Umgang mit Interessenkonflikten

Wie soll mit vorhandenen Interessenkonflikten umgegangen werden?

Wir haben in einem früheren Artikel gesehen, dass sich Interessenkonflikte nicht immer vermeiden lassen. Interessenkonflikte können aus nützlichen Tätigkeiten wie der Durchführung von Forschungsstudien entstehen. Interessenkonflikte und Korruption sind nicht dasselbe. Weiter haben wir gesehen, dass sich Auswirkungen von Interessenkonflikten auf der psychologische Ebene abspielen können und die Betroffenen diese Effekte selbst nicht wahrnehmen. Eine langjährige Forschungszusammenarbeit mit einem industriellen Sponsor kann eine unbewusste Bevorzugung der Therapie mit den Produkten dieses Herstellers zur Folge haben.

Was soll also mit Interessenkonflikten passieren?

Interessenkonflikte sollen deklariert werden. Die Interessenkonflikte müssen als erstes erkannt werden. Es muss Transparenz geschaffen werden.

Die Deklaration von Interessenkonflikten ist wichtig, da Betroffene häufig die Auswirkungen aufgrund der psychologischen Mechanismen selbst nicht erkennen können.

Wie können Interessenkonflikte erkannt werden?

Wir müssen uns an die Definition der Interessenkonflikte erinnern.

Interessenkonflikte sind als Gegebenheiten definiert, die ein Risiko dafür schaffen, dass professionelles Urteilsvermögen oder Handeln, welches sich auf ein primäres Interesse beziehen, durch ein sekundäres Interesse unangemessen beeinflusst werden.

Es sind also Gegebenheiten, die ein Risiko schaffen. Es ist unwesentlich, ob sich Interessenkonflikte auswirken oder nicht. Häufig ist ein Nachweis schwierig oder gar unmöglich.

Alle finanziellen Beziehungen eines Forschers oder Arztes können aufgelistet werden. Jede dieser Beziehung kann potentiell zu verzerrten Urteilen und Entscheidungen führen.

Die Offenlegung gibt damit dem Leser oder dem Patienten die Möglichkeit, die Interessenkonflikte selbst zu beurteilen. Er kann das Risiko selbst einschätzen und sein Vertrauen schenken oder nicht.

Genügt die Deklaration von Interessenkonflikten?

Die Deklaration löst das Problem der Interessenkonflikte nicht. Die Deklaration ist also nur ein erster wichtiger Schritt. Wenn die Interessenkonflikte erkannt sind, können, falls nötig, weitere Massnahmen ergriffen werden. Zusätzliche Richtlinien können erlassen werden.

Das Ziel sollte die Vermeidung von Interessenkonflikten sein. Die Risiken von verzerrten Urteilen (Bias) und negativen Auswirkungen müssen reduziert werden. Denn diese stellen das eigentliche Problem dar.

Wie sollen Interessenkonflikte vermieden werden?

Interessenkonflikte können auch bei Beamten auftreten. Eine Regel diesbezüglich:

Entscheidend ist nicht, ob der verfügende Beamte tatsächlich befangen war, sondern nur, ob er es hätte sein können; schon die blosse Gefahr der Befangenheit ist zu vermeiden. An ihren Nachweis sind nicht allzu strenge Anforderungen zu stellen. Umstände, welche eine Voreingenommenheit zu begründen vermögen (E. 2.1).

Quelle: Auszug aus dem Beschwerdeentscheid der Rekurskommission EVD vom 7. November 1994

Zusammenfassung

Die Deklaration von Interessenkonflikten ist ein erster notwendiger, aber kein genügender Schritt zum richtigen Umgang mit Interessenkonflikten.

Weiterführende Literatur

Der Artikel basiert auf dem Fachbuch Interessenkonflikte in der Medizin: Hintergründe und Lösungsmöglichkeiten, Klaus Lieb, David Klemperer, Wolf-Dieter Ludwig, Springer, 2011. books.ch, amazon.de* Kapitel 5.


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