Der Tag der Prüfung war gekommen. Ich hatte alles vorbereitet und war eigentlich davon überzeugt, dass es mich mindestens meine Approbation kosten würde, was ich hier vorhatte. Die Prüfung war für 14 Uhr angesetzt und pünktlich um 13.45 Uhr schob mein Bekannter Frederick mich grinsend in die Einleitung von Saal 10 des ortsansässigen Uniklinikums. Dies war Fredericks Saal und zufällig auch der Saal der für Willi angesetzten Examensprüfung.
“Herr Professor Deutschmann, darf ich Ihnen Anna vorstellen, sie ist eine unserer neuen Anästhesieschwestern und fängt heute hier an. Ich fing leicht an zu hyperventilieren, ich als Anästhesie-Pflegekraft, ob das mal gut ging? Ich konnte ja noch nicht mal den Tubus vernünftig fixieren. Aber der Job gab mir Zugriff auf Willi und seine Prüfung, und anders wäre das nicht machbar gewesen. Willi lächelte selbstsicher. Natürlich war er eingeweiht. Oh, welch Demütigung. Am liebsten hätte ich ihm hier und jetzt sein blödes Grinsen aus dem Gesicht geprügelt. Er hatte mir vorher noch breit erklärt, er habe sich auch gar nicht auf die Anästhesie-Prüfung vorbereitet, schließlich habe ihm sein Onkel erklärt, dass das Gelingen in meiner Verantwortung läge. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte, bei Willi ist eh Hopfen und Malz verloren.
“Ah ja.”, sagte Professor Deutschmann. “Willkommen. Wir haben jetzt Prüfung, aber das macht ja nichts.” Damit wandte er sich wieder von mir ab. Frederick klopfte mir auf die Schulter. “Ich geh dann mal.”, sprach er und verschwand in seinem Saal, in dem noch ein Patient lag. Vor mir in der Einleitung lag bereits der nächste Patient. Die Frau kam zur Cholezystektomie, also eine ideale Prüfungspatientin. Ein Blick auf die Unterlagen sagte mir, dass sie 40 Jahre alt und als ASA II klassifiziert war, wahrscheinlich aufgrund ihres moderaten Übergewichts und der Tatsache, dass sie rauchte. Insgesamt waren jedoch keine Komplikation zu erwarten, obwohl ich mit Blick auf die Körperform der Dame erahnen konnte, dass die Intubation für einen Ungeübten schwierig werden könnte. Dankenswerterweise waren die Medikamente für die Einleitung bereits aufgezogen und alles gerichtet, so dass ich mich nicht um diese Dinge kümmern musste. Auch war die Patientin bereits an den Monitor angeschlossen und hatte einen peripheren Zugang. Frederick hatte die eigentlich zuständige Schwester instruiert, mir das Leben so leicht wie möglich zu machen.
Professor Deutschmann sah auf seine Uhr. “Nun, Herr Willi, dann wollen mir mal loslegen. Erzählen Sie mir doch kurz etwas über die Patientin und über die anstehende OP. Wie ist sie klassifiziert, was wird gemacht und welche Komplikationen erwarten Sie?”
Die Patientin sah Willi an. Professor Deutschmann sah Willi an und Willig sah mich an. Ich warf die Augen gen Himmel. Ich griff vorsichtig in die Tasche meines Oberteils und holte eine Karteikarte heraus. Darauf schrieb ich ein paar Stichpunkte…
Wie geht es weiter? Wird Willi die Prüfung bestehen? Kann ich ihm überhaupt helfen? Das alles erfahrt Ihr im nächsten Teil…