Barrierefreie Captchas in der Arzt-Auskunft: Es geht eben doch

Einsatz von Captchas bei der Arztbewertung der Arzt-Auskunft

Bildnachweis: Stiftung Gesundheit

Ein Dozent von mir zitierte gerne den wohl prägendsten Spruch der Behindertenbewegung: „Man ist nicht behindert, man wird behindert.“ Und er hatte recht. Ob farbliche Kontraste, unbeschriftete Fotos oder nicht untertitelte Videos – gerade das Internet birgt so viele Fallstricke für sehbehinderte und ältere Menschen, die gar nicht sein müssen.

Was bedeutet überhaupt „Barrierefreies Web“? Im Großen und Ganzen heißt es, dass jeder – Menschen mit und ohne Behinderung – eine Internetseite unabhängig von Browser und Hardware und ohne fremde Hilfe betrachten und nutzen kann. Hierzu muss sie inhaltlich verständlich und benutzerfreundlich sein. Ist die Seite gut strukturiert angelegt, können Programme, sogenannte Screenreader, die Seite für Menschen mit Seheinschränkung vorlesen. Das geht aber nur, wenn die Struktur stimmt. Ist eine Überschrift nicht als Überschrift, ein Textkörper nicht als Textkörper und ein Menüpunkt nicht als solcher formatiert, würde der Screenreader die korrekte Reihenfolge nicht erkennen können. Die Folge ist dann ein meist unverständlicher Wortsalat.

Auch bei gut strukturierten Seiten können Hindernisse auftauchen. Eine solche Hürde stellen die zur Verhinderung von Spam- und Werbeeinträgen gedachten Captchas dar. Diese Buchstaben-/Zahlenkombinationen sollen unterscheiden, ob ein Mensch oder eine Maschine die Eingaben in ein Formular vornimmt. Auf einem Bild werden beispielsweise verzerrte Buchstaben dargestellt. Die müssen die User in ein Feld eintragen, bevor sie bestimmte Funktionen der Website nutzen können. So soll erkannt werden, ob wirklich ein Mensch vor dem Computer sitzt oder ein sogenannter „Spambot“ die Angaben macht. Die Problematik besteht darin, dass ein Captcha in der Regel aus einer Grafik besteht, die der Screenreader nicht erfassen kann, da dem Bild keine Textalternative vorgegeben wird. Somit kann ein sehbeeinträchtigter Mensch die Abfrage nicht beantworten.

Doch eine Website kann auch auf anderem Wege vor Spam geschützt werden. Die Stiftung Gesundheit hat dies bei uns beauftragt. Sie betreibt die Arztsuche „Arzt-Auskunft“. Hier können Patienten ihren Arztpraxen Schulnoten geben. Natürlich möchte die Stiftung Gesundheit nicht, dass Spambots massenweise Bewertungen eintragen. Darum muss am Ende jeder Eingabe eine Authentifizierung stehen. Wir haben uns für eine kleine Rechenaufgabe entschieden. Die kann der Screenreader problemlos vorlesen. So können auch sehbehinderte Menschen zum Beispiel den Grad der Barrierefreiheit in der Praxis ihres Arztes kommentieren. Durch diese und ein paar zusätzliche Sicherheitseinstellungen bleibt der Spam ausgeschlossen. Es geht eben doch.

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