Meine ersten Eindrücke von Serabu

Ein Bericht von Christian Gross, Kinderarzt aus Salzburg, über seinen Einsatz in Sierra Leone

Abenteuer war es bisher noch keines, sehr vieles aber bereits etwas abenteuerlich. So die Überfahrt als einziger Fahrgast in einer Schaluppe nachts vom „internationalen“ Flughafen über stürmische See in die Hauptstadt Sierra Leones, Freetown. Am nächsten Tag präsentierte sich die Stadt quirlig und freundlich und schien von jungen, adrett gekleideten Schülern und Studenten nur so überzuquellen.

Sierra Leone Freetown Hafengebiet Slum

Hatte man endlich den endlosen Verkehrsstau der Metropole geschafft ging es dann plötzlich fast ohne Verkehr über welliges Buschland weiter. Anfangs noch über eine gut ausgebaute Straße, die letzten 2 Stunden dann aber über eine knochenbrechende Staubpiste bis wir spät abends in Serabu ankamen.

Sierra Leone Serabu Taxi Busch Staubpiste

In unserem Doctors’ House von den 3 KollegInnen aus Deutschland freundlich in Empfang genommen, wurden dann die Mitbringsel ausgepackt. Einiges an medizinischen Materialien und auch kleine „Leckerlis“, alles Dinge, die hier so unendlich kostbar erscheinen, weil sie einfach nicht zu bekommen sind. Da ich beschloss nicht freiwillig noch einmal die beschwerliche zweistündige Fahrt durch den Busch auf mich zu nehmen, war klar: dieser Ort würde für die nächsten 6 Wochen, bis zum Ende meines Aufenthaltes, mein Zuhause sein. Das Krankenhaus und das Dorf Serabu.

Serabu Sierra Leone Ärzte Kind

Man kann sich von hier eigentlich ohnehin nicht auch nur für einige Stunden mit gutem Gewissen verdrücken, ist man doch praktisch 24 Stunden und 7 Tage die Woche im Dienst. Das Handy, das alle Mitarbeiter haben müssen, kann einen jederzeit zu einem Notfall rufen und das kommt leider auch sehr häufig vor.

Am meisten beschäftigt war und ist wohl unser Chirurg Rolf. Er hat in seinen 7 Wochen im Einsatz über 120 kleinere, aber überwiegend auch große und schwierige Eingriffe unter einfachsten medizinischen Bedingungen vorgenommen. Mit der großartigen Unterstützung seines einheimischen Teams verliefen diese meist dennoch erfolgreich und damit lebensrettend. Unter den Eingriffen waren viele dringliche Kaiserschnitte. Die Senkung der so erschreckend hohen Mütter- und Kindersterblichkeit ist ein vorrangiges Anliegen unserer Bemühungen in Sierra Leone.

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Aber auch die Kinderärztin Anneliese hatte vollauf zu tun mit bis zu 40 stationären Kindern. Fast alle leiden an dem großen Killer diese Landes, der Malaria in ihrer gefährlichsten Form. Der Fiebertod kann innerhalb weniger Stunden zuschlagen und tut es leider auch viel zu oft. Auch unser ärztlicher Einsatz, oder eine Bluttransfusion (meist von einem Verwandten) kommt dabei zu spät. Kaum vorzustellen wie viel schlimmer die Situation in der Regenzeit sein muss, wenn die Zahl der Malaria-Erkrankungen um ein vielfaches steigt. Momentan hat es hier schon lange nicht mehr geregnet.

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Unsere Internistin Anna hat mit den vielen, oft auch chronisch kranken Erwachsenen ebenfalls vielfältigste Krankheitsbilder stationär zu behandeln und betreut die große allgemeine Ambulanz. Wir sind tagsüber und häufig auch nachts voll ausgelastet.

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