den Patienten von seinen MST, die er jahrelang genommen hat wegzubekommen (das sind starke Schmerzmittel auf Opioidbasis, die bei falschen Gebrauch gerne abhängig machen).
Nicht so doll finde ich aber, dass man ihm danach erst auf einem Rezept Zaldiar aufschreibt – mit der Maximaldosis: „Zu nehmen bei Bedarf, bis maximal 8 Tabletten pro Tag“ (was alleine ok ist) und dann auf dem nächsten Rezept zusätzlich Dafalgan 500 aufgeschrieben wird: „Zu nehmen bei Bedarf, bis maximal 6 pro Tag“. Die Dosierung wäre alleine auch ok, aber wenn man weiss, dass Zaldiar auch Paracetamol enthält (325mg pro Tablette) und im Dafalgan 500mg pro Tablette drin ist – dann kommt man, wenn man sie wirklich so nimmt auf 5,2 g Paracetamol pro Tag.
Die Empfehlungen liegen bei Maximal 4 g pro Tag – neueste Empfehlungen gehen sogar auf maximal 3 g pro Tag runter. 5.2 Gramm …das ist eher schlecht für die Leber – vor allem, wenn er es auch eine Zeitlang so nimmt.
Und der Patient nimmt das so – davon bin ich überzeugt. Er hat entweder starke Schmerzen (das MST hat er auch nicht zum Spass bekommen) und/ooder ein leichtes Suchtproblem. Inzwischen hat er schon wieder eine neue Packung Zaldiar geholt (nach 6 Tagen – in einer Packung sind 60 Stück drin).
Ich habe also den Patienten darauf hingewiesen (schriftlich zur Sicherheit) und den Arzt informiert.
Ich hoffe das reicht.
…
Nachtrag: Ja. Das Dafalgan wurde wieder gestrichen.
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Im Moment ist man ja in Deutschland daran zu diskutieren, alles mit Paracetamol rezeptpflichtig zu machen – eben weil es, wenn man zuviel nimmt, die Leber kaputt macht. (Siehe auch mein Artikel über Paracetamol: Wundermittel oder Teufelszeug?)
Ein erster Schritt, die Menge Tabletten, die man ohne Rezept bekommt auf maximal 10 g pro Packung zu reduzieren hat wohl nicht den gewünschten Erfolg gebracht – diejenigen, die mehr nehmen wollen, holen sich ihre Packungen dann einfach in verschiedenen Apotheken.
Es ist schon ein Problem: da hat man ein Mittel, das in den Augen der Öffentlichkeit als „harmlos“ angesehen wird – ist es doch auch das einzige, was auch schwangere Frauen und Kinder nehmen können … und dann hat man auf der anderen Seite Vergiftungsfälle wegen Überdosierungen. Viele. In Deutschland waren es letztes Jahr 360 – das ist etwa 1 pro Tag und etwa 5% aller Fälle laut dem Giftnotruf. (Quelle)
Auf der anderen Seite: was sind die Alternativen? Noch mehr Arztbesuche wegen Bagatellerkrankungen? Andere Schmerzmittel (NSAR) – ok, aber die haben ihre eigenen Probleme: Magenblutungen und Nierenprobleme …
Was meint ihr? Paracetamol in die Rezeptpflicht?
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