“Ach, da sind Sie ja…”, rief der Gashahn verzückt aus, als er meiner im Aufenthaltsraum gewahr wurde, als ich gerade in mein Käsebrötchen beißen wollte. Selbiges blieb mir sofort im Halse stecken, denn der säuselnde Tonfall des Herrn Oberarztes verhieß nichts Gutes. Er setzte sich auch sogleich neben mich und schlug einen verschwörerischen Tonfall an. “Ich hätte da eine Spezialaufgabe für Sie…”
“Nein, danke.”, sagte ich und konzentrierte mich wieder auf mein Käsebrötchen, was plötzlich eine gummiartige Konsistenz bekommen hatte.
“Doch, doch. Sie kennen doch den Willi…”
“Nein.” Den Willi kenne ich jetzt echt nicht mehr, war schon froh, dass sein PJ-Tertial jetzt endlich rum war und ich ihn nicht mehr sehen musste.
“Oh doch, Anna, Sie kennen den Willi sehr gut. Passen Sie auf, es ist Folgendes: Doktor Ungut hat beim Chef interveniert und dafür gesorgt, dass Willi nach seinem Examen eine Stelle bei uns bekommt.”
“Nein! Das hat er nicht wirklich getan!” Ich spuckte dem Gashahn fast ein halbes Käsebrötchen ins Gesicht, so heftig verschluckte ich mich. Der Gashahn tat, als würde er mein Röcheln nicht bemerken und fuhr seufzend fort: “Oh doch, das hat er getan. Ich weiß auch nicht, wieso er uns das antut, aber es kommt noch schlimmer. Der Ungut hat nämlich Sorge, dass der Willi die praktische Anästhesie-Prüfung nicht schafft.”
“Natürlich schafft er die nicht, aber das würde ich eher als Glücksfall bezeichnen.”, erwiderte ich, nachdem ich wieder Luft bekam.
“Nun…” der Gashahn lehnte sich in den Stuhl zurück. “Der Chef sieht das leider anders. Und der Ungut hat ihm zudem noch vermittelt, dass Sie dafür Sorge tragen könnten, dass er doch noch durch die Prüfung kommt.”
“Lieber nage ich mir das linke Bein ab.”
“Das ist sehr löblich von Ihnen, wird Ihnen aber nichts nützen. Der Chef war sehr deutlich in seinen Anweisungen. Sie haben dafür zu sorgen, dass der Willi die Prüfung besteht, und wenn nicht… nun, sagen wir mal so, er macht Ihre weitere Karriere davon abhängig.”
Jetzt musste ich doch noch einmal husten. “Was bitte? Warum macht das der Ungut nicht selbst?”
“Der fliegt morgen für drei Wochen auf die Kanaren, und die Prüfung ist schon heute in einer Woche. Prüfer ist übrigens Prof. Deutschmann, und der und unser Chef sind sich Spinnefeind, daher brauchen Sie es über diese Schiene gar nicht erst zu probieren.”
“Äh, und wie stellt sich der Chef das jetzt vor, dass ich dem Willi in einer Woche theoretische und praktische Anästhesie beibringe? Das haben wir alle doch in drei Monaten PJ nicht gepackt!”
Der Gashahn stand auf und klopfte mir ermutigende auf die Schulter. “Sie schaffen das schon. Und wenn nicht… naja, darüber wollen wir lieber nicht nachdenken…” Sprache und verschwand aus dem Aufenthaltsraum. Ich starrte ihm fassungslos hinterher.
Und nun? Irgendwie musste ich wohl oder übel dafür sorgen, dass Willi diese Prüfung bestand. Ich überlegte ernsthaft, ob ich den Ungut noch vor seinem Urlaub ermorden sollte. Der Gedanke schien mir gar nicht mal so abwegig, aber es würde mein akutes Problem nicht lösen. Eine Woche mit Willi zu lernen war zum einen sinnlos und zum anderen würde ich es seelisch nicht durchstehen. Es musste eine andere Lösung geben… Prof. Deutschmann war eine Kapazität am örtlichen Uniklinikum… da fiel mir etwas ein. In seiner Abteilung kannte ich doch einen Anästhesisten… ein Plan reifte in mir heran… Es konnte eigentlich nur in einer absoluten Katastrophe enden, aber es war meine einzige Chance… Seufzend nahm ich mein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer…
Wie geht es weiter? Wird Willi die Prüfung bestehen? Und was muss ich tun, damit Willi den Hauch einer Chance hat? Das erfahrt Ihr bald hier…